Bayreuth - Im nächsten Jahr soll groß gefeiert werden: der 250. Geburtstag Jean Pauls am 21. März.
Damit dieser Anlass nicht nur in
der Heimat des großen oberfränkischen Dichters zur Kenntnis genommen wird, sondern auch überregional und sogar international ausstrahlt, hat sich im Dezember 2009 in Bayreuth der Verein "Jean Paul 2013" gegründet. Mit der Literaturwissenschaftlerin Dr. Monika Meier aus Hannover als erster Vorsitzen-
der und dem Schweizer Verleger Bernhard Echte als ihrem Stellvertreter an der Spitze engagiert sich
seitdem ein Gremium mit viel Enthusiasmus dafür, den heute nur noch einem begrenzten Kreis bekannten, faszinierenden Autor wach zu küssen.

Überzeugungstäter

Zu diesen Überzeugungstätern gehören unter anderem der Kulturamtsleiter der Stadt Hof, Peter Nürmberger, der frühere Wunsiedler
Landrat Dr. Peter Seißer ("Jean Paul gehört zu den Göttern meiner Jugend") und der ehemalige Bayreuther Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz ("Jean Paul ist die Klammer für meinen Heimatbegriff"). Zur Seite stehen ihnen bislang zwölf namhafte Kuratoren.

Die meisten von ihnen haben selbst eine Verbindung zu Jean Paul: der Filmregisseur Percy Adlon etwa, der 1975 den Film "Jean Paul. Phantasiestück über ein fränkisches Genie" drehte, oder Ulrich Wickert, der auf Vorschlag Nora Gomringers gewonnen wurde; Intendant Michael Lerchenberg will auf der Luisenburg ein Stück über Jean Paul zeigen, Nike Wagner hat die Uraufführung eines Auftragswerkes des Vereins ins Programm ihres Kunstfestes Weimar aufgenommen; der Jean-Paul-Preisträger Eckhard Henscheid kündigt eine Lesung an, Thomas Zimmer, der Präsident der Handwerkskammer Oberfranken, ein kulinarisches Jean-Paul-Erlebnis mit den Bäckern, Metzgern und Brauereien Oberfrankens .

Mit dem Bayerischen Rundfunk, dessen Studioleiter Franken, Martin Wagner, ebenfalls dem Kuratorium angehört, plant der Verein eine Kulturpartnerschaft. Dazu kommen die vielen Mitglieder des Vereins, die bereits bestehenden Initiativen zu Jean Paul und Vertreter der Gebietskörperschaften.

Gebündelt werden Ideen und Initiativen bei Julia Knapp in Bayreuth. Zusammen mit einem Kollegen erledigt die Geschäftsführerin die gesamte Organisation des Vereins, ist für die Kommunikation zuständig und bereitet deren regelmäßige Treffen vor. Die 27-jährige Literaturwissenschaftlerin arbeitet die Ideen aus, formuliert Konzepte und hat auch selbst die Möglichkeit, inhaltlich vieles mitzugestalten. "Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie man Literatur vermitteln kann", erzählt sie. Gerade die Vielfalt sei es, die sie an dieser Aufgabe gereizt habe: die Organisation, die Kommunikation und die ganz konkrete Auseinandersetzung mit der Literatur. Julia Knapp: "Das ist mein Traumjob, auch wenn die Arbeit wächst und wächst."

Die Resonanz in den Jean-Paul-Orten, wo Litfaßsäulen auf das Jubiläum 2013 hinweisen und als Kristallisationspunkte auch für lokale Aktivitäten dienen sollen, sei durchwegs gut: "In einigen Städten war man bei unseren Besuchen schon sehr gut vorbereitet, in anderen mussten wir erst wieder an Jean Paul erinnern, doch jetzt springen sie auf den Zug auf." Nur in wenigen Orten hätten sie Überzeugungsarbeit leisten und finanzielle Bedenken ausräumen müssen. "Aber mittlerweile sind alle Städte dabei, und ich denke, wir steuern auf ein sehr schönes Jubiläumsjahr zu."

Neben dem Litfaßsäulen-Projekt "Jean Pauls Orte" hat der Verein einen Schüler-Schreibwettbewerb initiiert und einen Kompositions-Wettbewerb ausgeschrieben; er bemüht sich um eine Gedenk-Briefmarke, plant Festakte, Lesungen, Konzerte und Jubiläums-Abende. "Außerdem sind wir gerne behilflich", fügt Julia Knapp an, "lokale Projekte und Vorhaben im Rahmen unserer Mittel und Möglichkeiten zu unterstützen und Kontakte zu anderen Jean-Paul-Orten zu vermitteln."

Bei der wissenschaftlichen Arbeit an der Briefedition hat die Vorsitzende Dr. Monika Meier den Dichter und dadurch auch Oberfranken kennengelernt; sie schwärmt von einem "faszinierenden Gesamt-Universum Jean Paul", von seiner vielseitigen Sprache und seiner Liebe zu den Details und seinen Figuren. "Er schreibt sehr lebensnah und hat sehr viele Motive und Themen seiner Zeit in seine Werke aufgenommen; es ist auch spannend, wie sehr Jean Paul in der Region verankert ist", sagt Meier. Und: "Wir wollen die Menschen zur lesenden, forschenden, philosophierenden und kreativen Auseinandersetzung mit Leben und Werk Jean Pauls bringen."

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www.jean-paul-2013.de

Werkstatt


Wir steuern auf ein schönes Jubiläumsjahr zu.

Geschäftsführerin Julia Knapp


Johann Paul Friedrich Richter

Geboren am 21. März 1763 als Sohn eines Lehrers und Organisten in Wunsiedel. 1765 Vater wird Pastor in Joditz. 1776 Umzug nach Schwarzenbach/Saale. 1779 Besuch des Hofer Gymnasiums. Mai 1781 Theologie-Studium in Leipzig. 1783 erste Satiren (Grönländische Prozesse). 1784 Flucht vor den Gläubigern zurück nach Hof. Ab 1787 Privatlehrer. 1793 erster schriftstellerischer Erfolg mit Die unsichtbare Loge; nennt sich erstmals Jean Paul. 1795 Hesperus. 1796 Besuch in Weimar; Siebenkäs (1796/97); Das Leben des Quintus Fixlein (1796). 1800 Umzug nach Berlin; Titan (1800/03) und Flegeljahre (1804/05). 1804 Umzug nach Bayreuth; Levana oder Erziehlehre(1807), Dr. Katzenbergers Badereise (1809). 1817 Ehrendoktor in Heidelberg; 1813 Beginn der Arbeit am Komet. 1823 Erblindung. 14. November 1825 Tod in Bayreuth.