Sie sind in der Elfenbeinküste geboren. Wie war Ihre Kindheit dort?
Ich komme aus dem Westen der Elfenbeinküste. Meine Kindheit war etwas schwierig, da ich mit einem langen und spitzen Hintern, sowie einem sehr, sehr langen Hals geboren wurde. Meine Mutter war sehr traurig, mich mit diesen Missbildungen zu sehen. Schon bald wurde ich zu den Mülleimern gesetzt, da die Leute dachten, dass ich ein „unglücksbringendes“ Kind, ein „Kind des Teufels“ wäre.
Aber eines Tages ist eine Frau aus dem Nachbardorf zu mir gekommen, die von mir geträumt hatte. Und sie sagte, dass ich „Momboye“ heiße. Momboye bedeutet der Erbe, der Affenbrotbaum, der Beschützer. Daraufhin haben sie angefangen Opfergaben und Zeremonien abzuhalten und ich bekam sehr schnell einen „normalen“ Körper.
Mein Hals begann normal zu werden und mein Hintern wurde wie bei jedem anderen. Bis dahin war es für meine Mutter etwas schwierig, denn sie musste ein Loch graben, damit ich sitzen konnte. Sie musste auch sehr viel Stroh um meinen Hals wickeln, damit mein Hals überhaupt halten konnte.
Mein Großvater war der große Stammesführer. Als er immer älter wurde, wollte er meinen Vater als Nachfolger ernennen. Aber er wollte nicht. Er hat sich dann zum Islam bekehrt.
Deswegen wurde ich von meinem Großvater für die Initiation zum Stammesführer ausgewählt. Und ich habe diese Chance genutzt und habe dieses Initiationsritual gemacht, bei dem ich sehr viele Dinge gelernt habe, die heute für meine Arbeit sehr nützlich sind.

Wie sind Sie zum Tanzen und dann zu dem Nationalballett gekommen?
Zum Tanzen bin ich gekommen, da ich während der Initiation in meinem Dorf die rituellen Tänze gelernt habe. Tanzen war für mich ein wichtiges Ausdrucksmittel, da ich unter großen angeborenen Sprachschwierigkeiten litt, ich stotterte sehr stark. Der Tanz war mein Kommunikationsmittel. Ich habe also mit der Initiation angefangen zu tanzen, und als ich zurück im Dorf war, wurde ich von allen zum Tanzen aufgefordert.
Der Direktor des Nationalballetts entdeckte mich, als ich in die Hauptstadt der Elfenstadtküste kam. Ich hatte dadurch die Chance viele Tänze der Elfenbeinküste zu lernen.

Sie waren in Frankreich und in der ganzen Welt, sind Sie je wieder nach Afrika zurückgekommen?
Bevor ich nach Frankreich kam, konnte ich zuerst die USA kennenlernen. Dort besuchte ich fünf Jahre lang die Schule von Alvin Ailey und habe sehr viel gelernt. Danach bin ich nach Paris gekommen, wo es viele Afrikaner gab. Aber die waren alle in der Stadt verstreut. Ich habe mich auf das Ziel fixiert, einmal eine Tanzschule zu haben, in die alle Afrikaner kommen können, um zu lehren und um ihre Kultur zu teilen. Ich habe dann eine Tanzkompanie gegründet, die die ganze Welt bereist hat. Ab und zu kehre ich in meinem Land zurück, um zu unterrichten und um die neue Generation auszubilden.

Wann haben Sie das erste Mal von AFRIKA! AFRIKA! gehört? Was war Ihr erster Eindruck?
Ich bin für AFRIKA! AFRIKA! so 2003 oder 2004 kontaktiert worden, ich weiß es nicht mehr… Ich bin von der Produktionsfirma kontaktiert worden, die mich in Paris besucht hat. Danach habe ich André Heller in Italien getroffen. Er hat mir erklärt, was er mit AFRIKA! AFRIKA! vorhatte. Ich war wirklich sehr beeindruckt, weil er über Afrika reden und es in Szene setzten wollte. Das hat mich sehr berührt. Er hat mich dann gefragt, ob ich sein Assistent sein möchte, um mit ihm AFRIKA! AFRIKA! zu inszenieren. Und das war ein sehr, sehr schönes Abenteuer.

War es Ihre erste Begegnung mit Andre Heller?
Ja, das war meine erste Begegnung und es war magisch. Dieser Mann besitzt die Fähigkeit, die Menschen über ihre Grenzen hinauswachsen zu lassen. Das hat mich wirklich beeindruckt.

Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm heutzutage?
Andre Heller ist wie mein Vater, mein Freund, mein großer Bruder. Wir sind immer im Kontakt. Ich habe noch vor kurzem mit ihm telefoniert. Es ist wirklich jemand, der einen großen Platz in meinem Leben einnimmt. Er hat mich durch AFRIKA! AFRIKA! bekannt gemacht hat. Heute bin ich weltweit gefragt.

Was ist, für Sie, die Besonderheit von AFRIKA! AFRIKA! ?
AFRIKA! AFRIKA! hat eine Besonderheit: es ist für alle! Die Besonderheit von AFRIKA! AFRIKA! ist aber auch die Vielfalt der Talente. Wie soll ich sagen… die afrikanischen Präsidenten, die Führer, die Politiker haben mehrmals versucht eine afrikanische Union zu kreieren. Aber mit sehr viel Schwierigkeiten. Aber mit AFRIKA! AFRIKA! ist es uns gelungen eine afrikanische Union zu kreieren, weil es eine Show ist, die mehrere afrikanische Nationalitäten zusammenbringt. Und auf der Bühne gibt es eine besondere Harmonie, eine Energie, eine Kreativität, Talente… es ist wunderschön.


