Veranstaltungstipps Grahame Patrick: "Elvis taucht in meinen Träumen auf"

Das Gespräch führte Olaf Neumann
 Foto: Veranstalter

Grahame Patrick gilt als der weltbeste und erfolgreichste Elvis-Presley-Darsteller. 2018 ist der 46-jährige Sänger aus Dublin wieder mit „Elvis – Das Musical“ auf großer Tour.

 
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Mr. Patrick, wann wurden Sie vom Elvis-Virus infiziert?
Als ich Elvis das erste Mal im Fernsehen singen hörte, war ich zwei Jahre alt. Mit sechs fing ich an, seine Songs zu singen. Und als Teenager begann ich, seine Platten zu sammeln.

Ist es nicht ziemlich ungewöhnlich, dass Sie als Ire ein Faible für die amerikanische Sangesikone schlechthin entwickelt haben?
Schuld daran ist das Fernsehen. Bei uns in Irland liefen jeden Samstag Elvis-Filme. Irgendwann hatte es mich gepackt. Ich war fasziniert von seiner Stimme und seiner Art aufzutreten. Elvis hatte Klasse! Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal mit seinen Songs auftreten würde. Ich wusste zwar schon immer, dass ich Entertainer werden wollte, aber an ein Elvis-Tribut dachte ich dabei ganz bestimmt nicht. Mit meiner ersten Band spielte ich alle möglichen Arten von Musik, darunter auch ein, zwei Elvis-Titel.

Wie wurden Sie schließlich zu einem gefragten Elvis-Darsteller?
Durch viele Zufälle. Anfangs trat ich häufig in Absturzkneipen auf. Erst mit der Zeit fand ich heraus, dass es das erfolgreiche Genre „Tribute Artist“ gibt. Drei Jahre nachdem ich Profi wurde, verschlug es mich nach Las Vegas, wo ich einige Jahre in einem großen Hotel und Casino auf dem Strip spielte. Dort lernte ich unter anderem die Righteous Brothers kennen. Sogar Michael Jackson sah sich meine Show an. Ich fühlte mich wie ein Kind in einem Süßwarenladen.

Und wie fühlten Sie sich als Europäer in der Glitzerstadt Las Vegas?
Nach einer Weile hatte ich genug von dem Vegas-Lifestyle und wollte wieder etwas anderes machen. Alles änderte sich, als ich in Las Vegas auf den Deutschen Bernard Kurz traf, der zu meinem Produzenten wurde.

Es gibt tausende von Elvis-Darstellern. Kritiker halten Sie für einen der Besten. Wie würden Sie Ihre Art zu singen beschreiben?
Gute Frage. Ich bin selbstverständlich von Elvis beeinflusst. Es ist ja auch mein Job, ihm ähnlich zu sein. Das wird von mir geradezu erwartet. Aber eigentlich klinge ich gar nicht wie er, denn es gab nur einen Elvis. Was ich mache, ist eine Hommage an ihn, ich will ihn nicht eins zu sein kopieren. Ich habe natürlich auch andere Inspirationen. Ich liebe die Bee Gees, die Everly Brothers und viele andere Künstler.

Manche Elvis-Darsteller haben sich sogar operieren lassen, um ihrem Idol noch ähnlicher zu sein. Wie denken Sie darüber?
Ich möchte das nicht bewerten. Da ist schon sehr extrem, aber wenn es diese Leute glücklich macht ... Ich für meinen Teil habe viel über Elvis gelesen und seine Konzerte und Platten ausgiebig studiert. Ich bin mit Kopfhörern ins Bett gegangen und mit seiner Musik eingeschlafen. Ich habe seinen Ton in mir aufgesaugt. Zuweilen taucht Elvis sogar in meinen Träumen auf. Das ist manchmal ein bisschen unheimlich. Ich habe es sogar geschafft, in seinen Zirkel zu kommen, aber ich werde Elvis niemals persönlich treffen, was echt bedauerlich ist. Umso glücklicher bin ich, dass ich zusammen mit dem legendären Stamps Quartet auftreten darf.

Haben Sie Ed Enoch vom Stamps Quartet über seine Zeit mit Elvis ausgefragt?
Nicht wirklich. Ich mag es nicht, Leute auszuquetschen, ich lasse Ed einfach reden und stelle ihm ab und zu eine Frage. Er hat mir im Lauf der Zeit viele persönliche Geschichten von seinen Tourneen mit Elvis erzählt. Auf diese Weise komme ich dem Mythos Stück für Stück näher.

Sie haben die Songs von Elvis tausende Male gesungen. Wie erhalten Sie sich Ihren Enthusiasmus?
Das ist die eigentliche Herausforderung! Ich versuche immer, in die Songs hineinzuschlüpfen und in ihnen etwas Persönliches zu finden. Es geht beim Singen ja um Gefühle, damit erreicht man das Publikum am besten. Im Saal sitzen zwangsläufig nicht nur Elvis-Fans, sondern auch Leute, die einfach nur neugierig sind auf unsere Show. Würde ich ein Konzert ausschließlich für Fans spielen, würde das Repertoire völlig anders aussehen. Dann würde ich wahrscheinlich auf die großen Hits verzichten zugunsten obskurerer Titel.

