"Grauköpfe prägen das Erscheinungsbild. Bayreuth droht, zum Nischenmarkt für Minderheiten zu werden." - Horst Opaschowski, Zukunftsforscher
Im Festspielhaus zeugen Parkplätze für Rollatoren von einem wohl eher hohen Durchschnittsalter der Besucher. Wie hoch es genau ist, teilen die Festspiele nicht mit. Nur so viel: "Im statistischen Durchschnitt unterscheidet sich die Struktur des Bayreuther Publikums zurzeit nicht wesentlich von dem anderer Festivals oder Opernhäuser."
Sprecher Emmerich betont allerdings gleichzeitig: "Das Alter an sich aber ist auch kein entscheidendes Kriterium für die Festspiele, vielmehr sind dies doch Interesse, Neigung und Begeisterung." Eine Verjüngung des Publikums finde jedoch "durchaus sukzessive statt". Günstigere Tickets für Studenten gibt es in anderen Opernhäusern seit Jahren - in Bayreuth laut Emmerich Fehlanzeige.
Von den mehr als 5000 Mitgliedern der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth sind nach Angaben der Geschäftsführerin Ina Besser-Eichler gerade einmal 270 bis 290 unter 35 Jahren. Wie der gesamte Altersdurchschnitt der Förderer-Vereinigung aussieht, weiß sie nicht. Nur von den "Jungen Freunden" seien die Geburtsdaten dokumentiert. Sie glaubt nicht, dass die Bayreuther Eintrittspreise die Schwelle für Opern-Neulinge zu hoch legen. "Wenn Sie das hochrechnen auf die Stunden, die Sie da verbringen, ist das nicht teuer", sagt sie.
Und: "Es ist ein Hobby und für ein Hobby legt man Zeit und Geld auf den Tisch." Für Besser-Eichler ist die Festspiel-Begeisterung weniger eine Frage des Alters als eine Frage der Einstellung. "Die Hürde ist eher, dass man sich damit auseinandersetzen muss. Man muss da auch offen dafür sein", sagt sie. "Und es ist natürlich auch eine Frage der Kräfteeinteilung." Eine Wagner-Oper in Bayreuth sei schließlich auch körperlich anstrengend.
Nach Angaben der Festspiele gibt es derzeit aber auch noch keine Schwierigkeiten, die rund 2000 Tickets pro Aufführung an die Wagnerianer zu bringen. "Die Auslastung in diesem Jahr war, wie in den vorhergehenden auch, eine hundertprozentige", sagt Emmerich. Alle verfügbaren Karten seien vor Festspielbeginn schon weg gewesen. Dass sogar in der Premierenwoche immer mal wieder mehrere Plätze frei blieben, führt er auf erkrankte Besucher zurück. Oder vielleicht seien die Kartenbesitzer auch einfach zu spät gekommen und durften nicht mehr rein.
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