Bamberg - "Ich bin ein wandelndes Filmlexikon", sagt Johannes Betz. Zu seinem Büro in der Bamberger Innenstadt gehört eine umfangreiche Videothek, neueste DVDs stapeln sich auf dem Fußboden. Filme gucken ist ein Teil seines Handwerks: Betz schreibt Drehbücher. Anfang Februar erlebte sein Zweiteiler "Hindenburg" - über das tragische Ende des größten jemals gebauten Luftschiffs - bei RTL seine Erstausstrahlung, jetzt folgt ein Film über einen Fall, der im Sommer 2007 großes Aufsehen erregte. Es geht um eine Urlaubsnacht in Antalya: War's ein Sexflirt unter Teenagern oder war's eine Vergewaltigung?

Auslöser meines Besuchs bei Betz ist ein "Tatort", in dessen Abspann ich kürzlich seinen Namen entdeckte. Ich dachte: Den kennst du doch. Als Mann von "Sixpack" war er mir ein Begriff und als Autor eines rasanten Kriminalromans, der 2003 bei Rowohlt veröffentlicht wurde: "Bundesautobahn". Wer aber achtet auf die Namen von Drehbuchschreibern? Die Aussage "Ein Film von ..." weist stets den Regisseur als Urheber aus. "Als Autor", sagt Betz, "kann man zwar in der Branche bekannt, aber keine Berühmtheit werden. Dabei ist die Story das A und O."

Betz, 1965 in Bayreuth geboren, war nach dem Abitur, während eines "geistigen Studiums generale" mit den Schwerpunkten Ethnologie und Soziologie, nebenbei als Werbetexter tätig. 1992 nahm ihn die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg als Studenten für die Fächer Regie und Drehbuch auf. Aber Regie war nicht sein Ding. Lust und Talent dafür erwiesen sich als begrenzt. Auch erkannte Betz, dass er Dreharbeiten nicht ausstehen kann: "Da gibt es viel Langeweile. Der Glamour-Faktor wird stark überschätzt."

Er hatte das Glück, schon während des Studiums mit Büchern für die TV-Serie "Auf Achse" ins Geschäft zu kommen. Ab 1997 lieferte er Konzept und Drehbücher für die Serie "Die Cleveren"; zwei Jahre später machte er sich in Fachkreisen mit dem Buch für den Kinofilm "Nichts als die Wahrheit" über den KZ-Arzt Mengele einen Namen; 2002 folgte der TV-Zweiteiler "Der Tunnel", eine vielfach ausgezeichnete Ost-West-Fluchtgeschichte.

Auch für einen echten Publikumserfolg - mit 2,5 Millionen Besuchern im Kino - hat Betz das Drehbuch verfasst: "Die weiße Massai". Zwar könne man, räumt er ein, über die autobiografische Vorlage von Corinne Hofmann "ins Kissen heulen", den Film selbst aber nennt er seriös und intelligent. Die negativen Reaktionen der Kritiker stören ihn kaum: "Ich bin genug bei mir, dass ich selber weiß, wie gut oder schlecht meine Arbeit ist."

Seit 1998 lebt Betz in Bamberg. Sein Büro hat er aus der Wohnung ausgelagert, weil Beruf und Privatleben - er hat Frau und zwei Kinder - strikt getrennt bleiben sollen. Häufig kooperiert er mit seinem Büronachbarn Martin Pristl, der ebenfalls Drehbücher schreibt. Grundsätzlich, sagt Betz, sei Filmemachen ja Teamarbeit. Man müsse einen langen Kampf mit vielen Beteiligten aushalten können. Und obwohl es sich bei den meisten Drehbüchern um Auftragsarbeiten handle, werde nicht alles, was man schreibe, tatsächlich verfilmt. Sicherheit gebe es erst, wenn die erste Klappe gefallen sei.

Seiner Heimatstadt Bayreuth bleibt Betz durch die A-cappella-Comedy-Show "Sixpack" verbunden. Denn in der Wagnerstadt finden die Proben statt. Vor nunmehr 21 Jahren ging die Gruppe an den Start. "Wir waren nicht gut, aber berüchtigt", erzählt Betz. "Eigentlich konnten wir gar nicht singen. Deshalb haben wir das mit Comedy aufgemotzt. Wir sind ja alle keine Kinder von Traurigkeit." Immer noch absolviert "Sixpack" in ganz Deutschland 30 bis 40 Auftritte pro Jahr.

Die jüngsten Drehbuch-Projekte von Johannes Betz heißen "Stankowski - Einer gegen alle" (fürs Fernsehen) über einen Ossi, der durch die Verwicklungen der Wendezeit unerwartet mit riesigen Summen hantiert, und "Unser allerbestes Jahr" (fürs Kino) nach einem vor zwei Jahren erschienenen erfolgreichen und bewegenden Roman des Kanadiers David Gilmour. Auf Fragen nach seinen Wünschen für die Zukunft sagt der Autor: "In Hollywood werde ich nicht landen. Aber einen Kino-Klassiker hinzukriegen, das wäre schön. Auf jeden Fall habe ich den Ehrgeiz, gute Sachen zu machen."



Demnächst zu sehen

Ein Drehbuch von Johannes W. Betz liegt einem Knastdrama nach Tatsachen zugrunde, das am Dienstag kommender Woche um 20.15 Uhr bei Sat.1 Premiere hat und von Programmzeitschriften als "Tipp des Tages" vorgestellt wird; Titel: "Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis".

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Ein Drehbuch von Johannes W. Betz liegt einem Knastdrama nach Tatsachen zugrunde, das am Dienstag kommender Woche um 20.15 Uhr bei Sat.1 Premiere hat und von Programmzeitschriften als "Tipp des Tages" vorgestellt wird; Titel: "Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis".

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