Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte: «Die Künstler wollen mit ihren Texten provozieren, das ist klar. Doch auch für sie sollte gelten, dass diskriminierende oder antisemitische Inhalte nicht zu tolerieren sind. Eine Relativierung des Leidens der Opfer der Schoa ist völlig inakzeptabel und geschmacklos.» Die Musiker müssten sich bewusst sein, wie groß ihr Einfluss auf viele junge Menschen sei, und ihrer Verantwortung gerecht werden. «Wenn jedoch ausgerechnet Alben mit solchen Texten für einen Preis wie den 'Echo' nominiert werden, wirkt dies ja geradezu wie ein Freifahrtschein, genauso weiterzumachen. Deshalb ist es höchste Zeit, ein Stoppschild hochzuhalten.»
Die Debatte werde «voraussichtlich auch ein Thema in der Sendung sein», hatte Echo-Geschäftsführerin Rebecka Heinz zuvor erklärt. In welcher Form, sei noch unklar. Auch ein Live-Auftritt der beiden Rapper ist geplant. Die 27. Verleihung des Musikpreises wird live im Fernsehen übertragen (Vox, 20.15 Uhr).
Forderungen nach einer generellen Veränderung der Auswahl der Nominierten, um ähnliche Vorfälle künftig zu vermeiden, steht Heinz skeptisch gegenüber. «Der Echo ist seit seiner Entstehung ein Publikumspreis, bei dem abgebildet wird, welche Künstler im vergangenen Jahr am erfolgreichsten waren.» Diese Anforderungen erfüllten die beiden Rapper mit ihrem gemeinsamen Album «Jung, brutal, gutaussehend 3» genauso wie alle anderen Nominierten.
Diese geraten angesichts der Debatte in den Hintergrund. Unter anderem Schlagerstar Helene Fischer ist wieder nominiert. Am Donnerstag hat die Rekordpreisträgerin (16 Trophäen) erneut Chancen auf einen Echo und wird auch auftreten.
Als internationale Stars haben sich die Pop-Ikone Kylie Minogue, die britische Sängerin Rita Ora und der ehemalige Boyband-Sänger Liam Payne für Auftritte angekündigt. Auch Alice Merton und Shawn Mendes sowie Rea Garvey und Kool Savas sollen das Publikum begeistern.
Der Echo wird in 22 Kategorien mit jeweils 5 Nominierten vergeben. Für die Nominierung sind die Verkaufszahlen entscheidend. Bei der Preisvergabe fließt aber seit dem vergangenen Jahr das Votum einer rund 500-köpfigen Fachjury zu 50 Prozent in das Ergebnis ein.