Was wurde so gesoffen?
Unterschiedlich. Jeder hat sein Ritual. Die einen trinken Ramazzotti, die anderen irgendwelche Schnäpse, die ich nicht so vertrage und immer über die Schulter gekippt habe. An dem Abend, an dem meine Songs dran haben, gab es Underberg. Ich trinke den vor jedem Konzert. Der hat aber auch nicht allen geschmeckt. Jeannette Biedermann trank lieber Tee mit Rum.
Welcher Moment bleibt dir von der Aufzeichnung am stärksten in Erinnerung?
Am meisten berührt hat mich, wie Johannes Oerding mein Lied „Hope“ gesungen hat. Ich wollte nicht wieder wie ein Schlosshund heulen, aber da konnte ich mich nicht zurückhalten.
Was ist so besonders an dem Lied „Hope“?
Das Stück habe ich nach meiner schweren Krise, die ich mit Anfang, Mitte 20 hatte, geschrieben. Der Song war sozusagen damals mein Licht im Tunnel. In meinen Konzerten singe ich den immer als letztes, zusammen mit meinem Publikum. Aber da nicht nur Heulen und Kuscheln, sondern auch Feiern und Party machen zum Leben gehören, werde ich auch „Unbroken“ von Jennifer Haben in meine Sommershows einbauen. Ich liebe harte Rockmusik und E-Gitarren. Jennifers Musik hat mich voll in die Phase zurückversetzt, die ich als Teenie hatte. Damals hörte ich am liebsten Pearl Jam und Rage Against The Machine.
Werden diese Einflüsse auch auf deinem nächsten Album zu hören sein?
Ich war gerade sechs Wochen lang in Los Angeles und habe dort jede Menge Songs geschrieben. Bis Ende des Jahres will ich mindestens fünfzig Lieder beisammenhaben, aus denen ich dann auswähle, welche auf mein nächstes Album kommen sollen.
Wie hat es dir in Los Angeles gefallen?
Ich habe ja neben der irischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft, und ich muss sagen, Kalifornien verkörpert wirklich beides – den amerikanischen Traum und den amerikanischen Alptraum. Du siehst dort, gerade in Santa Monica, unfassbar viele und extrem verwahrloste Obdachlose, die teilweise monatelang nicht geduscht haben. Das hat mich wirklich erschrocken. Da fragst du dich, wie das sein kann, in einem eigentlich so wohlhabenden Land. Ich meine, auch bei uns gibt es Obdachlosigkeit und Armut, aber ich glaube, alles in allem sind wir hier mit unserem Sozialstaat schon recht gut aufgestellt.
Was bist du privat eigentlich für ein Gastgeber? Hast du zuhause in Niederbayern auch gerne so viel Besuch wie in „Sing meinen Song“?
Nein, nur selten. Ich bin ja beruflich bedingt immer mit Menschen zusammen, so dass ich, wenn ich Zuhause bin, meistens meine Ruhe haben will. Die Zeit, die ich alleine mit meiner Frau verbringen kann, die ist mir sehr wertvoll.
Hast du noch andere kleine Fluchten?
Ja, nehme mir immer wieder kleine Auszeiten, meist nur wenige Tage, die ich dann in Klöstern verbringe. Das sind meine „Holydays“. Das ist für mich sehr wichtig, um den Blick auf das große Ganze zu bekommen. Ich schalte mein Handy aus und logge mich bei Gott ein.
Michael Patrick Kelly auf Tour
Der Sänger und Songschreiber geht auf „iD Tour 2019“ und tritt am 19. Juli um 19.30 Uhr auf der Freilichtbühne in Zwickau auf sowie am 18. August um 19 Uhr auf dem Schlossplatz in Coburg. Karten gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.