Bei ihm ging alles kreuz und quer. Als populärster deutscher Dichter der Romantik, als „Gespensterhoffmann“, gilt E. T. A. Hoffmann einer gern sich gruselnden Nachwelt heute; lange Zeit jedoch, zumal in seinen Bamberger Jahren, erwartete er als Musiker weit mehr von sich. So viel hatte er als Jurist, Dichter, Komponist, Theatermann, Zeichner, Gatte zu tun, dass jeder Tag viel Wachheit von ihm forderte; gern indes – und für die Fantasie ertragreich – entwich er, von Punsch beflügelt, in den Rausch. Viel setzte er sich künstlerisch und intellektuell mit seiner Mitwelt auseinander, und einer jener Bamberger, mit denen er am innigsten verkehrte, war nicht nur Leihbibliothekar und Verleger, sondern handelte zum angenehmen Überfluss auch noch mit Wein. Einen Band charakteristischer Früherzählungen Hoffmanns, die „Fantasiestücke in Callots Manier“, brachte jener Friedrich Karl Kunz heraus. Fünf Jahre hielt es Hoffmann – mit Mischa, seiner geduldigen Frau – in der fränkischen Bischofsresidenz aus. Am 1. September jährte sich seine Einreise zum 200. Mal – schöner Anlass für die Stadt, bis weit ins kommende Jahr hinein den Gast und so sich selbst zu feiern. Am Sonntag um 12.05 Uhr fasst Peter Braun die dortigen „Lehr- und Marterjahre“ des Poeten im Radioprogramm Bayern 2 zusammen und vergleicht sie mit seiner heutigen Gegenwart allerorten. Denn Bamberg hält viel auf ihn und hat ein Gymnasium nach ihm benannt, desgleichen ihr Theater – sein Theater. Dort scheiterte Hoffmann als Kapellmeister kläglich. Als Kulissenmaler arbeitete er fortan am Haus und als inspirierter Ausgestalter fremder Bühnenstücke. Eine Oper schrieb er (später) selbst; und wurde in „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach – seltener Fall – selbst ein Opernheld. Michael Thumser