Arzberg Der Watzmann ruft auf die Burg

Von

Eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Laienspielern lädt am Freitag und Samstag nach Hohenberg. Hier geben sie bei freiem Eintritt das Rustical von Wolfgang Ambros. Acht Musiker, die sich "Die Band" nennen, begleiten mit Gesang und Instrumenten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hohenberg/Eger - Als die Gailtalerin mit den großen Händen noch einmal ihre mächtigen Brüste in Position rückt, müssen sich die Schauspieler schon ordentlich am Riemen reißen, um nicht in brüllendes Gelächter auszubrechen. Immerhin handelt es sich bei dem Rustical "Der Watzmann ruft" von Wolfgang Ambros und seinen Freunden ja um ein Alpen-Drama. Doch die Heiterkeit obsiegt in der fröhlichen Truppe, bunt zusammengewürfelt aus Frauen und Männern, die sich für gewöhnlich nicht groß in der Öffentlichkeit in Szene setzen. Ganz anders am kommenden Wochenende: Da stehen die Laiendarsteller zum ersten Mal im Rampenlicht. Unter freiem Himmel führen sie am Freitag und Samstag den "Watzmann" auf, musikalisch begleitet von der achtköpfigen Gruppe "Die Band".

"Wir haben alle ganz einfach Spaß am Spielen und Singen", erzählt einer der Akteure, der sich im Gegensatz zu den anderen längst einen Namen in der Region und sogar darüber hinaus gemacht hat: Michael Grünwald. Seit der Mammut-Aufführung "Der Messias" in der Glasschleif, für die der Kantor aus Marktredwitz in diesem Jahr verantwortlich gezeichnet hat, ist er vielen ein Begriff. "Doch mit der Kirche hat diese Aufführung in Hohenberg rein gar nichts zu tun", betont Grünwald. Zusammen mit Matthias Kuhn und Rainer Nirsberger singt er in seiner Freizeit seit Langem im Gospelchor. Und als sie, wie so oft nach den Proben, wieder mal beim Bierchen zusammensitzen, sinnieren sie darüber, "doch mal den Watzmann zu machen".

Gesagt, getan. In ihren Partnerinnen finden die Männer begeisterte Mitstreiterinnen. Und einige andere spiel- und sangesfreudige Frauen und Männer aus der Region schließen sich den Laiendarstellern mit Vergnügen an. Einer ist mit an Bord, der das Theaterspielen scheinbar schon mit der Muttermilch aufgesogen hat: Kurt Rodehau. Der Marktredwitzer ist seit vielen Jahrzehnten schon auf der Bühne zu Hause und somit beinahe ein Profi. Während der Proben ist er als Sprecher nicht nur für den Einsatz der Mitwirkenden der wichtigste Mann. Als Souffleur trichtert er den Mitspielern den Text ein, achtet auf die richtige Betonung und darauf, wo Knecht und Co. zu stehen oder sitzen haben. Beim "Hollaröhduliöh" muss der Regisseur der Laien-Truppe allerdings nicht eingreifen. Das geht wie von selbst und aus voller Kehle.

Dass alle mächtig Spaß an der Freud' haben, merkt man bei den Proben, die jetzt in der heißen Phase sind. Anfangs haben sich die Mitspieler einmal monatlich getroffen, doch in dieser Woche schlüpfen alle jeden Abend ins Alpen-Gewand. Rainer Nirsberger, der hochgeschossen als schlecht rasierte Gailtalerin mit blonder Langhaar-Perücke und prallem Vorbau die Männer in ihren (seinen) Bann zieht, dreht sich verzückt, schwebt mit fliegenden "feuerroten Unterröcken" über den Bretterboden im malerischen Burghof. "Ich glaub', das letzte Mal, als ich Theater gespielt habe, war das in der Schule." Und das scheint eine halbe Ewigkeit her.

"Mir macht das hier riesigen Spaß", erzählt Nirsberger im Gespräch mit der Frankenpost. Während alle anderen Mitspieler erst ihre Rollen zugeteilt bekommen, "war ich wohl der einzige, der von Anfang an gesetzt war", schmunzelt er. Denn die Gailtalerin, die den Bauersbuam aufi aufn Watzmann schickt und ihm zuflüstert: "Wenn du eahm unterkriegst, dann ghör i dir, nur dir ganz allein!", scheint dem Marktredwitzer wie auf den Leib geschnitten.

Ein wenig spannen die Laienspieler, die sich im Burghof zusammengefunden haben, auch den Bogen zum Aufführungsort: "Mich kennt fei jedes Mannsbild in der Verwaltungsgemeinschaft Schirnding-Hohenberg", versichert die Gailtalerin, ehe sie den Buam des Bauern hochjagt auf den Watzmann, der schon so vielen Männern, die aus Imponiergehabe "aufi" g'musst haben - "Der Berg, der lässt halt niemand aus" -, das Leben genommen hat. "Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg . . .", intoniert "Die Band". Und die Laiendarsteller singen lauthals mit. Wie wohl am Freitag und Samstag auch das Publikum, auf das sich die spielfreudigen Fichtelgebirgler mächtig freuen.

-----

"Der Watzmann ruft" ist der Titel des 1974 entstandenen Konzept-Albums (die Autoren nennen es "Rustical", abgeleitet von Musical und rustikal) von Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz, das später zu einem Musical ausgearbeitet wurde.

Das letzte Mal hab' ich in der Schule Theater gespielt.

Rainer Nirsberger alias Gailtalerin


Mitwirkende

Neben Organisator Michael Grünwald wirken im Rustical Boris Glaser, Hans Hertel, Harald Kirmaß, Matthias Kuhn, Ulrike Dagostin, Anina Grunert, Alexandra Nirsberger, Rainer Nirsberger, Raphael Grünwald und Kurt Rodehau mit. Begleitet werden die Akteure musikalisch von der achtköpfigen Gruppe "Die Band". Das Stück beginnt diesen Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr und dauert etwa eineinhalb Stunden. Der Eintritt ist frei.


Autor

Bilder