Ihr Sohn Yaris ist 16. Kommt er sehr nach Ihnen?
Nicht wirklich. Er ist einen halben Kopf größer als ich (lacht).
Ist er in der Musik involviert?
Er fängt damit an. Er lebt in Spanien, und wir verbringen nur limitiert Zeit zusammen. Wenn er bei mir ist, dann nehme ich ihn mit ins Studio. Er hat auch mit seinen Kumpels eine Band. Ich pushe ihn aber nicht, er muss seine Entscheidungen selber treffen. Aber er bekommt von mir, wenn er will, Möglichkeiten. Ich habe schon den Eindruck, dass ihn das interessiert.
Ihre Tochter ist neun Monate alt. Ist es eine Überlegung gewesen, in eine Welt, die so grausam ist wie im „Morgen“-Video gezeigt, einen jungen Menschen zu setzen?
Sie haben mich gefragt, ob ich Pessimist bin. Nein! Ich bin eher Optimist. Ich glaube, dass es eine positive Perspektive gibt. Aber ich weiß, dass es sie nicht gibt, wenn wir uns nicht bewegen.
Sind Sie als Vater entspannter geworden?
Das glaube ich schon. Weil vieles, worauf ich Zeit verwandt habe, erledigt ist. Im Grunde genommen entsteht da ein Freiraum, den ich gern mit den beiden ausfülle. Die Kinder haben so viel Power, die inspirieren mich extrem.
Sie haben Ihre Partnerin Hendrikje als die „Frau deines Lebens“ bezeichnet. Wie meinen Sie das?
Wir sind uns begegnet. Wir haben uns sehr schnell gefunden, was jetzt ja auch schon wieder vier Jahre her ist. Und es ist so spannend wie am ersten Tag – nein, noch spannender. Ich fühle mich in dieser Beziehung total richtig und wohl. Und ich hoffe, dass es ihr auch so geht.
Wir sprachen am Anfang über Ihren Lebensweg. Würden Sie gerne wissen, wie der von hier ab weiter verläuft?
In mancher Hinsicht wohl. Wenn ich wüsste, auf welchem Weg zum Beispiel Gesundheit zu finden ist, oder Kraft, Zuversicht und Hoffnung, dann würde ich diesen Weg nehmen. Ich kann nur hoffen, dass auf dem Weg, für den ich mich entscheide, diese Qualitäten liegen. Wenn irgendwo ein Schild stünde „Langes Leben“, dann würde ich den Weg wählen. Auf der anderen Seite: Wenn ich das Ergebnis bereits kennen würde, würde ich mich nicht mehr so anstrengen. Den Weg nicht zu kennen, ist also auch ein Ansporn. Also mache ich ordentlich Liegestützen und Kniebeugen.
Was tun Sie für die Gesundheit?
Ich lebe nicht militant nach Plan. Ich versuche, nicht zu viel und einigermaßen gesund zu essen, und ich weiß, was mir nicht bekommt.
Was wäre das?
Naja, ich habe meine Erfahrungen mit Alkohol und Zigaretten gemacht. Die waren heftig. Also lasse ich das.
Fehlt Ihnen der Exzess von früher manchmal?
Nein. Gar nicht. Ich hau mir manchmal so ein fettes Eis rein oder Schokolade. Das merke ich sofort. Ansonsten halte ich mich relativ zurück. Ich treibe ein bisschen Sport, aber auch nicht exzessiv.
Was für Sport machen Sie?
Zuhause fahre ich leidenschaftlich gern E-Mountainbike. Auf Tour das, was halt geht. Gymnastik, und manchmal bekomme ich ein paar Hanteln aufs Zimmer. Ich habe oft zwei Stöcke dabei, für Escrima, eine Kampftechnik, ähnlich wie Tai Chi, nur mit Stöcken. Das ist eine superschöne Art, sich zu bewegen, du lernst Koordination, und sie erhöht schön gleichmäßig die Beweglichkeit der Fingermuskulatur. Die Stöcke kann ich überall mit hinnehmen. Du kannst mit ihnen auch Gewichte simulieren, indem du sie zusammendrückst oder auseinanderziehst. Also, ich brauche nicht viel, um ein bisschen was für meine Fitness zu tun.
