Herr Seiler, macht es Spaß, ein Popstar zu sein?
Mit "Ham kummst" widerfuhr Seiler und Speer ein Megahit.
Herr Seiler, macht es Spaß, ein Popstar zu sein?
Das österreichische Duo Seiler und Speer ist in diesem Jahr zum ersten Mal mit beim "Tambacher Sommer" dabei: Am Samstag, 22. Juli, 20.30 Uhr, treten Christopher Seiler und Bernhard Speer im Innenhof des Tambacher Schlosses im Coburger Land auf. Karten für das Konzert gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.
Ihre Party-Hymne "Ham kummst" ist einer der größten österreichischen Hits seit Jahren. War das zu erwarten?
Und sind Sie ihr für alle Zeiten die Band mit dem Wiesn-Hit?
Im Video zu Ihrer Single "I was made" spielen Sie verschiedene andere Popstars, zum Beispiel die Amigos. Nehmen Sie da die Kollegen auf die Schippe?
Nein, nein, wir verarschen da nicht in erster Linie die Rockgeschichte oder andere Musiker, sondern uns selbst. Wir waren im vergangenen Jahr so präsent, wir konnten uns selbst nicht mehr sehen. Deshalb haben wir uns verkleidet. Eigentlich sind wir ja immer eher Leute gewesen, die im Hintergrund mitgemischt haben.
Sie sind Kabarettist und Schauspieler, Bernhard Speer ist Filmemacher. Ist es eine große Umstellung, jetzt Rockpopmusiker zu sein?
Nein, der Schritt war nicht schwer. Ich bin auch als Kabarettist und generell kein Kind von Traurigkeit, der Rock 'n' Roller steckt schon in mir.
Das neue Album "Und weida?" klingt ernsthafter als das Debüt "Ham kummst". Woran liegt das?
Wir haben ja praktisch nebenher und aus Spaß mit der Musik angefangen. Dann waren wir zwei Jahre lang sehr viel auf Tournee, haben unheimlich viel gespielt. Musikalisch ist das neue Album für uns ein Riesenschritt, was wir natürlich auch unserer tollen Band, der MeliBar Combo und unserem Produzenten Daniel Fellner zu verdanken haben.
Wie wichtig ist der Spaßfaktor?
Der ist schon sehr wichtig, aber man hat auch andere Ansprüche inzwischen. Vom Klang ist die neue Platte fetter und gereifter, von der Lyrik ausdrucksstärker, weniger proletenhaft. Stücke wie "Madl mach die Augen auf", "A letztes Schluckerl" oder "Leich in da Donau" sind schon sehr tiefgründig und melancholisch. Herzschmerz nimmt auch eine größere Rolle auf dem Album ein, "I was made" zum Beispiel persifliert den Lug und Trug, den man heute erlebt, wenn man jemanden kennenlernt.
Politische Songs gibt es keine.
Na, das stimmt so nicht. In "Weck mi auf" geht es darum, wie unsere Gesellschaft durch Technik und Fortschritt ferngesteuert und manipuliert wird, das ist sehr politisch. Parteipolitisch versuchen wir in der Tat in der Mitte zu stehen. Wir haben in Wien beim "Voices for Refugees"-Konzert gespielt und waren die einzige Band, die sich nicht für oder gegen bestimmte Parteien geäußert hat. Sondern wir haben an die Menschlichkeit appelliert.
Sie und Bernhard Speer machen auch die Satireserie "Horvathslos" zusammen, mittlerweile sind drei Staffeln erhältlich. Warum gibt es die Sendung nicht im TV, sondern nur online und auf DVD?
Am Anfang wollte uns kein Sender haben, und jetzt, wo wir erfolgreich sind mit der Show, haben wir kein Interesse mehr. Wir sind unabhängig, wir machen so viel wie möglich selber, das ist uns immer schon wichtig gewesen. Aus künstlerischer Sicht hat "Horvathslos" meiner Meinung nach auch keinen Platz im Fernsehen.
Ist das Verhältnis zwischen Frauen und Männern bei Ihren Konzerten ausgeglichen?
Interessanterweise kommt sogar ein Tick mehr Frauen. Bei "Horvathslos" ist das Publikum hingegen komplett männlich, so eine grausige Figur wie der von mir gespielte Anton Horvath kommt bei den Frauen offenbar nicht an.
Sie singen Dialekt. Nie überlegt auf Hochdeutsch zu singen? So könnten Sie noch mehr Menschen erreichen.
Nein, gar nicht. Wir freuen uns, dass wir trotz Dialekt auch in Deutschland so gut ankommen, aber der Dialekt bleibt, da gibt es keine Kompromisse. Es macht auch nichts, wenn ein Hochdeutscher das nicht versteht. Spaß haben an unserer Musik kann er trotzdem.Das Gespräch führte Steffen Rüth