Nürnberg - Den Kreativen des frühen Stummfilmkinos stand ein enormer Fundus an literarischen Stoffen zur Verfügung. Nicht verwunderlich also, dass die Entwicklung des Kinos von der Jahrmarktattraktion hin zu ortsfesten Filmtheatern mit Verfilmungen von Romanen und Theaterstücken einherging. Die 23. stummFILMMUSIKtage nehmen solche Stoffe in den Fokus, in Begleitung mit zeitgenössischer Live-
Musik, und präsentieren vom 24. bis 27. Januar Glanzpunkte aus der großen Stummfilmzeit des Weimarer Kinos. Das teilt die Stadt Nürnberg in einer Pressemeldung mit.

Highlight sei eine Lesung des Nürnberger Schauspielers Hanns Zischler aus seinem Buch „Kafka geht ins Kino“ am Samstag, 26. Januar. Zum Auftakt des Festivals am Donnerstag, 24. Januar, läuft „Hamlet“ (1921). Damals äußerst umstritten, interpretiere Produzentin Asta Nielsen das Shakespeare-Drama als Geschlechtertausch – und übernimmt zugleich selbst die Titelrolle. Mehr als 80 Jahre nach der Uraufführung sei der Film vom Deutschen Filminstitut aufwändig restauriert und im Rahmen der Berliner Filmfestspiele gezeigt worden – eigens dafür habe Michael Riessler, Komponist und Klarinettist, eine neue Musik komponiert, die in Quartettfassung (Bassklarinette, Nyckelharpa, Cembalo/Gesang, Percussion) in Nürnberg zur Aufführung kommen werde.

Schon traditionell liefere des Weiteren das ensemble KONTRASTE einen Beitrag zu den stummFILMMUSIKtagen – dieses Mal unter der Leitung von Christian Schumann mit einer Musik von Peer Raben zu Georg Wilhelms Pabsts „Die Büchse der Pandora“ (1929), und zwar am Freitag, 25. Januar, um 20 Uhr in der Tafelhalle. Eine filmisch-literarische Spurensuche lasse sich am Samstag, 26. Januar, um 19 Uhr mit Hanns Zischlers Filmlesung „Kafka geht ins Kino“ in der Tafelhalle verfolgen: Der Schauspieler und Regisseur, Filmforscher und Kinoenthusiast beschäftige sich seit fast 40 Jahren mit dem Kinogeher Franz Kafka und lasse ihn in seiner Filmlesung „Kafka geht ins Kino“ nun Bild für Bild aus dem dunklen Kinosaal des frühen Stummfilms ans Licht treten, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Ein Faszinosum, das einen Eindruck vom „Augenmensch“ Kafka und seinem Verhältnis zum Kino gebe. Der gleichnamige Dokumentarfilm, der 2002 unter der Regie von Zischler selbst entstand, läuft mit einer Einführung von ebenjenem am Sonntag, 27. Januar, um 13 Uhr im Filmhauskino.

Eine Reise durch das Stummfilmkino der Region unternehme am Sonntagvormittag in einer Matinée der fränkische Journalist, Schriftsteller und Humorist Klaus Schamberger – original mit Brezen und Obazda und Filmen aus den 1910er- und 20er-Jahren. Bewährt habe sich zudem ein familienfreundliches Programm am
Sonntagnachmittag um 15 Uhr im Filmhaus, wie auch das begleitende Duo Hildegard Pohl (Klavier) und Yogo Pausch (Percussion).

Zum Abschluss des Festivals zeige man am Sonntag, 27. Januar, um 18 Uhr im Filmhauskino einen Kino-Klassiker: „Faust“, der zu den berühmtesten Stummfilmen und den wichtigsten deutschen Filmen zählt. Es sei Friedrich Wilhelm Murnaus letzter Film in Deutschland und 1926 neben „Metropolis“ von Fritz Lang
das Prestigeprojekt der Universum-Film AG (Ufa) gewesen, der größten deutschen Filmproduktionsgesellschaft. Es begleite Joachim Bärenz am Klavier.

Die stummFILMMUSIKtage präsentierten alle zwei Jahre Ende Januar ein großes Programm cineastischer und musikalischer Höhepunkte, im Zwischenjahr findet ein Kurzprogramm in der Katharinenruine in Nürnberg statt. Karten für die Veranstaltung sind erhältlich unter tafelhalle.de, filmhaus-nuernberg.de sowie telefonisch unter 0911 231 4000 (Kultur Information) oder 0911 231 7340 (Kartenreservierung Filmhaus).