An wen richtet sich AFRIKA! AFRIKA!?
Die ganze Familie kann sich dort wiederfinden, die Kleinen als auch die Großen. Es ist eine Show, die das Leben, den Menschen, die Großzügigkeit zelebriert. Aber auch den Traum und die afrikanische Hoffnung. Die Künstler hoffen, dass die ganze Welt das afrikanische Talent und die afrikanische Großzügigkeit darin entdeckt.

Welche Erinnerungen oder Anekdoten bei dem Thema AFRIKA! AFRIKA! fallen Ihnen ein?
Ich habe sehr gute Erinnerungen an AFRIKA! AFRIKA! Wir haben beispielsweise Künstler kommen lassen, aber leider waren es nicht die richtigen und André Heller war überhaupt nicht zufrieden. Er wollte sie zurückschicken. Das hat mir wehgetan. Ich konnte meine Brüder nicht so einfach gehen lassen. Darum habe ich vorgeschlagen, die Nummern zu ändern und neu zu gestalten. Er war damit einverstanden, unter der Bedingung, dass ich etwas daraus mache, das ihn berührt. Ich habe es geschafft und es hat ihn sehr geprägt. Diese Nummer ist zu einer der berühmtesten von AFRIKA! AFRIKA! geworden.
Was mir außerdem noch einfällt und mich auch ein bisschen traurig macht, ist die Tatsache, dass die Künstler, die lange mit AFRIKA! AFRIKA! unterwegs waren, Sehnsucht nach ihren Familien hatten. Daher haben wir mit allen Artisten eine Familie gegründet, die sich jeden Tag sieht, um die Sehnsucht zu verringern.
Was mich sehr berührt hat, sind die vielen Menschen, die durch AFRIKA! AFRIKA! ihre Familie ernähren konnten. Das ist wirklich etwas Außergewöhnliches.

Und seien Sie ehrlich, haben die Afrikaner mehr Rhythmus und Lebensfreude als die Europäer?
Nein, ich denke nicht, dass alle Afrikaner Rhythmusgefühl haben. Zwar haben sie keine Angst oder schämen sich nicht sich zu bewegen, aber deswegen haben sie nicht mehr Rhythmus. Die Lebensfreude, ja. Weil sie nur das haben, um das Leben auszuhalten oder um im Leben weiter zu kommen. Es sind ja nicht alle reich. Es gibt auch arme Menschen. Aber diese Lebensfreunde erlaubt jedem, die Etappen des Lebens zu bewältigen. Und die Hoffnung begleitet sie immer und immer wieder.

Was haben Sie für AFRIKA! AFRIKA! 2018 entschieden? Was möchten Sie behalten oder ändern?
AFRIKA! AFRIKA! 2018 wird die neue Sonne von Afrika. Ich möchte die besten Teile von AFRIKA! AFRIKA! beibehalten und neue Nummern integrieren. Seit AFRIKA! AFRIKA! existiert, haben sich viele neue afrikanische Künstler zu Artisten ausgebildet und jetzt gibt es sehr viele hochwertige Nummern. Wir werden Afrika feiern. Ein von Qualität und Talent explorierendes Afrika. Ein lebensfrohes Afrika. Ein lebendiges Afrika.

Was denken Sie, kann AFRIKA! AFRIKA! zu der aktuellen europäischen Situation mit Krieg, Armut und Asylanten etwas beitragen?
Es ist eine sehr schwierige Frage. Wenn man unsere Schwestern und Brüder sieht, die versuchen das Meer zu überqueren, um Europa zu erreichen und dabei vielleicht umkommen… Und auch Krieg und Attentate in Europa…
Für mich zeigt AFRIKA! AFRIKA! 2018, dass es egal ist, woher man kommt, ob Norden, Osten, Süden, Westen. Wir sind alle zusammen auf der Bühne und haben alle etwas zu sagen. Und vielleicht wird AFRIKA! AFRIKA! die Sonne in die Herzen der Menschen bringen, eine Harmonie zwischen den Menschen. Denn AFRIKA! AFRIKA! ist Harmonie der Energie, der Unterschiede, der Kulturen, der unterschiedlichsten Talente. Vielleicht bringt AFRIKA! AFRIKA! den Menschen, dass sie einander mehr zuhören, mehr Rhythmus, dass sie mehr zusammen tanzen. Es wird vielleicht die Herzen erwärmen. Vielleicht werden wir dadurch glücklicher. Es wird viel zur aktuellen Situation beitragen, da es eine Friedensbotschaft ist und Lebensfreude vermittelt….“togetherness“, Zusammengehörigkeit.

Wie lange möchten Sie mit AFRIKA! AFRIKA! weiter machen?
AFRIKA! AFRIKA! ist mein Leben. Solange Gott mir die Kraft gibt, ich genug Energie und genug Ideen habe, werde ich weitermachen. Weil AFRIKA! AFRIKA! eine afrikanische Bühne ist, auf der sich afrikanische Talente präsentieren können. Solange ich mit dieser Show dazu beitragen kann, dass die Welt andere talentierte Künstler zu Gesicht bekommt, wird mich das immer glücklich machen. Es gibt also noch kein Datum.

"Africa! Africa!" in Hof
Die Show macht am 25. Februar um 18.30 Uhr in der Freiheitshalle in Hof Station. Spektakulär, traumverloren und ein wenig exzentrisch wollen die neuen Produzenten Hellers Erbe laut Ankündigung weiterführen. Karten gibt es bei uns. Mehr Infos unter www.afrikaafrika.de