Kunst und Kultur "Hof hat seinen ganz eigenen Reiz"

Jaguwar aus Dresden und Berlin gelten für einige schon als die nächste "Band to watch" (beobachtenswerte Band). Das Trio bekam bereits lobende Erwähnungen in internationalen Musikmagazinen. Foto: Tapete Records

Eine Band, die gerade von sich reden macht: Das Trio Jaguwar hat sein Debüt in Hof aufgenommen. Ab heute steht die nächste Stufe der Karriereleiter an.

 
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Sie haben ihr Debütalbum in Hof aufgenommen, im Tritone-Studio bei Bernd Friebe. Was verschlägt eine aufstrebende Rock-Band aus Berlin und Dresden in eine recht kleine Stadt in Oberfanken?

Das Trio Jaguwar auf dem Reeperbahn-Festival

Das an diesem Mittwoch beginnende Reeperbahn-Festival in Hamburg gilt als Europas größter Marktplatz für Musik und Musikbranche. Das Event präsentiert nunmehr bereits im 13. Jahr rund 500 internationale Bands und Künstler.

Die einzigartige Mischung aus Zukunftskongress und Festival macht das Reeperbahn-Festival aus und lockt Jahr für Jahr mehr Musikfans und Fachbesucher aus aller Welt für vier Tage nach Hamburg St. Pauli. Im vergangenen Jahr waren es um die 45 000 Musikfans, die sich das Großereignis nicht entgehen lassen wollten.

Jaguwar, das Trio aus Dresden und Berlin, erhielt eine der begehrten Einladungen und stellt dort sein in Hof über mehrere Wochen aufgenommenes Debüt "Ringthing" (Tapete Records) vor. Das Album atmet Vorbilder wie My Bloody Valentine und auch The Cure. Doch hat sich die junge deutsche Band durch akribisches Erproben origineller Soundeffekte bereits mit ihrem ersten Album klanglich von den Vorbildern gelöst. Auch, weil sie in ihr erstes Album auch Sound-Vorstellungen von US-amerikanischen Experimental-Pop-Bands wie Animal Collective, The Flaming Lips oder Grizzly Bear einfließen ließen - und Jaguwar damit ein recht einmaliges Klangbild besitzt. Doch sind auch in Zeiten von Spotify & Co. ausgeprägtes Können, brillante Ideen und harte Arbeit nur eine Seite der Medaille: Man muss schließlich erst einmal entdeckt werden. Und dafür bietet, zumindest in Europa, kein Event eine bessere Plattform als das Reeperbahn-Festival: Weil nirgendwo in den nächsten Tagen die Dichte an PR-Mitarbeitern der großen Labels, Veranstaltern und Talentscouts größer sein dürfte als auf der berühmt-berüchtigten Flaniermeile - die zudem eine der höchsten Club-Dichten in Deutschland aufweist. TL

Bernd hatte den Kontakt zu uns für ein Konzert im Zusammenhang mit der Sommer-Tour 2015 gesucht. Als es dann dazu kam, stellten wir schnell fest, dass seine Erfahrung als Toningenieur, die liebevolle Ausstattung seines Studios und der so abgelegene Standort eine wundervolle Kombination für uns waren, um irgendetwas dort aufzunehmen. Als wir für einen Tribute-Sampler ein Stück brauchten, entschieden wir uns, es bei Bernd zu probieren - quasi als Probelauf. Es war vom ersten Tag an eine Gemeinsamkeit vorhanden in unserem Tun, Denken und Fühlen, was uns überhaupt die Basis geliefert hat, um das "Projekt Album" zu realisieren, ging es doch anfangs nur um eine oder mehrere EPs.

Wie war die Zusammenarbeit? Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Es war genug Harmonie und Reibung gleichermaßen zwischen uns und Bernd Friebe vorhanden, um ein kreatives Arbeiten im "Mikrokosmos Studio" zu garantieren. Das schätzen wir ungemein, wenn sich da eine eigene kleine Welt mit eigener Arbeitsroutine entwickelt, in der man losgelöst und voller Hingabe an jedem Detail feilen kann, bis der Kopf brummt oder die Finger bluten - egal, wie hart die Arbeit sich nach zehn Stunden anfühlt oder ob eine 180-Grad-Kehrtwende nötig ist, nach dem schon viele Takes im Kasten sind. Es wurde alles jederzeit möglich gemacht. Da wir uns selbst produzieren und mixen, gehen wir meist mit klaren Bildern von Klang und Struktur der Songs in ein Studio, drehen diese dann aber meist mehrmals und probieren gefühlte 1000 Jahre Haken und Ösen aus - Hauptsache, der Sound und die Songs entsprechen unseren Vorstellungen. Bernd hat dies alles so mitgemacht, das war grandios. Hof an sich hat für uns als Großstädter seinen ganz eigenen Reiz, so etwas weiter draußen. Das Ins-Studio-Fahren war immer auch das Wegkommen vom Alltäglichen. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden, es ist besser als alles, was wir zuvor gemacht haben.

Sie haben positive Erwähnungen und Besprechungen in deutschen Musikmagazinen wie "OX" und "Visions" bekommen - und in zwei der besten Music-Mags weltweit: Uncut und Mojo. Wie um alles in der Welt schafft es eine Band aus Deutschland, dort ihr Debütalbum unterzubringen?

Das ist einfach die super gute Arbeit unseres Labels "Tapete", mehr kann man da gar nicht sagen.

Heute treten Sie beim Reeperbahn-Festival in Hamburg auf - Europas größtem Club-Festival mit Heerscharen von Talentscouts am Start. Was erwarten Sie?

Viel Arbeit (grinst). Wir werden versuchen, so viele Kontakte wie möglich zu pflegen und natürlich auch neu zu knüpfen - denn das ist ja fast alles, was zählt auf solchen Events: Eine gute Live-Performance abliefern und sich für jeden empfehlen.

Wenn Sie schon in Hof aufgenommen haben (und damals auch einen kleinen Studio-Gig gaben): Darf man Sie zukünftig auch noch mal so richtig live in Hof erleben?

Wir hoffen auch, dass sich das endlich mal auf einer der nächsten Touren ergeben wird. Zeit wird's ja mal wieder!

Das Gespräch führte Thoralf Lange

Autor