Hof - "Viele freie Autoren", sagt Roland Spranger, "leben von Hartz IV. Sie beneiden mich um meinen Brotberuf, während ich sie um die Zeit beneide, die sie zum Schreiben haben." Spranger, der im nächsten Jahr 50 wird, hat schon als Teenager zu schreiben begonnen. Mehr als nur lokale Aufmerksamkeit fand er erstmals 1998, als er zu den Autorentheatertagen am Staatstheater Hannover eingeladen wurde. Ein Jahr später wurde in Meiningen sein Schauspiel "Tiefseefische" uraufgeführt, das von den Problemen junger Leute handelt. Danach war das Stück an sechs weiteren Theatern in Deutschland zu sehen, auch in Hof. Ein zweites Drama, "Tsunami", kam am Südostbayerischen Städtetheater Landshut/Passau heraus. Es folgten "Junimond" - um den Deutschrocker Rio Reiser - am Gostner-Hoftheater in Nürnberg und "Pinguine" in Greifswald. Danach trat eine Flaute ein. Mehrere Theatertexte des Hofers blieben bei seinem Kölner Verlag Hartmann & Stauffacher ungespielt liegen.

Versprochen ist versprochen

Jetzt gibt's ein Comeback, ausgerechnet mit einem Stück, das den Titel "Das Comeback des Jahres" trägt. Es ist ein Jugendstück; Spranger erfüllt damit ein Versprechen, das er zur Zeit seiner ersten Erfolge seinen Kindern gegeben hat. Handelnde Figuren sind zwei Mädchen und ein Junge. Letzterer hat einen Selbstmordversuch unternommen und ist seither querschnittsgelähmt. Eines der Mädchen fühlt sich mitschuldig an seinem Schicksal. Als der Junge, er heißt Fynn, im Rollstuhl in seine Schulklasse zurückkehrt, bekommt die Teenager-Welt Brüche. Das Stück soll anregen, über Schuld und Verantwortung, Freundschaft, Liebe und den Umgang mit dem Anders-Sein nachzudenken.

In der Spielstätte "Kaschlupp!" des Landestheaters Detmold, das 2011 Gastgeber der Deutschen Landestheatertage war - das Theater Hof zeigte den "Faust" -, wird "Das Comeback des Jahres" jetzt uraufgeführt; heute Abend ist Premiere. Bis Mitte Mai stehen sieben weitere Vorstellungen auf dem Programm. Außerdem wird das Stück für Aufführungen in Klassenzimmern angeboten. Spranger schätzt dies besonders deshalb, weil ein großer Teil der Jugendlichen anders gar nicht erreicht werden kann. "Viele", sagt er, "leben absolut theaterfern."

Wenn nichts dazwischenkommt, darf sich Spranger in wenigen Monaten über eine weitere Uraufführung freuen. Als Auftragsarbeit für ein freies Theater in Stuttgart dramatisiert er derzeit den Roman "Anarchoschnitzel schrieen sie" des mit ihm befreundeten Frankfurter Autors Oliver Maria Schmitt, der fünf Jahre lang Chefredakteur des Satiremagazins Titanic und einst Sänger und Gitarrist einer Punkband war. Sein Buch läuft unter dem Etikett "Ein Punkroman für die besseren Kreise". Es spielt auf zwei Zeitebenen, behandelt die Ossi-Wessi-Problematik und ist zugleich eine Art Roadmovie.

Während der Starttermin für dieses Stück noch offen ist, steht bereits fest, dass im Mai ein Roman von Spranger auf den Markt kommt. Es ist sein zweiter. Am ersten - er hieß "Thrax", thematisierte den 11. September und erschien 2002 - verdiente der Autor keinen Cent, weil der Verlag pleiteging. Jetzt ist er beim Münchner Verlag Bookspot untergekommen und glaubt, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt getroffen zu haben. Das Buch ist ein Thriller und gehört damit einem Genre an, in dem es, wie Spranger sagt, immer um existenzielle Bedrohung geht. Sein Romanheld David hat einen dramatischen ISAF-Einsatz in Afghanistan hinter sich. An der posttraumatischen Belastungsstörung, unter der er leidet, zerbricht seine Ehe. Als therapeutische Maßnahme unternimmt er Gewaltmärsche und findet dabei eine Frauenleiche. Weitere mysteriöse Morde in seiner Umgebung weisen auf ihn als Täter hin, sodass er an sich selbst zu zweifeln beginnt.

Spranger, der viel liest, aber keine langweiligen Bücher mag, wurde zu dem Roman durch aktuelle Ereignisse angeregt. Natürlich hofft er, mit den "Kriegsgebieten" erfolgreicher als mit "Thrax" zu sein, aber er weiß auch, dass es schwer ist, sich neben hunderten anderer Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt durchzusetzen. Doch selbst wenn's schiefgeht, wird er nicht aufgeben. Er kann locker bleiben, weil er ein geregeltes Einkommen hat. "Das Schreiben", sagt er, "sorgt für ein schönes Zubrot ab und zu."

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Der Autor

Roland Spranger wurde 1963 in Oberkotzau geboren. Er lebt in Hof und ist seit mehr als 20 Jahren als Betreuer von psychisch kranken und geistig behinderten Erwachsenen tätig. Bei der Ausbildung zum Erzieher kam er mit dem Theater in Kontakt. 1987 gründete er seine eigene Gruppe - er nannte sie "Larpurlahr" -, mit der er 15 Jahre lang zahlreiche Aufführungen produzierte. 1991 trat er zum ersten Mal mit einer Lesung an die Öffentlichkeit. Es folgten Projekte mit Musikern und zahlreiche Veröffentlichungen.