Ein Thriller, der kopflos macht: «Kerkerkind» von Katja Bohnet

Genre-Fans werden das erfolgreiche Debüt von Katja Bohnet, «Messertanz», kennen. Nun hat die Autorin nachgelegt und mit «Kerkerkind» einen Thriller herausgebracht, der im wahrsten Sinne des Wortes kopflos macht. Der Roman spielt zunächst in Berlin, bei unerträglicher Hitze. Im Wannseeforst wird die verbrannte Leiche einer Frau gefunden. Die Obduktion ergibt allerdings, dass die Türkin erstochen wurde, bevor der Mörder sie anzündete. Aber wer ist er, und warum beging er diese Tat? Für die beiden Ermittler Rosa Lopez und Viktor Saizew vom Landeskriminalamt eine Herkulesaufgabe, zumal beide momentan nicht hundertprozentig belastbar sind. Schon bald sind sie der Überzeugung, dass der Mann der Türkin der Täter ist. Ihre Theorie wird jedoch über den Haufen geworfen, als weitere Opfer - darunter auch der Verdächtige - auftauchen. Sie sind ausschließlich männlich, und ihnen wurde der Kopf abgehackt. Rosa und Viktor gehen bei ihren Recherchen an ihre körperlichen und mentalen Grenzen.

Val McDermid: «Der Sinn des Todes» - Neuer Fall für Karen Pirie

So eigenwillig wie die Autorin, so eigenwillig auch ihre Helden: Val McDermid hat sich für ihre jüngste Hauptprotagonistin, die Polizistin Karen Pirie, einen neuen, alten Fall ausgedacht. Insofern nicht ungewöhnlich, weil Pirie Chefin der Historic Cases Unit, also der Abteilung für alte ungelöste Fälle, ist. In «Der Sinn des Todes» jedoch gibt es einen aktuellen Vorfall, der anscheinend mit einem 20 Jahre zurückliegenden ungelösten Mordfall in Dundee zusammenhängt. Pirie ermittelt, obwohl sie psychisch stark angeschlagen lieber eine Auszeit nehmen und erst einmal den Tod ihres Lebensgefährten Phil verarbeiten sollte. So macht sie es sich und ihrem Umfeld nicht immer unbedingt leicht. Mit Karen Pirie startete McDermid 2003 ihre vierte Krimi-Reihe. Daneben erreichte die heute in Edinburgh lebenden Schottin bereits mit ihrer lesbischen Journalistin Lindsay Gordon, der Privatdetektivin Kate Brannigan sowie den beiden Profilern Carol Jordan und Tony Hill ein Millionenpublikum.

Sieben Morde am Bosporus: «Die Gärten von Istanbul»

Sieben Leichen in sieben Tagen - das ist auch für hartgesottene Krimi-Fans eine Menge. Und all das an historischen Orten inmitten des idyllischen Umfelds von Istanbul. Autor Ahmet Ümit lässt Oberinspektor Nevzat den ersten Toten an der Statue Atatürks finden. Der Ermordete, ein Professor für Kunstgeschichte, hält eine Münze aus byzantinischer Zeit in der Hand - wie übrigens alle danach entdeckten Mordopfer auch. Die jahrtausendealte Geschichte Istanbuls scheint zunächst die einzige Verbindung zu sein, die Nevzat zwischen den Toten herstellen kann. Bei seiner Suche nach Mördern und Hintergründen für diese Taten taucht der Leiter der Mordkommission tief in die Historie seiner Stadt ein, was für den Leser auch eine anschauliche und interessante Reise in die Vergangenheit der Stadt zwischen zwei Kontinenten bedeutet. Ein atmosphärisch dichter Krimi, dessen Reiz in der Einbettung aktueller Kriminalität in die großartige Kultur und Geschichte des Landes liegt. Ümit, der lange Mitglied der kommunistischen Partei der Türkei war, sich später aber aus der Politik zurückzog und sich seitdem nur noch seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmet, ist in seiner Heimat ein populärer Autor, dessen literarische Vorlagen häufig verfilmt wurden und werden.