Bayreuth - Es ist schon so: Höhlen üben auf Kinder, auf Buben zumal, große Anziehungskraft aus. Vor allem, wenn sie so schmuddelig sind, so geheimnisvoll, und wenn da eine Spielkameradin wohnt, mit der man so toll spielen kann.

Nein, Tannhäuser ist schon wirklich gerne bei Venus, um mit ihr zu spielen. Und dass dieser Tunnel dort, wo der Bach nicht mehr ganz so sauber ist, wo der Zutritt streng verboten ist: dass dieser Tunnel sogar ganz besonders reizvoll ist, würde wohl niemand abstreiten. Also niemand, der noch ehrlich ist und seine Sinne für Spiel und Abenteuer noch beisammen hat.

Also ziemlich viele von denen, die am Dienstag bei der Premiere der Kinderoper 2017 anwesend waren: Richard Wagners „Tannhäuser“, textlich gekürzt und bearbeitet von Katharina Wagner und Markus Latsch, musikalisch angepasst von Marko Zdralek, in Szene gesetzt von Szofia Geréb. Es geht in dieser für Kinder bearbeiteten Fassung des „Tannhäuser“ um Sünde (oder zumindest Sachen, die man nicht tun darf), es geht um Gemeinschaft, es geht darum, was passiert, wenn man aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen wird, um die Verlockung, die vom Verbot ausgeht, es geht um Versöhnung (und was ist Versöhnung mit Gott anderes als Erlösung?).

Es geht, genau genommen, um das, worum es auch beim originalen „Tannhäuser“ geht. Und die Truppe in der Probebühne IV bringt Wagners Drama wirklich mitreißend und schafft es, dass die Kinder mittendrin trampeln, klatschen und rufen. Klar, es ist ja auch Sängerwettbewerb. Und Tannhäuser ist zwar der Held, irgendwie, aber die anderen sind ja auch ziemlich nett. Vor allem Tannhäuser aber nimmt die jungen Besucher mit: Hans-George Priese ist ein bunt angezogener großer Bub, der einfach nicht der Verlockung der Verbotszone widerstehen kann und ganz fürchterlich zerknirscht ist, wenn ihn die andern mal genauer fragen. Jule Saworski hat ein Bühnenbild hingestellt, in dem die Kinder mit ihren Sinnen förmlich spazieren gehen. Der Tunneleingang links zeigt denn auch an, welcher Sog von der Versuchung ausgeht.

Dirigent Boris Schäfer und das Brandenburgische Staatsorchester aus Frankfurt (Oder) präsentieren den umgestellten, gekürzten „Tannhäuser“ mit viel Frische, wenn auch manchmal ganz schön laut. Insgesamt aber ist das ein großer Spaß, wie man auch den Profis auf der Bühne ansehen kann, vom grummeligen, aber ganz lieben Landgraf (Jukka Rasilainen) über den verständnisvollen Wolfram (Kay Stiefermann) bis hin zur wilden Venus (Stephanie Houtzeel) und zur auch ganz schön selbstbewussten Elisabeth (Caroline Wenbourne). Walther von der Vogelweide (Stefan Heibach) und Biterolf (Raimund Nolte) singen und spielen ebenfalls so schön, dass die Kinder eigentlich am liebsten hätten, wenn diese coole Gang einfach so weitermachen darf wie bisher.

Dagegen ist der strenge Großvater. Verzeihen kann die liebe Großmutter. Und daher ist alles wieder gut. In einem einzigen Satz. Auch davon hat wohl jeder als Kind geträumt.