Rehau - Er war schon im Januar 2001 einmal da. Nun wollte der Sechzigjährige, der in Saarbrücken studiert hat und in Seoul als Professor für deutsche Literatur tätig ist, in Jena seine Tochter und in Rehau alte Freunde besuchen. Doch von den Gomringers war nur einer, nämlich Sohn Stefan, zu Hause, und der hatte ein Problem. Denn unerwartet musste die Vernissage mit Arbeiten von Vera Molnar, zu der er gerade eingeladen hatte, um zwei Wochen verlegt werden. Was tun? Über Nacht druckte man fünfzehn konkret-visuelle Gedichte des freundlichen Gastes aus Korea im Großformat aus - die Gäste konnten kommen, schauen und staunen.

Won Kohs Texte sind eigentlich Bilder, auf denen Schriftzeichen meist in quadratischer Anordnung auftreten. Die beigefügten deutschen "Übersetzungen" lauten etwa "Kunst Härte Blut" oder "Jesus Ja Wein". Auch Philosophisches ("Leben und Tod von Alpha bis Omega") oder Humoristisches ("Zittern und Bibbern des Ehepaares") kommt vor. Als eindeutige Mitteilungen können die Texte selbst von Koreanern nicht gelesen werden: Man muss, wie der Autor erläuterte, kombinieren, Beziehungen erspüren, interpretieren. Die Gedichte sind offen für Assoziationen, weil Won Koh spielerisch nicht nur mit den Schriftzeichen, sondern auch mit Gefühlen und Erfahrungen umgeht; er befasst sich mit "Ich und Du" und dem "Ich in Ambivalenz".

Die im 15. Jahrhundert geschaffene Schriftsprache der Koreaner verfügt über 24 Buchstaben - zehn Vokale und vierzehn Konsonanten -, die sich nicht hintereinander zu Wörtern fügen; vielmehr werden sie silbenweise zusammengefasst, und jede Silbe passt in ein gedachtes Quadrat. Auf die Idee, daraus Konkrete Poesie zu machen, kam Won Koh, nachdem er während des Studiums in Deutschland Texte von Eugen Gomringer und dann diesen selbst kennengelernt hatte. In seiner Heimat ist er als Autor von Gedichten zum Anschauen ein Pionier.

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Die Ausstellung gibt's nur noch bis Samstag, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Am Freitag, 6. Juli, wird die Vernissage der Vera-Molnar-Schau nachgeholt.