Hof Laut und schrill statt besinnlich

Marcel Kliemann

Das X-Mas-Festival, die Kult-Sause des Indie- Musik-Vereins, bricht aus einem traurigen Grund mit einer Tradition. Doch auch im neuen Unterschlupf ist die Party groß.

 
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Hof - Mit gemischten Gefühlen sind viele Konzertgänger zum diesjährigen X-Mas-Festival am zweiten Weihnachtsfeiertag gepilgert. Denn zum ersten Mal seit einer Dekade fand die Kult-Sause des Hofer Indie.Musik-Vereins nicht wie gewohnt im "Alten Bahnhof" statt. Die Macher mussten kurzfristig auf eine andere Stätte ausweichen und fanden Unterschlupf in der Kneipe "Zur Linde". Der Grund für den Lokalitätswechsel ist traurig. Der Wirt der ältesten Hofer Kneipe, Erwin Fiedler, ist im Oktober überraschend gestorben. Seitdem ist die Gaststätte in der Poststraße geschlossen, ihre Zukunft ist ungewiss.

Doch unabhängig vom Austragungsort ist und bleibt das X-Mas-Festival ein Besuchermagnet. Leicht abgespeckt, mit drei statt vier Bands, ging das Weihnachtsfestival diesmal über die Bühne. Mit Bastard’s Breed eröffnete eine Kombo mit lokalen Szene-Veteranen den Abend. Bei Thrash-Metal und Hardcore-Cross-over gab es gleich von Anfang an ordentlich Bewegung vor der Bühne.

An der nachfolgenden Band Apaath schieden sich dagegen die Geister. Ihr sperriger und emotionaler Post-Hardcore ließ viele in die Klangwelten selig eintauchen. Andere fanden jedoch keinen Zugang zu den dynamischen und wenig traditionell arrangierten Songs. So wirklich tanzbar war der Sound des Nürnberger Quartetts jedenfalls nicht, sondern lud den geneigten Zuhörer eher ein, sich etwas intensiver mit dem Dargebotenen zu befassen - oder eben nicht.

Leichter zugänglich waren dann die Headliner des Abends: Le Iene aus Italien hatten schmissigen Ska-Punk im Gepäck und ließen die ohnehin schon gute Stimmung schnell überkochen. Von den knapp zweihundert Musikfans konnte kaum jemand still stehen bleiben. Fast zwangsläufig animierte der mit Rockabilly- und Surf-Elementen aufgepeppte Stil der Band zum Tanzen oder zumindest Mitwippen.

Auch wenn in vielen Gesprächen immer wieder ein bisschen Wehmut in Erinnerung an den "Alten Bahnhof" als traditionelle Lokalität des X-Mas-Festivals mitschwang - es war den Machern doch gelungen, die Stimmung und den Geist dieser Traditionsveranstaltung am Leben zu erhalten.

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