Zu Recht gilt der Vielschreiber Honoré de Balzac als der gewichtigere Dichter; doch ging es dem Vielschreiber Alexandre Dumas (dem „Älteren“) in vielem wie dem Kollegen: Er hatte immer Schulden – und musste darum immer schreiben. Er liebte Lust und Luxus – und lebte weit über seine Verhältnisse. Er verbuchte Sensationserfolge – und behielt doch eine Spur Halbseidigkeit. Dazu trug, in der Gesellschaft seiner Zeit, wohl auch der Umstand bei, dass er 1802 zwar als Sohn eines Revolutions-Generals, doch auch als Enkel einer schwarzen Sklavin aus Haiti zur Welt kam – ein „weißer Neger“. In Zeitschriften erschienen seine Romane zunächst, dann fanden sie überdies als Bücher reißenden Absatz: Etwa 300 Bände soll er veröffentlicht haben. Bis zu zwanzig namenlose Lohnschreiber trugen ihm Stoffe zu und arbeiteten sie nach seinen Vorgaben im Akkord fabrikmäßig aus. Mit den Abenteuern der „Drei Musketiere“, im frühen 17. Jahrhundert angesiedelt, und mit dem Gegenwartsroman um den „Grafen von Monte Christo“ schuf Dumas populäre Nationalepen. Dabei kam er vom Drama her: Mit Victor Hugo gilt er als Begründer des romantischen Theaters in Frankreich. Dem Theater auch – nämlich dessen Verfall im Zug der 1848-er Revolution – verdankt er seinen Bankrott. Er musste vor Gläubigern fliehen, lebte an wechselnden Orten im Ausland und starb 1870 so gut wie mittellos. Gleichwohl vergaß die literarische Welt ihn nicht. Das Kulturfernsehen Arte erinnert am Sonntag an ihn, ab 20.40 Uhr mit einem Themenabend, der seinen berühmtesten Plot, jenen um die Musketiere, als US-Spielfilm (von Richard Lester) präsentiert, sein kurvenreiches Leben dokumentiert, seine literarischen „Erben“ zitiert. Sein Sohn – der „jüngere“ Alexandre Dumas, Verfasser der berühmten „Kameliendame“ – tröstete den sterbenden Papa mit einer zutreffenden Prophetie: Der „Granitblock“ seines Schaffens werde die Zeiten überdauern, „unsterblich wie das Vaterland“. Wirklich ist Dumas père unter allen französischen Schriftstellern nach wie vor der meistgelesene.