Nürnberg - In das lange Wochenende der fiktiven Morde hinein lässt der - reale - mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast die schaurige Wirklichkeit blitzen: Während in Nürnberg, Fürth und 16 anderen Orten der Region die "Criminale" tobt, müssen seine Beamten wegen zweier Schwerverbrechen ermitteln. Ein Vater hat seinen fünfjährigen Sohn erstochen, ein Unbekannter versuchte, einen Taxifahrer zu ermorden. Die Zuhörer schweigen betroffen und reiben an ihren schwarzen Fingerkuppen. Am Einlass zur Krimi-Lesung im Polizei-Hauptquartier am Nürnberger Jakobsplatz hatten sie zur Unterstützung des Unter-Mordverdacht-Effekts ihre Fingerabdrücke abgeben müssen. Doch Polizeichef Rast leitet schnell über zu Rainer Wittkamp, Volker Backert und Horst Eckert, die dann am Sitz der wahren Verbrechensbekämpfer mit wortreicher Lust literarisch morden dürfen.

Sie gehören zu den 308 deutschsprachigen Krimi-Autoren, die sich zum jährlichen "Familientreffen" ihres Dachverbandes "Das Syndikat" angemeldet haben. Rekord für die "Criminale", die es seit 28 Jahren gibt und die jetzt zum ersten Mal in Franken stattfand. Größen der Zunft sind vertreten: Frank Schätzing, Friedrich Ani, Jan Costin Wagner, Elisabeth Herrmann, Andrea Maria Schenkel, Thomas Nommensen. Die Orte, an denen 219 der Autoren aus neuesten Werken lesen, sind so einfallsreich wie die Mord-Methoden in ihren Büchern. In einem Bestattungsinstitut wird unter dem Titel "Gestorben wird immer" gelesen, im Tiergarten stehen "Affen unter Mordverdacht", in einem Domina-Studio gibt es eine kriminalistische "Late-Night-Affäre". Drei Autoren steigen mit Zuhörern in die Nürnberger Kanalisation hinab, andere lesen in einem um den Airport kreisenden Flughafenbus.

Der Hofer Roland Spranger darf zwischen alten Waggons im DB-Museum aus seinem neuen Buch "Elementarschaden" vortragen. Er teilt sich den Auftritt - Motto: "Aus der Bahn geworfen" - mit dem Österreicher Christian Klinger und der Schweizerin Christine Bonvin. Man muss sich beeilen, um danach rechtzeitig ins Literaturhaus zu kommen, wo Oliver Bottini in "Ein paar Tage Licht" einen spannenden Entführungsfall in Algerien schildert - ein Höhepunkt des facettenreichen Krimi-Festes.

Die Lese-Tipps der Redaktion zur "Criminale" 2014:

Bernhard Aichner: "Totenfrau"; gebunden, 448 Seiten, BTB-Verlag, 19,99 Euro.

Friedrich Ani: "M"; gebunden, 368 Seiten, Droemer-Verlag, 19,99 Euro.

Volker Backert: "Todesfessel"; broschiert, 203 Seiten, Emons-Verlag, 9,90 Euro.

Oliver Bottini: "Ein paar Tage Licht"; gebunden, 512 Seiten, Dumont-Verlag, 19,99 Euro.

Horst Eckert: "Schwarzlicht"; gebunden, 384 Seiten, Wunderlich-Verlag, 19,95 Euro.

Alice Gabathuler: "no_way_out_" (Jugendkrimi); broschiert, 336 Seiten, Thienemann-Verlag, 12,95 Euro.

Harald Gilbers: "Germania"; Taschenbuch, 544 Seiten, Knaur-Verlag, 9,99 Euro.

Elisabeth Herrmann: "Versunkene Gräber"; Taschenbuch, 448 Seiten, Goldmann-Verlag, 9,99 Euro.

Christian Klinger: "Gleichenfeier"; broschiert, 380 Seiten, Stein-Verlag, 13,90 Euro.

Thomas Nommensen: "Ein dunkler Sommer"; Taschenbuch, 416 Seiten, Rororo-Verlag, 9,99 Euro (erscheint erst am 2. Juni).

Judith Taschler: "Die Deutschlehrerin"; gebunden, 224 Seiten, Picus-Verlag, 21,90 Euro.

Frank Schätzing: "Breaking News"; gebunden, 976 Seiten, Verlag Kiepenheuer und Witsch, 26,99 Euro.

Andrea Maria Schenkel: "Täuscher"; gebunden, 240 Seiten, Verlag Hoffmann und Campe, 18,99 Euro.

Roland Spranger: "Elementarschaden"; gebunden, 280 Seiten, Bookspot-Verlag, 14,80 Euro.

Jan Costin Wagner: "Tage des letzten Schnees"; gebunden, 320 Seiten, Galiani-Verlag, 19,99 Euro.

Martin Walker: "Reiner Wein"; gebunden, 432 Seiten, Diogenes-Verlag, 22,90 Euro.

Rainer Wittkamp: "Kalter Hund"; Taschenbuch, 256 Seiten, Grafit-Verlag, 9,99 Euro.