Sie haben ungefähr den Körper eines Mittdreißigers, oder?
Ich komme für mein Alter ganz gut zurecht. Ich fahre zum Beispiel gern Fahrrad. Ich liebe ja Motorräder, doch die stehen von Jahr zu Jahr länger in der Garage. Mir ist das Fahrrad inzwischen viel wichtiger, auch weil es meditativer ist. Ich bin Frühaufsteher. Wenn ich um 6 Uhr aus den Federn komme, sitze ich um Viertelnach auf dem Rad und fahre 10 bis 15 Kilometer. Anschließend hole ich Brötchen beim Bäcker, wir frühstücken zu Hause zusammen, und dann gehe ich arbeiten.
„Für immer jung“ heißt eines der neuen Lieder.
Hoffentlich. Jung sein ist für mich keine Frage des Alters. Sondern eine Frage der Einstellung.
Nochmal zur Politik. Uns in Deutschland geht es überwiegend gut, und trotzdem…
…machen wir uns ins Hemd.
Woran liegt das?
Ich hasse es, mit erhobenem Zeigefinger daherzukommen und anderen Ratschläge zu geben, aber wir haben es nicht nötig, etwa vor den Rechtsextremen zu zittern. Wir haben in Deutschland eine Demokratie und ein Grundgesetz. Also tun sich die zusammen, die dafür sind, dass das so bleibt. Und das ist die große Mehrheit. Diese Larmoyanz, die bringt uns nicht weiter. Wir müssen vor allem wollen. Wenn es einer Gesellschaft so gut geht wie uns, dann sollte man so viel Selbstbewusstsein und auch Entspanntheit haben, mit solchen Dingen wie der AfD in irgendeiner Form zurechtzukommen. Ich will das gar nicht bagatellisieren. Es ist erschreckend, mit welchen wiederaufbrechenden Geschwüren man es zu tun hat, mit Vorurteilen und Diskriminierung. Wir sollten uns gegenseitig bestärken, nicht schwächen, ehrlich und offen miteinander umgehen, niemandem etwas vorgaukeln. Wir haben es in der Hand: Aufklärung, Bildung, wählen gehen.
Ihre Partnerin kommt aus Halle an der Saale. Hat das Ihren Blick auf Ostdeutschland geschärft?
Die ewigen Argumente, dass der Osten dem Westen hinterherhinkt und die Gleichheit nicht da ist – ich finde, damit muss man aufhören. Es gibt andere Brennpunkte: Der Radikalismus, der überall Fuß fasst. Die Isolation, in die sich manche flüchten. Der europäische Gedanke, der auseinanderzubrechen droht, weil Politiker teilweise nur ihren persönlichen Vorteil und nicht den der Gesamtheit im Blick haben. Das muss man erkennen, gegensteuern und zuversichtlich bleiben, dass wir die Kurve kriegen.
Peter, Sie wären auch ein guter Bundespräsident.
Ach nein. Das ist nichts für mich. Ich bewundere die Menschen in der Politik, wie sie gegen Windmühlen und Gummiwände ankämpfen. Wir haben gute Politiker. Meine Erfahrung ist, dass viele durch unser System ausgebremst werden, in dem es um Meinungsführerschaft und um maximale Aufmerksamkeit geht Du hast einen guten Ansatz, eine gute Meinung, und sofort kommt einer daher und zersägt deine Ideen Am Ende kommt davon nur noch ein Bruchteil an, wenn überhaupt. Und weil das so mühselig ist, habe ich keinen Bock drauf. Ich mache Musik, da kann ich in fünf Minuten Dampf ablassen. Und im Grunde gehen wir ähnlich wie andere, die in der Gesellschaft arbeiten, raus in die Öffentlichkeit, multiplizieren Meinungen und Impulse und versuchen eine Mehrheit zu finden für einen guten Gedanken. Udo Lindenberg, Rock gegen rechts, das sind alles Ansätze, die mit Politik sehr viel zu tun haben. Vielleicht sind wir ja doch nur eine andere Art von Politikern.
Peter Maffay auf Tour
Der Sänger geht auf große Jubiläumstour und gibt am 19. März um 20 Uhr ein Konzert in der Arena in Nürnberg. Karten gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.