Welche Songs aus Elvis Presleys großem Repertoire fordern Sie als Sänger am meisten heraus?
Vor manchen Songs hatte ich anfangs einen regelrechten Bammel. „An American Trilogy“ gehört definitiv dazu, aber ich singe den Titel nicht in der Show. Herausfordernd auch „What Now My Love“, „Love Me, Love The Life I Lead“ oder der Gospel „He Touched Me“, den ich mit dem Stamps Quartet singe. Im Lauf der Jahre habe ich viel an meiner Stimme gearbeitet. Mir ist es wichtig, dass es nicht gezwungen wirkt, wenn ich etwas von Elvis singe. Es soll ganz natürlich rüberkommen. Auf dieses Level zu kommen kostet viel Zeit. Wenn ich mich nicht immer wieder herausfordern würde, wäre es irgendwann langweilig.

Der späte Elvis Presley war nicht besonders glücklich. Können Sie das ausblenden, wenn Sie seine Songs singen?
Ich bringe in die Show auch meine Lebenserfahrung mit ein. Der Song „You Gave Me A Mountain“ handelt von Tod, Verlust und Trennung. Das sind Erfahrungen, die auch ich gemacht habe. Mein Sohn lebt in Amerika, das macht mich oft traurig. Es sind meine Gefühle, die ich in diese Songs hineinstecke. Ich frage mich beim Singen nicht, wie Elvis es gemacht hätte. Dennoch haben wir viele Gemeinsamkeiten.

Gilt der Beifall Ihnen oder Elvis?
Ich hoffe, uns beiden. Ohne Elvis würde ich heute nicht singen. Offensichtlich teilen das Publikum und ich die Faszination für ihn. Wenn ich die Leute mit meinem Gesang berühre, macht mich das glücklich. Für das Publikum bin ich Elvis‘ Medium.

Glauben Sie an Reinkarnation?
Ich war sechs, als er starb. Ich kann de facto nicht seine Wiedergeburt sein. (lacht)

Elvis Presleys Hüftschwung ließ Frauen reihenweise in Ohnmacht fallen und seine Musik elektrisierte eine ganze Generation. Ist das auch heute noch so?
Nun, es ist in jedem Land ein bisschen anders. In Las Vegas sind die Leute vor Begeisterung auf die Tische gesprungen. Und in Malta bin ich mal in einer TV-Show aufgetreten. Anschließend wurde ich zu einer großen Party eingeladen. Es war so voll, dass überhaupt kein Durchkommen war. Ganz schön strapaziös, aber auch aufregend. Ich bin ja kein Star, sondern ein ganz normaler Typ. Ich bin dann einfach auf einen Tisch geklettert und habe ein bisschen Entertainment gemacht. In dem Moment verstand ich, wie die Beatles und Elvis sich gefühlt haben mussten. Wenn ich für eine Firmenfeier gebucht werde und am Ende das Gefühl habe, dass alle nur meinetwegen gekommen bin, dann habe ich alles richtig gemacht.

Elvis Presley wurde „The King Of Rock’n‚Roll“ genannt. Er selbst soll immer gesagt haben, dass es für ihn nur einen König gäbe: Jesus Christus. Wie denken Sie über den gläubigen Elvis?
Immer wenn ich seine Gospelplatten auflege, habe ich das Gefühl, wirklich in seine Seele blicken zu können. Weil er so tief empfinden konnte und sich überhaupt nicht verstellt hat. Das war der pure Elvis.

Warum ist Elvis Presley auch über 40 Jahre nach seinem Tod noch einzigartig?
Ich kann dazu nur sagen, dass er sehr, sehr viele Menschen tief berührt hat. Das hatte nicht nur etwas mit seiner Musik zu tun, sondern auch mit seinem Image. Er hatte eine ganz bestimmte Art, aufzutreten und sich zu kleiden. Er war in jeder Hinsicht einzigartig. Wenn ich mir anschaue, wie er seine Mutter, seinen Vater und seine Fans behandelte, dann komme ich zu dem Schluss, dass er ein großzügiger Mensch war. Er wurde ja quasi vom Tellerwäscher zum Millionär. Auf der anderen Seite fühlte der Superstar Elvis in sich eine Leere, was ihn gleichzeitig zu einer tragischen Gestalt machte. Aber er hatte auch einen ausgeprägten Sinn für Humor.

Haben Sie etwas, was ihm gehörte?
Ja, ich habe ein paar Manschettenknöpfe, die ihm gehörten. Etwas Kleines, das ich tragen kann. Das finde ich sehr schön.

Kennen Sie seine Familie persönlich?
Leider bin ich Priscilla und Lisa Marie nie begegnet. Mein insgeheimer Wunsch ist, sie einmal privat zu treffen und nicht im Rahmen der Show. Ich würde ihnen auch nicht sagen, was ich mache. (lacht) Vor zehn Jahren wollten die Nachlassverwalter sämtliche Elvis-Darsteller verbieten, aber das hat nicht funktioniert. Sie haben dann den Spieß umgedreht und in Memphis Elvis-Wettbewerbe veranstaltet. Der Gewinner bekam ihren offiziellen Segen. Ich habe kein Interesse an solchen Wettbewerben, ich bin auch ohne Genehmigung glücklich. Dafür bin ich einfach schon zu lange dabei. Mir genügt es, wenn das Publikum mich respektiert.

Wollen Sie bis ans Ende Ihrer Tage Elvis-Songs singen?
Irgendwann werde ich damit aufhören. Ich habe keine Ahnung, wann das sein wird, aber ich weiß, dass ich gern noch andere musikalische Richtungen ausprobieren möchte. Schauen wir mal. Im Moment bin ich jedenfalls noch sehr mit den Elvis-Shows beschäftigt und das ist ein Segen. Doch eines Tages werde ich den Overall an den Nagel hängen und ich selbst sein.

Elvis - das Musical

Das Musical zu Ehren von Elvis Presley ist am 26. April um 20 Uhr in der Meistersingerhalle in Nürnberg zu erleben. Karten gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.