Wer nicht liest, ist doof." Diesen Satz von Elke Heidenreich muss man natürlich hinterfragen. Auch als Bücherfreund. Doch er ist bezeichnend für die vielbegabte und -interessierte Schriftstellerin, Journalistin und Kritikerin. Vor deutlichen Worten schreckte Elke Heidenreich, die heute vor siebzig Jahren in Korbach/Hessen geboren wurde, nie zurück. Auch nicht, wenn es sie, wie 2008, einen prestigeträchtigen und lukrativen Job beim ZDF kostete. Damals pflichtete sie in einem FAZ-Artikel Marcel Reich-Ranicki bei, der die Qualität des öffentlich-rechtlichen Programms bemängelt hatte (und später davon nichts mehr wissen wollte). Nach ihrem vermutlich nicht ganz ernst gemeinten "Man schämt sich, in so einem Sender noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus" nahmen sie Intendant Markus Schächter und Programmdirektor Thomas Bellut beim Wort und setzten die Sendung "Lesen!" der damals "mächtigsten Frau im deutschen Literaturbetrieb" (Süddeutsche Zeitung) ab. Beliebt und einem Millionenpublikum bekannt war sie allerdings schon lange davor - als schnoddrige Metzgersfrau Else Stratmann, die erst im Radio, dann im "Aktuellen Sportstudio" und bei den Olympia-Übertragungen aus Los Angeles 1984 und Seoul 1988 das zeitgenössische Geschehen mit scharfen Worten kommentierte. Neben ihrer langjährigen Kolumne "Also ..." in der Zeitschrift Brigitte, zahlreichen Drehbüchern für Film und Fernsehen und einem Theaterstück verfasste die bekennende Opernliebhaberin mehrere Libretti für die Kölner Kinderoper und Hörbücher. Den größten literarischen Erfolg erreichte Elke Heidenreich mit Büchern für Kinder wie mit der Katzengeschichte "Nero Corleone"; das Buch wurde in Holland und Frankreich als schönstes beziehungsweise empfehlenswertestes Kinderbuch für Sieben- bis Zehnjährige ausgezeichnet. Hin und wieder arbeitete die Moderatorin zahlreicher Sendungen auch als Schauspielerin ("Raumpatrouille Orion - Rücksturz ins Kino", 2003) und als
Synchronsprecherin ("Spaceballs", 1987). Nach dem Aus im ZDF hatte Elke Heidenreich ihre Sendung "Lesen!" übrigens zunächst ins Internet verlegt; mit der 35. Ausgabe jedoch stellte sie das Format ganz ein.