Zum Kinostart von "Der Hobbit" haben die Verlage zahlreiche neue Bücher über den Autor John Ronald Reuel Tolkien und seine Welt herausgebracht. Drei stellen wir hier vor.

So klein es auch ist - nur 10,5 mal 15,5 Zentimeter -, so vielseitig kann man sich in "Der Herr der Ringe in 60 Minuten" aus dem Thiele-Verlag über das Fantasy-Reich Tolkiens, den Autor selbst und die Film-Adaptionen informieren. Dazu gehen die Herausgeber Michael Fuchs-Gamböck und Thorsten Schatz auch auf unterschiedliche (Be-)Deutungen ein, die Laien wie Wissenschaftler aus der Geschichte von Frodo und dem Ring herausgelesen und in sie hineininterpretiert haben. Das Büchlein ist ein kleiner Schatz, der so manchem den Weg nach Mittelerde weisen kann.

"Was, Dr. Tolkien, macht Sie ticken?", fragte der Kolumnist Harvey Breit 1955 in der New York Times Book Review den berühmten englischen Autor. Die Antwort sowie einen interessanten Aufschluss über die Quellen seiner Mythologie liefert "Das Tolkien-Lesebuch", das Ulrike Killer im Deutschen Taschenbuch Verlag herausgegeben hat. Damit die Leser Tolkien, seine Beweggründe, Fantasien und Denkweise kennenlernen und vielleicht sogar nachvollziehen können, hat sie Ausschnitte aus seinen Büchern und Interviews sowie persönliche Briefe an seine Söhne, Freunde und Kollegen zusammengestellt. Besonders interessant ist der Ursprung seines Schaffens. Denn Tolkien, schon als Kind von Sprachen fasziniert, erfand bald seine eigenen und erkannte, dass Sprachen eine eigene Welt brauchen: "Eine Sprachkonstruktion wird eine Mythologie gebären." Eine Mythologie, die er, wie er in einem Vortrag erläuterte, zunächst "nur um der persönlichen Befriedigung willen" konstruierte hatte und die später Millionen von Lesern und Kinogängern in ihren Bann ziehen sollte.

Wo er die Vorbilder für seine Fantasiewelt fand, darüber gibt Arnulf Krauses Buch "Die wirkliche Mittelerde. Tolkiens Mythologie und ihre Wurzeln im Mittelalter" Aufschluss. Krause, Professor für Germanistik in Bonn, hat Ahnen und Vorbilder für Tolkiens Charaktere und Szenerien in alten Mythen und Märchen der Wikinger, Angelsachsen, Kelten und Germanen ausgemacht. Zu Tolkiens Lieblingsquellen gehörten demnach das altenglische Epos "Beowulf", die "Edda" und altnordische Heldenlieder; außerdem beeinflussten ihn romanische und griechische Sagen sowie nicht zuletzt das Nibelungenlied, in dem sein Lieblingsdrache Fafnir eine Rolle spielt und zweifellos zum Vorbild für Smaug in "Der Hobbit" wurde. Die Schlachten, von denen es bei Tolkien mehr als genug gibt, aber auch die tiefe Freundschaft innerhalb einer Gemeinschaft, die sowohl im "Hobbit" als auch im "Herrn der Ringe" die Grundlage für das Gelingen gefährlicher Missionen bildet, kannte er aus eigener Erfahrung: aus der Gemeinschaft mit seinen Jugendfreunden im "Tea Club - Barrovian Society" und seinen schrecklichen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg, den er als einziger der Freunde überlebte. Kerstin Starke

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Michael Fuchs-Gamböck, Thorsten Schatz (Hg.): Der Herr der Ringe in 60 Minuten. Thiele-Verlag, gebunden, 103 Seiten, 8 Euro.

Ulrike Killer (Hg.): Das Tolkien-Lesebuch. dtv, kartoniert, 448 Seiten, 9,95 Euro.

Arnulf Krause: Die wirkliche Mittelerde. Theiss-Verlag, gebunden, 232 Seiten, 19,95 Euro.