Veranstaltungstipps Bryan Adams: "Ich glaube, ich bin ganz vorzeigbar"

Das Gespräch führte Steffen Rüth
 Foto: PR

Bryan Adams blickt auf eine bereits mehr als 40-jährige Karriere zurück. Und er kommt nicht aus der Mode: Auch heute noch ist der Kanadier international erfolgreich.

 
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Bryan, an wen richtest du die Botschaft „Shine A Light“?
Tatsächlich an mich selbst. Aber ich schrieb das Lied in der Zeit, in der mein Vater von uns ging, insofern denke ich beim Singen jetzt immer an ihn.

War es dir wichtig, mit einer starken, positiven Botschaft zurückzukommen?
Es freut mich, dass du den Song so empfindest. Ja, das ist mir sogar sehr wichtig. Gerade auch in diesen turbulenten Zeiten.

Ed Sheeran hat mit dir zusammen an „Shine A Light“ geschrieben. Wo habt ihr euch getroffen und wie lief die Zusammenarbeit ab?
Wir waren beide gleichzeitig in Irland, um Konzerte zu spielen. Ich habe ihn nach seiner Show besucht, wir sind was trinken gegangen und noch in dieser Nacht zu Freunden geworden. Die Songidee habe ich ihm ein paar Wochen später geschickt. Er war begeistert und hat mir geholfen, „Shine A Light“ zu vollenden. Ich schreibe meistens erstmal Ideen auf und vollende sie später, insofern war das perfekt.

Jennifer Lopez singt mit dir das Duett „That’s How Strong Our Love Is“. Wie kam das Stück zustande?
Email. Ich schrieb ihrem Manager, weil ich fand, der Song würde große Klasse sein für uns beide.

Seid ihr befreundet?
Nein, ich habe J.Lo tatsächlich nur einmal getroffen, vor Jahren in Madrid. Sie ist ein reizender Mensch, und es ist mir eine Ehre, mit ihr zu singen.

Worum geht es in „Part Friday Night/ Part Sunday Morning“? Du singst über einen Menschen, der ein bisschen schüchtern, aber auch ein bisschen draufgängerisch ist. Bist du das?
Nein, das Lied handelt von einem Mädchen, das zur Hälfte Partygöre und zur Hälfte so brav ist wie die Heilige Messe. Also ein wandelnder Widerspruch und jemand, aus dem du nicht recht schlau wirst.

Und wer hat die wirklich schöne Ballade „Talk To Me“ inspiriert?
Meine beiden Töchter. Ich hatte mich immer gefragt, was sie wohl sagen würden, sobald sie richtig sprechen können, und mittlerweile stecken die zwei mich bei unseren Unterhaltungen locker in die Tasche. Die beiden sind jetzt sechs und fast acht Jahre alt. Ich finde es so schön, dass sie immer zu mir kommen und mir alles erzählen, was sie auf dem Herzen haben.

Du hast auch deine Version von Thin Lizzys „Whisky In The Jar“ eingespielt. Ein altes Lieblingslied von dir?
Ein neues Lieblingslied von mir. Ein phantastischer Live-Song. In Wirklichkeit ist „Whisky In The Jar“ ein alter irischer Folksong aus dem 19. Jahrhundert.

Auf „Shine A Light“ ist mal wieder so ziemlich alles drauf- Rock, Pop, Soul, Country, Rockabilly. Wolltest du so etwas wie das Gesamtbild von Bryan Adams malen?
Ach, seien wir ehrlich. Alle meine Alben klingen doch irgendwie ganz schön ähnlich. Es ist meine Stimme, die den ganzen Laden zusammenhält. Du könntest jeden Song vom neuen Album nehmen und ihn auf „Reckless“ packen, das 1984 rauskam.

Wer hat überhaupt produziert?
Den Titelsong habe ich selbst produziert. Und ansonsten war bis auf zwei Ausnahmen Bob Rock der Produzent.

Ist „Don’t Look Back“ ein persönlicher Abgesang an jede Form von Nostalgie?
Ja. Ich halte rein gar nichts davon, in der Vergangenheit zu leben. Was bringt mir das? Null. Ich denke nicht darüber nach, was ich getan habe, sondern darüber, was ich tun werde und tun möchte.

Was möchtest du denn am 5. November 2019 tun?
Nun denn. Mein Sechzigster. Wer weiß, vielleicht überrasche ich mich noch selbst und schmeiße eine Party. Aber mindestens wird es ein mexikanisches Dinner geben, selbstverständlich rein vegan.

