Veranstaltungstipps Interview

Zum 35. Jubiläum seines Hits "Wouldn’t it be good" geht Nik Kershaw mit Klassikern und neuen Hits auf Tour. Foto: PR

Nik Kershaw ist ein echtes Hit-Kind der 1980er-Jahre, dessen Songs immer noch im Radio gespielt werden. Der Brite ist nach wie vor auch für seine Live-Aktivitäten bekannt und beliebt.

 
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Herr Kershaw, Sie haben so viele Hits geschrieben, die immer noch regelmäßig im Radio laufen und Tantiemen bringen - da gehen Sie doch sicherlich nicht wegen Geldsorgen, sondern aus Spaß auf Tour, oder?

Nik Kershaw auf Tour

Der britische Sänger, Songschreiber und Multi-Instrumentalist geht mit seinen größten Hits auf "35th Anniversary Wouldn’t it be good Tour 2019" und tritt am 18. Juni um 20 Uhr in der Würzburger Posthalle auf sowie am 20. Juni um 19.30 Uhr im Serenadenhof in Nürnberg. Karten gibt es bei uns.


Ja, ich habe schon genügend Geld, aber eine Tour kostet auch eine ganze Menge, weil ich ja mit einer ganzen Band unterwegs bin. Ich muss also nicht zwingend Geld verdienen, aber auch nicht verlieren. Es muss Sinn und Spaß machen. Wo ich dann auftrete, das ist eher Sache des Promoters und ich interessiere mich für die Auswahl der Spielorte nicht allzu sehr. Wenn ich da bin, konzentriere ich mich dafür auf die Shows. Im Übrigen bin ich zwar im vergangenen Jahr wieder mal in Deutschland aufgetreten, davor aber viele Jahre lang nicht. Es wird also wieder Zeit, dort auf der Bühne zu stehen.

Schaltet man das Radio an und klickt sich durch die Sender, wird man mit Sicherheit einen Ihrer großen Hits "Wouldn’t it be good", "Won’t let the sun go down" oder "The Riddle" hören. Warum haben es Ihrer Meinung nach gerade diese Songs zu Evergreens geschafft?

Ich habe keine Ahnung. Damals habe ich diese Lieder ebenso spontan geschrieben, wie ich es heute mit neuen Stücken tue. Vielleicht liegt es auch daran, dass gerade diese Songs zur Zeit ihrer Veröffentlichung so präsent waren. Die Menschen haben sich daran gewöhnt und sie wurden Teil ihres Lebens. Dafür bin ich sehr dankbar. Es gibt aber keine magische Formel für einen Hit. Ich habe mich die vergangenen 30 Jahre oft gefragt, ob der Erfolg eines Songs an ihm selbst oder an den Umständen liegt, in denen er herauskommt. Ich habe keine Antwort darauf.

"Wouldn’t it be good" ist auch der Song, bei dem Sie ausgerechnet auf dem legendären Live-Aid-Festival 1985 Probleme mit dem Text hatten. Haben Sie mit dieser Episode inzwischen Ihren Frieden gemacht?

Wenn ich daran denke, bin ich immer noch verängstigt. Das war das letzte Stück unseres 20-Minuten-Sets, und ich fühlte mich immer noch angespannt. Beim letzten Vers des Songs erschien plötzlich mein Alter Ego Frank in meinem Kopf und sagte mir, ich würde mich jetzt nicht an die Worte erinnern. Dann dachte ich daran, wie viele Leute mir wohl gerade zuschauen und dass ich auf derselben Bühne mit Sting und David Bowie stehe. Plötzlich kamen Worte aus meinem Mund, aber ich wusste nicht, was ich da singe - nämlich den ersten Vers. Dieses Erlebnis hat mich jahrelang verfolgt, auch wenn damals sicher nicht viele Leute bemerkt haben, was da schieflief. Bis vor wenigen Jahren die DVD zu Live Aid erschien. Da wurde dieses Lied ausgerechnet an den Anfang gestellt. Als ich das nach Jahren erstmals wieder sah, war das wie ein Autounfall für mich. Ich kann förmlich die Angst in meinen Augen noch sehen. Ich kann heute aber tatsächlich zu mir sagen: Das war nur ein vermasselter Gig, andere hab ich auch vermasselt.

Viele Menschen wissen gar nicht, dass Sie neben Ihrer Karriere als Interpret auch mit Leuten wie Tony Banks von Genesis zusammengearbeitet haben oder für Hits anderer Sänger wie Chesney Hawkes "One and only" verantwortlich sind. Ärgert Sie das?

Ich habe mich Ende der 1980er-Jahre bewusst dazu entschieden, aus dem Rampenlicht herauszutreten und im Hintergrund mit anderen Künstlern zusammenzuarbeiten. Dass die breite Masse heute nicht weiß, was ich die ganzen Jahre gemacht habe, ist folgerichtig. Ich wollte die ganze Öffentlichkeit nicht mehr. Die Arbeit hat mir aber auch Spaß gemacht. Wenn man ein Album mit einer Stunde Musik hört, wissen die wenigsten, wie viel Arbeit dahinter- steckt. Songs wurden verworfen, wieder begonnen, manchmal dauerte es Jahre, das alles fertigzustellen. Das alles hat mir aber in all den vergangenen Jahren mehr gegeben.

Sie sind ja nicht nur ein Hit-Produzent und Sänger, sondern auch ein sehr guter und gefragter Gitarrist. Wie wichtig ist Ihnen die Gitarre?

Das verläuft bei mir in Phasen. Ich habe schon drei Jahre lang professionell in Bands Gitarre gespielt, bevor ich mit dem Songschreiben überhaupt startete. Viel Zeit und Energie habe ich darin investiert nachzuvollziehen, was Leute wie Ritchie Blackmore oder Jeff Beck an ihren Gitarren machen. Heutzutage ist meine Gitarrenarbeit aber sehr songorientiert. Was ich spiele, muss dem Stück etwas geben und funktionieren. Daher spiele ich auch weniger Soli. Live ist das dann ein bisschen anders.

Blickt man auf Ihren Lebensweg, stellt man fest, Musik war immer ein Leitmotiv für Sie. Vergangenes Jahr wurden Sie 60. Was gibt Ihnen Kraft und Zufriedenheit?

Manche Künstler verwenden die erste Hälfte ihres Lebens darauf, reich und berühmt, größer als Elvis zu werden. Wenn man älter wird, wird die Welt schmaler. Es sind dann die einfachen Dinge wie Familie und Freunde, die das Leben ausmachen. Ich weiß das heute viel mehr zu schätzen. Meine Zeit verbringe ich heute viel zu Hause und in meinem Studio mit Computern, Gitarren und Songs schreiben.

Auf was dürfen sich die Besucher Ihrer Konzerte freuen?

Ich weiß, dass die Leute meine alten Hits hören wollen, und die werden wir natürlich auch spielen. Das macht mir dann auch Spaß, die Freude an diesen Songs mit den Menschen zu teilen, die haben wir ja gemeinsam. Allgemein spielen meine Band und ich Lieder der vergangenen 35 Jahre. Wir sind seit rund zehn Jahren zusammen und verstehen uns gut auf der Bühne. Das kommt dann sicher auch bei den Menschen rüber.

Das Gespräch führte Carmen Lechner

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