Selb Köhler kämpfen gegen den Sturm

Von Tamara Pohl

Das Gewitter in der Nacht zum Montag vergessen die Mitglieder des Vereins ENKL nicht: Sie ringen sieben Stunden mit dem Wind und schützen ihren Meiler. Mit Erfolg.

 
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Selb - "Dem Meiler geht's gut. Der steht da, wie aus dem Lehrbuch." Hermann Summa ist zufrieden, aber auch ziemlich erleichtert. Es geht um den Kohlenmeiler des Vereins Europäische Natur- und Kulturlandschaft Häuselloh (ENKL). Dass der noch immer so gut aussieht, ist nämlich nach dem Unwetter zu Wochenbeginn nicht selbstverständlich: Da haben die ENKL-Köhler die halbe Nacht um ihren Meiler gekämpft. "Wir haben die Schaufeln sieben Stunden nicht aus der Hand gelegt", erinnert sich Florian Künzel an die dramatischen Stunden.

Erst am Sonntagvormittag hatten die Köhler den Meiler im Rahmen eines Festes entzündet. Eine Woche lang muss das Holz darin schwelen; das ist wichtig, denn wenn das Holz brennen statt glimmen würde, würde nur Asche übrig bleiben, und die Kohlenernte hätte sich erledigt. So aber lösen sich die flüssigen und organischen Bestandteile der Scheite einfach in Rauch auf, zurück bleibt das Kohlenstoffgerüst der Holzzellen. Die Luftzufuhr spielt dabei eine entscheidende Rolle: Um den Meiler liegt ein luftdichter Mantel aus Lösche, ein Mix aus Erde, Reisig und dergleichen. Die Köhler müssen Löcher in der Lösche öffnen und schließen, um zu gewährleisten, dass das Holz gleichmäßig "gart".

Am Meilerplatz auf der Häuselloh ist das schon eine Kunst für sich: wegen der schnurgeraden Wege, die auf den Meiler zuführen. "Die Wege sind wie Windkanäle" schildert Florian Künzel. Schon bei normalem Wetter müssen die Köhler unheimlich aufpassen, dass der Wind ihnen den Meiler nicht einseitig wegzehrt. In der Nacht zum Montag aber war die Herausforderung gewaltig: "Das waren böige Winde, die ständig die Richtung gewechselt haben, manchmal fast orkanartig", schildert Peter Kellermeier. Die Köhler hatten also alle Hände voll zu tun, ständig an einer anderen Seite des Meilers Luftlöcher abzudichten und neue aufzumachen; je nachdem, woher der Wind gerade kam. "Sowas hatten wir hier noch nicht", sagt Florian Künzel, "dass der Wind sogar aus dem Wald hinter dem Meiler geblasen hat."

Normalerweise halten drei Köhler die Nachtwache, denn der Meiler braucht rund um die Uhr Betreuung. In jener Nacht wären das zu wenige Helfer gewesen. "Da war sogar die Tagschicht noch lange im Einsatz", schildert Peter Kellermeier.

Die Köhler nahmen den Einsatz ernst. Denn nicht nur die Kohlenernte ist in solchen Situationen in Gefahr. "Wenn wir das nicht in den Griff bekommen hätten, hätte die Feuerwehr kommen müssen", weiß Florian Künzel. Geht der Meiler auf, bekommt das glimmende Holz Luft, entfacht das sofort ein gewaltiges Feuer, erläutert Peter Kellermeier. Die Luftlöcher dauerhaft zu verschließen, war auch keine Option: "Dann wird der Gasdruck im Inneren so groß, dass der Meiler förmlich explodieren kann."

Gegen halb drei am Montagmorgen ließ das Gewitter langsam nach, die Blitze verschwanden und der Wind flaute ab - die Köhler hatten den Kampf gewonnen. "Dafür sind wir und der Meiler am Montag dann richtig geduscht worden", sagt ENKL-Vorsitzender Hermann Summa lachend. Das Wetter kann sich eben auch ein Köhler nicht aussuchen. Wobei Peter Kellermeier sich das Wetter für den Samstag schon ausgesucht hat: "Es wird gut", sagt er lächelnd und hebt beide Daumen. Am Samstag ist nämlich Meilerfest, um 11 Uhr geht's los, am Nachmittag ernten die Köhler die Kohle. Und die haben sie sich redlich verdient.

Wir haben die Schaufeln sieben Stunden nicht aus der Hand gelegt.

Köhler Florian Künzel

Fronleichnam ist der Meilerplatz belebt und beliebt

Am heutigen Donnerstag wird am Meilerplatz auf der Selber Häuselloh ganz schön was los sein. Um 10 Uhr beginnt das "Fledermaushüttenteam" des ENKL mit der Bewirtung, die Mitglieder vom Selb-Plößberger FGV schenken aus. "An Fronleichnam ist die Häuselloh das Lieblingsausflugsziel der Selber", weiß ENKL-Vorsitzender Hermann Summa.

Auf dem Programm steht um 8 Uhr auch eine Vogelstimmen-Wanderung mit Walter Hollering vom Landesbund für Vogelschutz, um 13 Uhr nimmt der ENKL den Schausteinbruch in Betrieb, und um 13.30 Uhr leitet Hans Popp eine Führung durch das Moor.

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