Bekommst du es hin, die Verbindung zwischen 60 Lebensjahren und dir selbst herzustellen?
Nicht besonders gut, nein. Aber ich komme damit klar.

Mit Mitte 30 hast du behauptet, „18 Til I Die“ zu sein, also 18 bis zum Tod. Passt dieser Vorsatz noch zu deinem Leben?
Ja. „18 Til I Die“ ist eine Metapher für mein Leben. Wer will denn schon alt werden und sich auch noch wie ein alter Mensch benehmen. Ich ganz bestimmt nicht. Danke schön (auf Deutsch).

Du präsentierst dich auf dem Albumcover mit nackter Brust. Macht es dir Spaß, der Welt zu zeigen, wie schlank und fit du aussiehst?
So habe ich das bis jetzt gar nicht betrachtet, aber ja, wo du es nun erwähnst: Doch, doch, ich mag es, mich zu präsentieren. Ich glaube, ich bin ganz vorzeigbar. Und, der ernste Teil der Antwort: Vielleicht kann ich mit meinem Äußeren ein bisschen Werbung für gesunden Lebenswandel machen. Langsam verschiebt sich in der Gesellschaft ja einiges zum Besseren und immer mehr Menschen erkennen, wie gefährlich Alkohol, Fleisch und Fisch für uns sind.

Was tust du abgesehen von veganer Ernährung für deinen Körper?
Ich versuche, jeden Tag meine Gymnastik zu machen. Stretching und so, bisschen Ausdauer dazu.

Du hast unlängst in Berlin-Schöneweide dein Atelierhaus eröffnet. Wie läuft es?
Sehr gut. Zwei Künstlerateliers sind schon eingezogen, das Haus selbst ist wirklich ein schöner Ort.

Aktuell ist in Berlin in der Galerie „Camera Work“ deine Ausstellung „Exposed“ zu sehen. Welche Fotografie-Projekte stehen darüber hinaus für dich an?
Ich werde dieses Jahr ein neues Buch mit Portraits veröffentlichen. Es heißt „Homeless“. Ich zeige darin Menschen, die in London auf der Straße leben.

Apropos London: Du lebst seit Jahren im Stadtteil Chelsea. Der Brexit ist eine seltsame Sache, oder? Erwartest du Chaos und ist es momentan eine Überlegung für dich, England zu verlassen?
Sagen wir: Es sind interessante Zeiten, in denen wir leben. Ich habe Großbritannien vor zwei Jahren verlassen, um in New York an dem Musical „Pretty Woman“ zu arbeiten und habe zurzeit keine Pläne, nach England zurückzukehren.

Zusammen mit deinem langjährigen Kreativpartner Jim Vallance hast du die Musik für das „Pretty Woman“-Musical geschrieben, 20 Songs insgesamt. Wie ist das zustande gekommen?
Ich war schon lange heiß auf diese Aufgabe, vor zehn Jahren schon hatte ich meine Fühler ausgestreckt. Als ich hörte, dass „Pretty Woman“ nun tatsächlich für die Bühne umgesetzt werden sollte, bin ich bei den Produzenten vorstellig geworden und habe den Job bekommen.

Inwieweit unterscheidet sich das Songschreiben für ein Musical vom Songschreiben für dich selbst?
Das Komponieren für „Pretty Woman“ war eine wirklich besondere Erfahrung, ich würde es sofort wieder tun, selbst wenn es fürchterlich viel Arbeit war. Der Unterschied zu meinen eigenen Platten ist der: Du schreibst beim Musical für ein spezifisches Szenario, und das probierst du so lange, bis es passt und alle zufrieden sind. Und dann machst du weiter mit der nächsten Szene. Ein Knochenjob. Aber ein faszinierender.

„Pretty Woman“ startet im September in Hamburg. Bist du aufgeregt?
Ich freue mich darauf. Ich kann es kaum erwarten, unsere Songs auf Deutsch zu hören.

Warst du damals, als der Film rauskam, eigentlich auch in Julia Roberts verknallt?
Klar (lacht). Wer nicht?

Bryan Adams auf Tour

Der kanadische Rocksänger geht auf „Shine a Light Tour 2019“ und gastiert am 11. Juni um 20 Uhr in der Olympiahalle in München. Karten dafür gibt es bei uns.