Ange Zhang ist 13 Jahre alt, als in Beijing – Peking – die Kulturrevolution ausbricht. Damit ist sein Leben, wie er es kannte, mit einem Schlag vorüber. Sein Vater, ein berühmter Dichter und Schriftsteller gehört plötzlich zu den „Schlechten“, er selbst, als sein Sohn, ist demnach „Abschaum“. Wie ein Junge eine solche Zeit des Umsturzes und erzwungenen Umdenkens erlebt hat, erzählt Zhang in seinem autobiografischen Buch „Rotes Land Gelber Fluss“.

Der Junge, der am Anfang der chinesischen Kulturrevolution Maos für sein Leben gerne einer von denen gewesen wäre, die die roten Armbinden als Mitglieder einer Roten Garde kennzeichneten, kommt spätestens dann ins Grübeln, als sein Vater, obwohl ein überzeugter Anhänger der Kommunistischen Partei, dennoch öffentlich gedemütigt, verhaftet und schließlich eingesperrt wird. Zwar stürzt sich Ange – nur um bei seinen Freunden zu sein – noch in ein wahnwitziges Abenteuer, das leicht mit dem Tod hätte enden können, doch schon bald fängt er an, heimlich die von den Gardisten weggesperrten westlichen Bücher seines Vater zu lesen.

Und so handelt die Geschichte Ange Zhangs auch davon, wie ein Junge anfängt, selbstständig zu denken und erwachsen zu werden. Jahre harter, stumpfsinniger Arbeit können ihn, den Fünfzehnjährigen, nicht von seinem Lebensziel abbringen, nachdem er es einmal für sich entdeckt hat: Er weiß, er will Künstler werden: Er will die Welt, wie er sie sieht, in Bildern festhalten.

Dieses Ziel hat Ange Zhang erreicht. Er lebt heute in Toronto. Als die Kulturrevolution 1976 nach dem Tod Mao Zedongs beendet war, verwirklichte er sich seinen Traum, zu studieren und Künstler zu werden. Das Buch mit seiner Geschichte hat er selbst mit wunderbaren Farbbildern illustriert: Im Stil des sozialistischen Realismus stellt er die wichtigen Erlebnisse in jener für ihn so aufregenden Zeit dar. Fotos und ein Glossar zu den historischen Fakten ergänzen den Text.

KERSTIN STARKE

Ange Zhan. Rotes Land Gelber Fluss. Carl Hanser Ver-
lag, gebunden, 56 Seiten,
14.90 Euro