Zwischen "Schmaus" und "Schoß" sollte es stehen. Indes das Wort "schön" kommt nicht vor in dem neuen Buch, das der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache Walter Krämer und der Sprachkritiker Roland Kaehlbrandt gerade im Piper-Verlag veröffentlicht haben: das "Lexikon der schönen Wörter - von anschmiegsam bis zeitvergessen".

Was macht ein Wort schön? Sein Klang natürlich und seine Bedeutung; die tatsächliche und die subjektive, die jeder damit verbindet, der es hört, liest oder ausspricht. Die Autoren, die sich im Vorwort als "Liebhaber des Deutschen" vorstellen, räumen ein, dass es für die Kategorie "schön" keine objektiven Wertmaßstäbe gibt. "Wörter", so erläutern sie, "werden verbunden mit tausenden von Erinnerungen und Prägungen". Das Urteil müsse stets individuell bleiben. Schöne Wörter lösen mit ihrem Klang bei den Menschen angenehme Vorstellungen und Erinnerungen aus.

Dennoch gibt es Wörter - Krämer und Kaehlbrandt zählen eine Vielzahl von ihnen auf -, die von vielen Menschen gleichermaßen als schön empfunden werden; einfach, weil sie präzise sind wie etwa "gütig" und lautmalerisch wie "kuscheln" oder "anschmiegen". Andere Wörter strahlen von sich aus Kraft und Zuverlässigkeit aus: "Wucht" etwa oder "unantastbar". Dann gibt es noch die Wörter, die vor allem Sprach-Liebhaber gerne gebrauchen, um sie vor dem Vergessen zu retten: "prangen" oder "alsbald" sind solch altmodische und doch einen ganz eigenen Glanz ausstrahlende Vokabeln; auch "töricht" gehört dazu. Bei diesem Wort erläutern die Autoren - nach einem Zitat, wie es jeder Worterklärung im Lexikon voransteht - die tiefere Bedeutung so: "Wenn die Großmutter sagte ,Sei doch nicht so töricht!' war man wohlwollend aufgefordert, innezuhalten und den Verstand zu gebrauchen, anstatt seiner Ungeduld zu folgen."

Wörter wie diese - und das können durchaus auch neue sein, die einer sich ständig entwickelnden Sprache alle Ehre machen - bezeichnen Krämer und Kaehlbrandt als funkelnde Edelsteine. Aus ihnen besteht unser Sprachschatz, den es zu wahren gilt.

Kerstin Starke

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Walter Krämer/Roland Kaehlbrandt:Lexikon der schönen Wörter. Verlag Piper Taschenbuch, 256 Seiten, 9,99 Euro.