Der Trend zur Vermittlung von Geschichte mit populären Mitteln, der kurz vor der Jahrtausendwende einsetzte, dauert noch immer an. Die Fragen, woher wir kommen, weshalb wir wurden, wie wir sind, oder wie Ereignisse aus der Vergangenheit unsere Gegenwart beeinflussen können, interessieren offensichtlich viele Menschen. Was Guido Knopp fürs Fernsehen aufbereitet hat, gibt es – natürlich – auch in Buchform. Je kompakter und spannender dargestellt, desto besser. Deutsche Geschichte auf eine einzige Stunde komprimiert – das legt jetzt der Autor Jan Demas im Herder-Verlag vor („60 Minuten deutschen Geschichte“, 320 Seiten, gebunden, 19,90 Euro). Der Eindruck, es könnte sich dabei um Instant-Historie handeln, täuscht allerdings, denn der Titel „60 Minuten“ ist wörtlich zu nehmen. Jedem bedeutenden Ereignis, das die Entwicklung Deutschlands – selbst, als es das Land noch gar nicht gab – seiner Meinung nach entscheidend beeinflusste, ist ein Kapitel gewidmet; das Buch umfasst mithin 60 Kapitel von der Minute „00 : 01 Als die Deutschen Römer wurden“ im Jahr 962 bis zur Minute „01 : 00“, als Roman Herzog 1998 das neue Viertel am Potsdamer Platz in Berlin eröffnete. Dabei erinnert der Autor nicht nur an politische Weichenstellungen, er ruft auch gesellschafts- und kulturgeschichtlich bedeutende Ereignisse ins Gedächtnis. Er erzählt etwa vom Canossa-Gang König Heinrichs IV., von der Vision Hildegard von Bingens, vom Amtsantritt Schillers als Professor in Jena, von der Fahrt der ersten deutschen Dampfeisenbahn, von der Nationalversammlung in der Paulskirche, vom Rücktritt Bismarcks, von der Bücherverbrennung der Nazis, vom Untergang der „Wilhelm Gustloff“, vom ersten Mauertoten, vom Kniefall Brandts in Warschau, von den Opfern der RAF, vom Geiseldrama in Gladbeck und von der Reisefreiheit der DDR-Bürger 1989. Solche einzelne Schlaglichter will Demas in den Zusammenhang des Großen stellen, in dem er sie in Bezug setzt mit dem, was war, und dem, was danach kam.