Arzberg Ein Feuerwerk der Klänge

Von Matthias Kuhn
Das Vokalensemble "Intakt" bereitete den Zuhörern des 25. adventlichen Singens und Spielens der VHS in Arzberg einen besinnlichen Nachmittag. Foto: Kuhn

Das Vokalensemble Intakt reißt das Publikum beim 25. adventlichen Singen und Spielen in der Kirche Maria Magdalena mit. Die acht jungen Sänger erhalten am Schluss stehenden Beifall.

 
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Arzberg - Der Abend beginnt mit einer Enttäuschung, der Enttäuschung darüber, dass Sehnsüchte nicht erfüllt und Träume nicht wahr werden, dass Realität nichts gemein hat mit dem, was man erwartet. Daher ist Weihnachten gefährlich - zumindest wenn man einem Münchner Psychologen glaubt. Mit diesen Gedanken hat Günter Fuchs als Organisator den besinnlichen Spätnachmittag eingeleitet. Antworten darauf, was nach all der Enttäuschung noch vom Leben zu erwarten ist, lieferten große Persönlichkeiten der Christenheit. Franz von Assisi, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King und Mutter Theresa nennt er als Beispiele, aber auch die einfachen Menschen in unmittelbarer Nachbarschaft, die Hoffnung verbreiten, Mut machen und Hilfe anbieten. Im Sinne Martin Luthers lud Fuchs dazu ein, sich mithilfe des adventlichen Singens und Spielens auf Gott einzulassen.

Das Vokalensemble "Intakt" setzt sich zusammen aus acht jungen Männer, die ihre musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen genossen haben, und seither in ihrer Freizeit mit ihren Konzerten die Menschen erfreuen. Und für einen von ihnen war das Adventssingen in der Maria-Magdalenen-Kirche in Arzberg etwas Besonderes, nämlich weil er von seinem Vater vorgestellt worden war. Florian Fuchs ist einer der vier Tenöre, neben Franz Heimrath, Peter Lankes und Alexander Reber, die mit Alexander Beil, Ludwig Fischer, Dominik Herdegen und Simon Kellerer im Bass zu Beginn des Konzerts das Kirchenschiff mit dem gregorianischen Choral "O Radix Jesse" erfüllten und die über 250 Zuhörer fesselten.

Ein Ohrenschmaus

Erst danach traten die Sänger hinter der Kanzel hervor und zeigten sich dem Publikum, um den Ohrenschmaus mit dem "Praeparate corda vestra" von Jacobus Gallus aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert fortzusetzen. Das Stück lebt vom Zusammenspiel der verschiedenen Stimmlagen und der, wie im gesamten Konzert, glasklaren Intonation. Beim "Kyrie" aus der "Deutschen Messe" von Franz Schubert, Anfang des 19. Jahrhunderts geschaffen, bestach das Ensemble durch einen warmen Klangkörper, aus dem sich immer wieder Variationen einzelner Stimmen herauskristallisierten.

"Machet die Tore weit" von Andreas Hammerschmidt überflutete die Gäste mit einer Klangfülle, die mit jedem neuen Einsetzen im lebendigen Wechsel der Stimmen eine weitere wohlige Welle auslöste. Wie sehr das Publikum berührt ist, zeigte sich darin, dass in jeder kleinen Pause für ein paar Sekunden der "Chor der Erkälteten" die mühsam zurückgehaltenen Hustenanfälle zum Besten gab. Beim "Domine, non sum dignus" von Tomás Luis de Victoria, um 1600 entstanden, herrschte dann aber wieder Stille auf den Rängen. Beim "Ave Maria" von Franz Biebl, das erst im letzten Jahrhundert komponiert wurde, stiegen die Solostimmen in den Strophen immer höher, bevor, jeweils gestützt vom wohligen Unterbau des Basses, die Tenöre und Baritone dynamisch ausgewogen und brillant intoniert im Wechsel einen musikalischen Hochgenuss bereiteten. Gleich darauf schien sich die Sprache im Klang aufzulösen und doch immer wieder klar verständlich zurückzukehren, als mit Hugo Wolf "Ergebung" zelebriert wurde.

Schubert's "Deutsche Messe" lieferte dann auch das Gloria, dessen Lobpreis eine Wohltat für die Ohren ist. Michael Praetorius erschuf vor über 400 Jahren ein Lied, das in den Herzen mancher Zuhörer ein zartes Pflänzchen zur heiligen Nacht erwachsen ließ, ganz wie es der Text verheißt. "Es ist ein Ros' entsprungen" ging ebenso zu Herzen wie der sanfte, tröstende und ruhige Klang von "Ich lag in tiefer Todesnacht" von Johannes Eccard. Beim "Salut, dame sainte" aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kam das Ensemble zurück in fröhlichere Sphären, bevor Gioachino Rossinis "Preghiera" ein Feuerwerk der Klänge entfachte. Himmlisch leichte Elemente wechselten mit schnellen Einsatzfolgen und kräftigen Tutti, von denen das letzte von einem glockenhellen Oberton überstrahlt wurde.

Wunderbare Oberstimmen

Der Schlussgesang aus der "Deutschen Messe" griff noch einmal die Brillanz der beiden schon gehörten Teile auf und brachte das Publikum in die richtige Stimmung für die Ausflüge, die nun geografisch folgten. Ins Alpenländische führte "Auf dem Berge, da weht der Wind", ehe nach "In dulci Jubilo" ein Exkurs in die anglophone Heimat von "Virgin Mary had a baby boy" unternommen wurde, das noch einmal alle mitriss. Friedemann Winklhofer hat den Satz geschrieben, mit dem wunderbare Oberstimmen das wohlbekannte "Guten Abend, gut' Nacht" von Johannes Brahms bereichern.

Natürlich kamen die acht jungen Herren nicht davon, ohne noch einige Zugaben nachzulegen. Ob "Heilige Nacht", "O du fröhliche" oder "Oh, du stille Zeit" - letztendlich zeigte sich die Begeisterung der Zuhörer dann in den stehenden Ovationen, die den Akteuren sicher noch, und das zu Recht, ein wenig in den Ohren nachklingen.

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