Tirschenreuth - Für die Europassion 2020 in Tirschenreuth hat sich die Regie des Schauspiels für einen neuen "Jesus" entschieden. Der ehemalige Hauptdarsteller sollte die aufgewertete Rolle des Judas übernehmen. Für Stefan Malzer ist das aber keine Option. Seit bekannt ist, dass Julian Mühlmeier der neue Jesus in der Tirschenreuther Passion ist, werde sein Vorgänger Stefan Malzer, der diese Rolle zwei Mal verkörperte, ständig darauf angesprochen, warum er nicht mehr die Titelrolle spielt. Er sagt: "Das ist nervig und belastend, für die ganze Familie." Deshalb äußert er sich jetzt öffentlich dazu.

Malzer erklärt, dass er nach 20 Jahren als Mitwirkender bei der Tirschenreuther Passion mit der Europassion 2020 seine Karriere als Jesus beenden wollte. "Ein Herzenswunsch von mir!" Nach der Passion 2015 sei im Gespräch gewesen, dass er 2020 diese Rolle wieder übernehmen dürfe.

Auch als 2017 "Der Oberpfälzer Jedermann" gespielt wurde, habe es seitens der Produktionsleitung geheißen, dass er für 2020 fest als Jesus gesetzt sei. Dies wäre auch so mit dem Autor und Regisseur Johannes Reitmeier abgesprochen gewesen. Bei einer Sitzung des Spiellerrats im November 2018 sei plötzlich die Frage gestellt worden, ob denn Stefan Malzer wirklich fest für diese Rolle eingeteilt sei. "Ich wurde stutzig, wollte Gewissheit haben, fragte nach und bekam als Antwort, dass in der neuen Passion keine Besetzung sicher wäre, auch nicht meine als Jesus. Allerdings müsste ich mir diesbezüglich keine Gedanken machen", erinnert sich Malzer.

Im Februar dieses Jahres habe er es genau wissen wollen und räumte dem Organisationsteam per E-Mail eine Frist bis Ende des Monats ein. "Ich schrieb darin, dass, wenn ich bis dahin keine verbindliche Zusage für die Jesus-Rolle hätte, die Sache für mich erledigt sei. Jetzt ließ man die Katze aus dem Sack. Mir wurde gesagt, dass geplant sei, den Jesus ,jünger‘ zu besetzen und dass es eine grundlegende Veränderung der Judas-Rolle geben werde, für die ich angedacht sei." Nach kurzer Bedenkzeit habe er sich entschlossen, diese Rolle nicht anzunehmen - auch aus dem Grund, weil man es vorher nicht für nötig gehalten habe, Klartext zu sprechen. Malzer weiter: "Das hat mich sehr enttäuscht. Auch Johannes Reitmeier hat danach versucht, mir in einer E-Mail die Judas-Rolle schmackhaft zu machen."

Sein Anliegen sei es aber von Anfang an gewesen, bei der Europassion 2020 ein letztes Mal den Jesus zu spielen. "Nach meiner Absage wurde mir in einer SMS seitens der Produktionsleitung mitgeteilt: ,Dann machst du halt doch den Jesus - Johannes will nicht auf dich verzichten.‘ Schön, freute ich mich, doch ein Happy End."

So habe Malzer gegenüber Produktionsleiter Peter Geyer für die Jesus-Rolle zugesagt und auch gleich seine Frau und seine Kinder als Passions-Schauspieler mit angemeldet. Zwei Wochen später habe er eine E-Mail von der Produktionsleitung erhalten, in der stand, dass die Zusage für die Jesus-Rolle seitens der Regisseure jetzt doch nicht bestätigt werden könne. "Man hatte ‚plötzlich‘ festgestellt, dass Julian Mühlmeier keinen Oberpfälzer Dialekt spricht und er somit nicht den Judas spielen kann. Jetzt war ich wieder Kandidat für den Judas. Das war der Zeitpunkt, wo ich endgültig abgesagt habe. Dass das Thema Passion für mich auf diese Art und Weise sein Ende findet, ist einfach nur traurig", bedauert Malzer.

Geyer schildert auf Nachfrage die Sache so: "Seitdem eine Neuinszenierung beschlossen war, stand seitens der Regisseure Reitmeier und Tilch fest, den Jesus für das neue Stück mit Julian Mühlmeier zu besetzen und Stefan Malzer die neue, aufgewertete Judas-Rolle zu geben. Das ist Fakt. Ich habe ihn darüber auch persönlich informiert und er hat mir wörtlich gesagt, dass er damit gut leben könne."

Am nächsten Tag habe Malzer sich das aber wieder anders überlegt und mitgeteilt, dass er entweder den Jesus spiele oder gar nicht mitspiele. "Nun wäre es grundsätzlich möglich gewesen, ihm trotzdem wieder die Jesus-Rolle zu geben (O-Ton Johannes Reitmeier: "Damit es keinen Ärger gibt"). Das scheiterte letztlich aber daran, dass Julian Mühlmeier den Judas nicht spielen kann, weil er keinen Dialekt spricht", erklärt Peter Geyer.

Der Produktionsleiter verstehe die Reaktion von Stefan Malzer nicht. Schließlich gehe es hier um ein Theaterstück - nicht um Personen. "Besonders schade finde ich es, dass sich Stefan Malzer verbeten hat, ihn in dieser Sache nochmals zu kontaktieren."