Reimerich Kinderlieb, Peter Struwwel, Polycarpus Gastfenger und Heulalius von Heulenburg - all das sind Pseudonyme, unter denen Heinrich Hoffmann Gedichte und Geschichten veröffentlichte. Sein berühmtestes und erfolgreichstes Buch mit "lustigen Geschichten und drolligen Bildern für Kinder von 3 bis 6 Jahren", wie "Der Struwwelpeter" im Untertitel heißt, erschien allerdings unter seinem richtigen Namen. Doch Schriftsteller war Hoffmann nur nebenbei; "Gelegenheitsversemacher", nannte er das. Heute vor 200 Jahren wurde der Sohn eines Architekten in Frankfurt/Main geboren, wo er 1894 auch starb. Hoffmann studierte Medizin und wurde 1835 zum Arzt am Leichenschauhaus auf dem Friedhof in Sachsenhausen ernannt. Daneben ließ er sich als praktischer Arzt und Geburtshelfer nieder und behandelte unentgeltlich Arme. Seine Lebensaufgabe fand er, als er 1851 zum ärztlichen Leiter der Frankfurter "Anstalt für Irre und Epileptische" ernannt wurde. Hoffmann war schockiert von der Verwahrung der Kranken und machte er sich an die Reform der Psychiatrie. 1864 wurde seine Nervenheilanstalt eröffnet, die im Volksmund "Irrenschloss" hieß. Dort entwickelte er Ansätze einer Gesprächstherapie und führte die Arbeitstherapie ein; heute gilt er als erster Vertreter der Jugendpsychiatrie. Wenn er Kinder behandeln sollte, lenkte er sie oft mit spontanen Zeichnungen und Geschichten ab. Nicht als Ablenkung, sondern als Weihnachtsgeschenk für seinen ältesten Sohn Carl Philipp entstanden 1844 die Bildergeschichten vom Zappel-Philipp, vom Suppen-Kaspar und vom Hans-Guck-in-die-Luft. Das Originalmanuskript des "Struwwelpeters" (Bild) mit 38 Seiten, 14 Bild- und Papierseiten des Urmanuskripts sowie zwei Blätter der Frankfurter Erstausgabe von 1845 gibt es jetzt als Nachdruck im Verlag des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.