Naila Guter Tropfen von der Schanze

Von Reinhold Singer
Die Carlsgrüner Hobby-Winzer sind sehr zufrieden mit der Weinlese in diesem Jahr. Der heiße Sommer konnte den Trauben der Sorte "Regent" nichts anhaben. Foto: Reinhold Singer

Die Hobby-Winzer aus Carlsgrün freuen sich über eine reiche Ernte. Trotz des heißen Sommers hängen viele dunkle Trauben an den Reben. Jetzt geht die Verarbeitung los.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Carlsgrün - Trotz Klimawandels ist es noch immer ein ungewöhnlicher Anblick, wenn am Steilhang in der Nähe der Krötenmühle die Lese von zuckersüßen Beeren vonstattengeht. Immerhin sind die vor einigen Jahren angelegten Terrassen am steilen Gelände gleich neben dem Aufsprunghügel der früheren Frankenwaldschanze der höchstgelegene Weinberg des Freistaates. Betreiber der Anlage mit 98 Rebstöcken ist die Carlsgrüner Weinberggemeinschaft, deren 16 Mitglieder sich heuer über einen rekordverdächtigen Beerenbehang freuen können, der zudem zuckersüß mundet.

"Der sonnenreiche Sommer und der goldene Oktober haben unseren Trauben der Sorte Regent gutgetan", begründet Stefan Nietner seinen Optimismus auf einen "Schanzenwein" von bester Qualität, "denn ein Öchslegehalt von 70 lässt sich vermuten".

Den guten Behang und die großen Beeren führt der Vorsitzende auch auf die Bewässerung in den sommerlichen Trockenperioden zurück. "Auf dem steinigen Gelände wären ansonsten Ausfälle unvermeidbar gewesen." Minimiert wurden auch die Ausfälle durch Vogelfraß, bei dem die Reihen der Rebstöcke durch Netze geschützt wurden. "Aber besonders schlaue Stare und Drosseln nutzten Lücken am Boden für den Einflug und flogen munter in den Reihen unter den Netzen umher", erzählt Nietner, "aber ein Ausfall von geschätzten zehn Prozent ist für uns schon verkraftbar." Schließlich gehörten auch die Vögel zur Natur.

Die Mitglieder betrachten den Weinbau nicht als Erwerbszweck, sondern als reines Hobby, dass zu Beginn von vielen belächelt wurde und Außenstehenden als Eintagsfliege oder auch als Schnapsidee abgetan wurde. "Die Idee für einen eigenen Weinberg hatten wir allerdings im Dorfwirtshaus der Adelskammer", räumt der Vorsitzende ein, der sich schon heute auf den "Federweißen" und die eine oder andere Flasche "Schanzenwein" Jahrgang 2015 freut. Aber jetzt ist erst einmal "Kellermeister" Hans Denzler gefragt, der mit seiner langen Erfahrung den Gärprozess der "Beerenmaische" einleitet und entsprechend überwacht.

Aber nochmals kurz zurück zur Weinlese am Steilhang oberhalb der Krötenmühle. Nach den sonnigen Tagen war es deutlich kühler geworden und der Herbstnebel löste sich den ganzen Tag nicht auf. Zunächst galt es, die Vogelschutznetze zu entfernen, zu falten und damit wieder lagerfähig zu machen.

Für die folgende Lese waren mit Stefan und Marie Nietner, Rainer und Sabine Pittroff, Thomas Roßner, Florian und Philipp Spindler und Günther Hagen ausreichend Hilfskräfte vorhanden, die die Trauben mittels Baumschere von den Rebstöcken entfernten. Durch die diesjährige Größe des Behanges füllten sich die Plastikeimer recht schnell mit den blauen Weintrauben, die im Frankenwald zwischenzeitlich heimisch geworden sind. Dabei waren auch die extra aus Feucht bei Nürnberg mit ihren Eltern angereisten Kinder, die achtjährigen und fünfjährigen Jakob und Moritz Illi, die mit ihren Eltern einen Wochenendurlaub in Bobengrün verbringen.

Der sonnenreiche Sommer und der goldene Oktober haben unseren Trauben gutgetan.

Stefan Nietner

Die Idee für einen eigenen Weinberg hatten wir in der Adelskammer.

Stefan Nietner

Nicht verkäuflich

In den Handel kommt der Rebensaft aus dem Frankenwald nicht. Allerdings machen die Hobby-

Winzer auch mal eine Ausnahme - und verschenken bei besonderen Gästen, wie dem Ehrenmitglied Dr. Hans-Peter Friedrich, eine

Flasche.

Bilder