Kunst und Kultur "Die Aufmerksamkeit hat mich überrascht"

Viele kennen Kerstin Ott nur als die, "die immer lacht". Quelle: Unbekannt

Vor zwei Jahren gelang Kerstin Ott, gelernte Malerin und Lackiererin, mit dem Song "Die immer lacht" der Sprung in die Charts. Jetzt kommt sie nach Hof. Ein Gespräch.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Frau Ott, Sie haben früher als Malerin und Lackiererin gearbeitet. Welche Musik haben Sie auf Arbeit gehört?

Konzert ist ausverkauft

Kerstin Ott kommt an diesem Mittwoch um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) ins Hofer Rockwerk. Ursprünglich sollte das Konzert am 28. April in der Freiheitshalle stattfinden. Der Veranstalter verschob es wegen einer Terminkollision. Das Event findet nun im Hofer Rockwerk statt, das 550 Stehplätze bietet. "Es gibt keine Abendkasse", sagt Christian Klug, Inhaber des Rockwerks. Der Abend sei ausverkauft. Einige Ott-Fans hätten das Konzert lieber in der Freiheitshalle gesehen. Auf der Facebook-Seite des Rockwerks entwickelte sich in den vergangenen Tagen eine rege Tauschbörse und Diskussion, obwohl Klug nur Vermieter ist, kein Veranstalter. Mancher Fan gab seine Karte auch an den Vorverkaufsstellen zurück und ließ sich das Geld zurückerstatten.

Ich hatte so ein Baustellenradio, mit dem habe ich immer "N-Joy" gehört. Auf dem Sender lief viel Chart-Musik, aber das Programm war zum Arbeiten gut, weil es relativ abwechslungsreich war.

Hatten Sie schon während Ihrer Zeit als Handwerkerin eine künstlerische Ader?

Ich habe damals Bilder gemalt und hatte damit auch die ein oder andere Ausstellung. Ich bin also schon immer ein kreativer Mensch gewesen.

Seit wann spielen Sie Gitarre?

Ich habe mit zehn Jahren damit angefangen. Damals gab es in meiner Schule einen Kurs, wo ich die ganz einfachen Griffe gelernt habe. Und dann habe ich irgendwann eigene Melodien daraus gemacht. Ich fand es unfassbar cool, wenn ich jemanden sah, der mit einer Gitarre auf einer Bühne steht. Damals habe ich zum Beispiel Musik von Melissa Etheridge gehört. Und von Tracy Chapman - die höre ich auch heute noch gerne.

Was ist Ihr Eindruck? Haben es Frauen heute einfacher im Musikgeschäft als damals?

Ich glaube, dass sich jeder in seinem Job behaupten muss. Das ist im Musikgeschäft nicht anders als im Baugewerbe, wo ich herkomme. Du musst schon Gas geben, damit du oben mitspielen kannst.

Durch den Song "Die immer lacht" sind Sie schlagartig berühmt geworden. Inzwischen haben Sie zwei Studioalben veröffentlicht. Was hat Sie am Musikbusiness am meisten überrascht?

Sehr überraschend für mich - positiv wie negativ - war die wahnsinnige Aufmerksamkeit, die man auf einmal bekommt. Das waren zum Teil schöne Erfahrungen, zum Teil war es aber auch zu viel. Inzwischen habe ich gelernt, damit umzugehen. Ich kann es gut wegpacken, wenn es zu viel ist und genießen, wenn es schön ist.

Was ist Ihr persönlicher Anspruch an Ihre Musik?

Auf jeden Fall Ehrlichkeit! Ich muss wissen, wovon ich da singe und ich möchte auch immer ein Thema haben, das mich beschäftigt oder das ich interessant finde. Es würde mir schwer fallen, Texte wie in typischen Schlagerliedern zu singen, wie man sie so kennt, wo relativ wenig Inhalt drin ist.

Was wäre auf dem aktuellen Album so ein Song, mit dem Sie ein Anliegen verbinden?

Zum Beispiel "Regenbogenfarben". Bei dem Titel denkt man erst mal, das ist ein Klischee-Schlager. Aber der Text hat eine tolle Botschaft.

Mit "Regenbogenfarben" setzen Sie ein Zeichen für Toleranz gegenüber Homosexuellen. Sie selbst sind mit einer Frau verheiratet. Wie beurteilen Sie die ambivalente Rolle Angela Merkels in Bezug auf die Ehe für alle? Die Kanzlerin ermöglichte die Abstimmung im Bundestag, stimmte aber selbst dagegen.

Als Bundeskanzlerin hat Angela Merkel dafür gesorgt, dass es die Abstimmung gibt und das finde ich gut. Wenn sie sich dann persönlich dagegen entscheidet, ist das ihr gutes Recht. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand mit der Ehe für alle nichts anfangen kann. Das akzeptiere ich genauso, wie ich mir Akzeptanz für meine Meinung wünsche.

"Die immer lacht" - diese drei Worte verbinden viele Leute mit Ihnen. Welche Komiker bringen Sie zum Lachen?

Carolin Kebekus finde ich total super, auch Martina Hill und Cindy aus Marzahn. Normalerweise schalte ich für Comedy nicht extra den Fernseher ein, aber von Kebekus habe ich mir auch mal eine DVD angeguckt. Ich mag an ihr, dass sie aktuelle Probleme aufgreift und so verpackt, dass man nicht nur darüber lachen kann, sondern sich auch Gedanken dazu macht.

Das Gespräch führte Jakob Buhre

Autor