Wie kamen Sie auf die Idee, das Thema Abhängigkeit als Familiengeschichte aufzubereiten?

Die Lesung

Verena Zeltner liest am 18. April, 19 Uhr, in der Stadtbibliothek Bad Lobenstein aus ihrem Werk "ICEzeit - In den Klauen des weißen Drachen Crystal". Eintritt ist frei.


Schuld daran ist ein Erlebnis an einer Grundschule im Saale-Orla-Kreis im Jahre 2014. Da erzählte mir die Direktorin, dass ein kleines Mädchen zu ihr gesagt hätte: "Meine Mama ist schon wieder auf Drogen." Dieser eine Satz hat mich erschüttert und nicht mehr losgelassen.

Wie lange beschäftigten Sie sich mit dem gefährlichen Suchtmittel Crystal Meth?

Ich habe mich ab 2014 intensiv mit Crystal Meth beschäftigt. Ich durfte an der Fachtagung des Landratsamtes Saale-Orla-Kreis teilnehmen. Was ich dort erfahren habe, hat mich in dem Entschluss bestärkt, Crystal Meth zum Thema eines Buches zu machen. Sehr hilfreich war für mich der Kontakt zu den Netzwerken "Courage gegen Drogen" und "Frühe Hilfen und Kinderschutz" im Saale-Orla-Kreis.

Gab es für die Geschichte irgendwelche realen Bilder oder ist die Handlung eine reine Fiktion?

Die Geschichte ist reine Fiktion, wobei ich in die Handlung verschiedene Situationen, die sich so ähnlich im wirklichen Leben ereignet haben, mit eingebaut habe. Und wie die Mutter in die Abhängigkeit hineinschlittert, wie sich das Drogenkarussell immer schneller dreht - das orientiert sich natürlich an der Realität.

Haben Sie in Ihrem Buch
bewusst Kritik an unserer
Gesellschaft verarbeitet?

Crystal Meth ist eine Leistungsdroge, die einen - jedenfalls für eine gewisse Zeit - hellwach macht. Die Konsumenten sind ja mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten zu finden - am Fließband, in den Chefetagen, an den Universitäten, in den Schulen. Bens Mutter schlittert erst durch den ungeheuren Druck am Arbeitsplatz in die ganze Misere hinein.

Welchen persönlichen Rat würden Sie Drogenkonsumenten geben?

Ich kann nur empfehlen, sich Rat und Hilfe zu holen. Der Landkreis Saale-Orla ist mit dem Netzwerk "Courage gegen Drogen" gut aufgestellt. In den Suchtberatungsstellen des Diakonievereins arbeiten kompetente Mitarbeiter. Das Buch soll auch Hoffnung vermitteln - wenn alles hoffnungslos wäre, hätte ich "ICEzeit" nicht schreiben müssen.

Das Gespräch führte Roland Barwinsky

Foto: Barwinsky