Arzberg Bewohner kommen zurück

Christl Schemm

Die meisten Senioren aus dem Arzberger Pflegeheim "Löwenzahn" haben nach der Evakuierung das Schlimmste überstanden. Das Personal ist wieder einsatzfähig.

 
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Arzberg - Das Schlimmste ist überstanden. Seit dem vergangenen Freitag können etliche der Bewohnerinnen und Bewohner des Arzberger Seniorenheims "Löwenzahn" wieder Schritt für Schritt zurück in ihre gewohnte Umgebung. Wie berichtet, waren in der Nacht zu Sonntag, 19. April, mehrere alte Menschen zur Kurzzeitpflege in das Selber Krankenhaus gebracht worden, nachdem sie wegen eines Pflegenotstands nicht mehr in der Arzberger Einrichtung hatten versorgt werden können. Der Grund: Etwa die Hälfte der Pflegerinnen und Pfleger hatte sich mit dem Corona-Virus infiziert. Da zudem eine weitere Pflegerin wegen einer anderen Erkrankung nicht zum Dienst kommen konnte, stand nicht mehr genügend Personal zur Verfügung, um die Arbeit in den drei Schichten zu leisten.

Schon in den Tagen zuvor waren Bewohnerinnen und Bewohner ins Krankenhaus nach Selb verlegt worden, weil sie sich mit dem Virus angesteckt hatten. Wie sich später herausstellte, waren einige der zunächst noch verbliebenen und scheinbar gesunden alten Leute aber ebenfalls mit dem Virus infiziert. Rund zwei Wochen lang sind die alten Damen und Herren außerhalb des Pflegeheims versorgt worden, und zwar sowohl in der eigens im Haus Selb des Klinikums Fichtelgebirge eingerichteten Corona-Klinik als auch in der dortigen Kurzzeitpflege.

Wie die Pressesprecherin des Landratsamts Wunsiedel, Anke Rieß-Fähnrich, auf Nachfrage der Frankenpost bestätigte, ist nach Absprache mit dem Landratsamt ein Teil der Seniorinnen und Senioren nun wieder in das Haus am Arzberger Hammerweg eingezogen. "Das Personal hat sich inzwischen so erholt, dass der Schlüssel zwischen Pflegenden und Bewohnern wieder passt", sagt die Pressesprecherin. Alle Beteiligten seien froh, dass die Rückkehr der Seniorinnen und Senioren unter Einhaltung der überall für Heime geltenden Quarantäneregeln und Hygienekonzepte möglich sei.

"Für das Arzberger Pflegeheim gibt es keine außergewöhnlichen Auflagen", betont Anke Rieß-Fähnrich. Zu den Regeln gehöre unter anderem, dass Patienten, die von Kliniken zurück in ein Pflegeheim gebracht werden, für 14 Tage in Quarantäne müssen. Innerhalb der Einrichtung müsse auf Abstand geachtet werden. Zum Beispiel würden beim Essen die Tische getrennt, oder die Mahlzeiten würden einzeln in den Zimmern serviert. "Gemeinschaft ist mit Abstand möglich", sagt die Pressesprecherin. "Das Personal in den Pflegeheimen ist da sehr kreativ."

Laut "Löwenzahn"-Geschäftsführer Horst Mayer sind mittlerweile sieben Bewohner zurück im Heim. Drei sollen noch in dieser Woche kommen. Für vier Senioren laufe der Antrag auf Rückverlegung beim Landratsamt Wunsiedel. "Wir müssen für jeden Bewohner einzeln einen Antrag beim Landratsamt und Gesundheitsamt stellen", erläutert der Geschäftsführer. Hintergrund sei, dass der erforderliche Personalschlüssel gewährleistet sein müsse.

Leider sind seit der Evakuierung des Pflegeheims Mayer zufolge auch Todesfälle zu beklagen. Zwei Frauen seien gestorben. "Eine der beiden Frauen war infiziert, die andere nicht", sagt der Geschäftsführer.

Die Rückkehr der Bewohnerinnen und Bewohner gestaltet sich nach seinen Worten nicht einfach, da einige noch krank seien und sichergestellt werden müsse, dass diese weiter optimal versorgt werden. Diejenigen Patientinnen und Patienten, die noch infektiös seien, blieben zunächst weiter in Selb. Die Rückkehrer müssten für weitere zwei Wochen in Quarantäne. "Wir haben 26 Zimmer, davon sind einige eigentlich doppelt belegt. Und es gibt ein Verfügungszimmer für Quarantäne. Das heißt, dass jetzt noch nicht alle zurückkommen können, sondern erst einmal nur 18 Bewohner, da in die Doppelzimmer nur eine Person einziehen darf", erklärt Mayer.

Rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien im "Löwenzahn" beschäftigt. Etwa die Hälfte davon habe sich mit dem Corona-Virus infiziert, sagt der Geschäftsführer. Inzwischen zeige keiner der Beschäftigten Symptome. Manche warteten allerdings noch auf das Ergebnis des zweiten Abstrichs. Dies sei erforderlich, bevor die Pflegerinnen und Pfleger ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen.

Voll des Lobes ist der Geschäftsführer für die staatliche Unterstützung. "Es gibt gute staatliche Hilfen, zum Beispiel für Minderumsätze oder besondere Ausgaben." Eine solche Extra-Ausgabe für das Arzberger Pflegeheim war Mayer zufolge der Kauf eines Apparats zur Desinfektion von Räumen. "Wir sind da jetzt wahrscheinlich schon weiter als andere Heime", meint er. "Schließlich soll das ja alles nicht noch einmal passieren."

Nach der Quarantäne können sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Arzberger "Löwenzahn" auf Lockerungen der bisher strengen Besuchsregeln für Pflegeheime freuen. Wie Ministerpräsident Markus Söder am gestrigen Dienstagmittag ankündigte, sollen schon zum Wochenende, an dem Muttertag ist, wieder Besuchsmöglichkeiten geschaffen werden - allerdings unter Auflagen. Demnach sollen Besuche möglichst im Freien stattfinden. Bewohner und Besucher müssen Masken tragen und Abstand halten.

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