Lichtenberg - Seinen Kindle-Reader hat er immer dabei. "Der ist unentbehrlich - vor allem dann, wenn man unterwegs ist", sagt Köhler. Denn auf das Lesegerät, das leichter ist als ein Taschenbuch, passt der Inhalt von rund 1000 Büchern - eine ganze Bibliothek. Und immer mehr Leute freunden sich damit an. Als Autor profitiert der 48-jährige Köhler davon. Tatsächlich bietet er fast alles, was er geschrieben hat - neben Romanen und Erzählungen auch einige Sachbücher -, nur noch als E-Books an, auch Titel, die früher in traditionell gedruckter Form veröffentlicht wurden. Der Autor ließ sich von den Verlagen die Rechte zurückgeben und brachte sie in der elektronischen Variante neu auf den Markt.

Das lohnt sich immer mehr. Seit Mai 2010 hat sich das Versandhaus Amazon weit für Autoren wie ihn geöffnet. Von Manfred Köhlers Homepage im Internet kann man per Mausklick direkt auf seine Autorenseite bei Amazon gelangen. Sehr viele Bücher sind dort aufgelistet, natürlich auch seine beiden bislang erfolgreichsten Titel. Es handelt sich um zwei Thriller, betitelt "Die Kadaver-Sammlerin" und "Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte", eine überarbeitete Neufassung seines Buches "Der Biss". Rezensionen beziehungsweise Reaktionen von Lesern sind gleich angefügt. Über die Sammlerin urteilt eine Astrid: "Sehr gut geschrieben. Leider zu kurz. Aber vielleicht auch ganz gut so, hatte nämlich ganz schön Angst beim Lesen. Aber so sollte es sein bei Horrorbüchern, oder?"

"Horror", sagt Köhler, "läuft am besten." Er schreibt zwar auch gern Krimis, aber da muss man gegen starke Konkurrenz bestehen. Immerhin war er 2008 für seinen Erstling in diesem Genre - er hieß "Der Schreckensgletscher" - gleich für den begehrten Glauser-Preis nominiert, auf den in diesem Jahr ein Hofer Kollege hoffen darf. Roland Spranger gehört, wie berichtet, zu den fünf Anwärtern in der Kategorie Roman. Köhlers Buch wurde von der Jury vor fünf Jahren für interessant genug befunden, um in der Kategorie Debüt nominiert zu werden. Beide Autoren sind übrigens, wie auch der in Nürnberg lebende Hofer Gunnar Schuberth, mit dem sie befreundet sind, Mitglieder des "Syndikats", einer Vereinigung, in die aufgenommen werden kann, wer - ohne Druckkosten-Zuschuss - einen Krimi bei einem Buchverlag veröffentlicht hat.

Schon als Schüler träumte Köhler davon, Schriftsteller zu werden. Er machte das Abitur am Schillergymnasium in seiner Heimatstadt Hof, begann ein Biologiestudium, das er bald abbrach, und war einige Jahre bei der Frankenpost tätig, als diese nach der Grenzöffnung ihr Redaktionsteam verstärkte. Aber dann sollte es richtig losgehen. Köhler, der sich viel mit dramaturgischen Fragen beschäftigt hat, rechnete sich eine Chance als Drehbuchautor aus. Doch leider: "Alles ging in die Hose", bekennt er. Mehr Glück hatte er mit Bildbänden und Reiseführern in Zusammenarbeit mit Klaus Beer, dem Initiator des Hofer "Fernwehparks", und mit dem Sachbuch "Sich einfach auf den Weg machen", das die Lebenserfahrungen von Abenteurern schildert.

Im Jahr 2000 traute sich Köhler, der damals ein kleines Ferienhaus in Lichtenberg kaufen konnte, an seinen ersten richtigen Roman heran: Inhaltlich hatte "Irrtümlich sesshaft" mit seinen Reisen zu tun; es ging um einen Mann, der die Grundpfeiler seines bürgerlichen Lebens niederreißt und dadurch in Nöte gerät, die seine Existenz bedrohen. Nach mühsamer - und erfolgloser - Klinkenputz-Tour bei literarischen Verlagen machte der Autor selbst eine Krise durch. Zwei Jahre lang litt er an einer Art Schreibblockade, die sich erst löste, als er bei einer Radtour an einer leer stehenden Villa vorbeikam und sich vorstellte, darin zu wohnen und zu entdecken, dass es spukte. Nach und nach wurde eine spannende Geschichte daraus, und auf einmal konnte Köhler auch an Storys weiterarbeiten, an denen er bislang gescheitert war.

Seither hat er reichlich Themen, "die zu mir kommen". Derzeit schreibt er an den Fortsetzungs-Geschichten "Die Zombie-Züchterin" und "Nellis Tagebuch"; der Letzteren liegt sein Roman "Schreckensgletscher" zugrunde. Köhler ist auch einer der Autoren der humorvollen Krimiserie "Tommy Gun", die im Chicago der 1920er-Jahre spielt. Insgesamt hat er in den letzten drei Jahren rund 5500 Bücher verkauft, und es gibt eine deutliche Aufwärtstendenz. Allein im vergangenen Dezember brachte er 1500 E-Books an den Mann.

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Autor Manfred Köhler mit E-Book-Reader und seinem Kurzroman "Höllisches Halloween", der in der Krimireihe "Tommy Gun" auch gedruckt vorliegt. Foto: asz


Wirklich gruselig

"Diese Geschichte ist wirklich gruselig. Habe mit den Charakteren gelitten", schreibt eine Leserin bei Amazon über Manfred Köhlers Buch "Die Kadaver-Sammlerin". Es geht um eine Familie, die dadurch beunruhigt wird, dass sich im leer stehenden Nachbarhaus eine unheimliche alte Frau herumtreibt. Auf die Idee für diesen seinen absoluten E-Book-Bestseller kam der Autor, nachdem er im Ferienpark Lichtenberg heimisch geworden war. Damals war er dort fast der einzige Bewohner. Für einige Wochen im Hochsommer hielt sich im Haus nebenan eine alte Frau auf, die ständig hinter den Vorhängen des Küchenfensters hockte und rauchte.