Wunsiedel - Das Sams haben die Mädels und Jungs der 4 c unter freiem Himmel schon belacht und sind mit Jim Knopf zu Abenteuern ausgezogen. Lehrerin Michaela Liebe bekräftigt: "Wir gehen immer auf die Luisenburg." Als Naturbühne benennt ein Junge sie sehr korrekt - und weist so darauf hin, dass dort nur im Sommer gespielt werden kann. "Was aber treibt die Luisenburg im Winter?", fragte am gestrigen Dienstag Intendant Michael Lerchenberg in die gespannte Runde - und schickte die Antwort selbst gleich nach: "Etwas ganz Neues. Plötzlich", sagt er, "gibt's die Luisenburg das ganze Jahr."

Sie betreibt nämlich Theaterpädagogik, also etwas Erzieherisches. Weil freilich Theater keine Schule, sondern "eine lebendige Kunst" ist und "großes Vergnügen" machen soll, wie Luisenburg-Fachfrau Anna Spitzbart weiß, erteilt sie den Kindern nicht einfach eine Lektion. Sie kommt mit einem fröhlichen "Klassenzimmertheater"-Stück - von Petra Maria Kraxner - direkt zum kleinen Publikum. Gestern hatte das Projekt in der Wunsiedler Jean-Paul-Grundschule Premiere, noch dazu mit einer Uraufführung.

Kein großes Ensemble entert den Klassenraum der 4 c, und Kulissen braucht's nicht. Theater, lernen die Kinder nebenbei, kann man überall spielen; denn aufs Spielen kommt es an: aufs So-tun-als-ob, auf Vor- und Verstellungsvermögen, Verwandlungskunst. János Kapitány verwandelt sich: vom Menschen in ein Tier; in mehr: in ein Wesen ganz aus Fantasie.

"Resi, das Resl" ist er eine gute Schulstunde lang. Resi - sollte so nicht eher ein Mädchen heißen? Eine Mischung aus Männlein und Weiblein ist er, vielleicht. Eine Kreuzung aus Rentier und Esel ist er jedenfalls, aus zwei Tieren mithin, die unverzichtbar zu Weihnachten gehören. Wirklich hat auch Resi aufs Engste damit zu tun. Er kennt, verkündet er, das Christkind sogar persönlich. Sein Chef ist es, allerdings ein kranker: Das lockige Baby aus der Krippe hat sich eine Grippe mit "Superkraft" eingefangen. Resi aber "rettet das Weihnachtsfest". In aller Welt will er die Wunschzettel der Kinder einsammeln. Noch ist die Tasche zwar leer, in der er die Zettel verstauen soll. Bis zum Schluss des Schulbesuchs aber wird sie sich, nach Einsatz einer Prise "Wünschestaub", gefüllt haben.

"Bin ich hier richtig?", hat Resi am Anfang, durch die Tür ins Klassenzimmer schnuppernd, wissen wollen. Er ist goldrichtig: aufgekratzt und plauderhaft, liebenswert gaga - als Clown unter den Weihnachtsmännern und -frauen zappelt, streckt, duckt und verrenkt sich János Kapitány durch hundert Freude- und Frage-, Eitelkeits- und Ekelgesten und -grimassen.

Zum Pädagogen taugt er obendrein. Denn die Kinder folgen gebannt, auf jede Frage Resis spontan auskunftsbereit, seinen Berichten aus der Welt des Feierns. Dass auf Island nicht das Christkind, sondern dreizehn Zwerge die Präsente bringen (wenn überhaupt); dass in Russland Väterchen Frost erst am 7. Januar beschert; auch dass in China und vielen anderen Ländern Heiligabend ein ganz normaler Tag ist.

Zudem sehen die Kinder ein, dass man sich, neben X-Box, Geld und Fernseher, Dinge wünschen kann, "die wirklich wichtig sind": mehr Zeit, zum Beispiel ... Liebe und Glück ... Gesundheit ... ein Geschwisterchen oder einen Vater ... den Weltfrieden, nicht zu vergessen, und den Frieden in einem selbst, mit dem jeder Frieden auf Erden beginnt.

"Spezialnussknackerwünsche" nennt sie Resi, das Resl, denn viele davon kann man sich nur schwer, weil nicht mit Geld erfüllen. Aber es sind, da stimmen die Kinder zu, "die schönsten". So schön wie die Gelegenheiten, Theater zu spielen ohne viel Theater drumherum. Hauptsache, Verwandlung: In der 4 c wird eine Schulstunde lang aus Wunsiedel "Wunschfindel".

-----

Schulen können die Produktion buchen. Informationen telefonisch unter 09281/602207 oder 0151/54249588 sowie per E-Mail: theaterpaedagogik@luisenburg-aktuell.de.

Theater ist eine lebendige Kunst und soll großes Vergnügen machen.

Theaterpädagogin Anna Spitzbart

Spezialnussknackerwünsche sind die schönsten.

Resi über Weihnachtswünsche, die man nicht mit Geld erfüllen kann

Zwei junge Damen und ihr junges Publikum

Das Klassenzimmerstück "Resi, das Resl" hat die Bühnenautorin Petra Maria Kraxner gemeinsam mit der Theaterpädagogin der Luisenburg-Festspiele entwickelt. Die Tirolerin, die in Berlin lebt, kam 1982 zur Welt. In Wien und Leipzig studierte sie unter anderem Theater-, Film- und Medienwissenschaften sowie szenisches und lyrisches Schreiben. Zuletzt war im Wiener Burgtheater und in Innsbruck ihr Stück "Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits" zu sehen. - Auch die 29-jährige Wienerin Anna Spitzbart, seit diesem Jahr für die Luisenburg als Pädagogin tätig, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften, dazu Theater- und Schauspielpädagogik. Mit vielerlei Projekten bringt sie Kindern und Jugendlichen das Medium Theater näher und macht ihnen den Inhalt von Bühnentexten begreiflich.