Hof – „Es steht kein Denkmal in Babi Yar.“ So beginnt ein Gedicht des russischen Dichters Jewgeni Jewtuschenko, das 1961/62 von Dmitrij Schostakowitsch vertont und zum ersten von fünf Sätzen seiner 13. Symphonie wurde. Heute Abend erklingt dieses Werk zusammen mit Schuberts „Unvollendeter“ im Rahmen des zehnten Abonnementkonzertes der Hofer Symphoniker in der St. Michaeliskirche; das Programm beginnt um 19 Uhr.

Zwar stand zu Lebzeiten der beiden Künstler kein Denkmal in Babi Yar, der ukrainischen Schlucht, in der im September 1941 von der SS in einem grausamen Massaker 34 000 Juden abgeschlachtet wurden – ein Mahnmahl wurde erst später errichtet; doch hat Dmitrij Schostakowitsch (1906 bis 1975) mit seiner 13. Symphonie b-Moll, opus 113, „Babi Yar“ für Bass-Solo, Männerchor und Orchester dafür gesorgt, dass dieses Verbrechen bis heute unvergessen bleibt. Dem einleitenden Gedicht folgen vier weitere vertonte Texte desselben Dichters, die verschiedene Aspekte des stets von Unterdrückung gekennzeichneten Lebens in der Sowjetunion aufgreifen. Denn natürlich meinen weder der Dichter Jewtuschenko noch der Komponist mit dem Kopfsatz nur die Tat der Nazis, sondern auch den in ihrer Heimat immer vorhandenen Antisemitismus. So wird die Musik durchwegs von großem Ernst beherrscht, auf ein aufhellendes oder gar heiteres Motiv hofft man vergebens – Schostakowitschs 13. Symphonie kann man auch als Requiem verstehen. Die tiefe Trauer, die ein fühlender Mensch angesichts dieser Gräuel empfinden muss, äußert sich auch im Text; das Gedicht „Babi Yar“ endet mit den Worten: „Kein jüdisches Blut fließt in meinen Adern. Und doch erlebe ich den gemeinen Hass aller Antisemiten so, als wäre ich Jude. Und darum bin ich ein wahrer Russe!“

Ins Programm genommen hat dieses interessante und in Hof noch nie aufgeführte Werk Ehrendirigent Enoch zu Guttenberg, der heute Abend das Konzert leiten wird. Interpreten sind neben den Symphonikern der Männerchor von Guttenbergs Chorgemeinschaft Neubeuern und der Bass-Bariton Yorck Felix Speer, den das Hofer Publikum vor knapp einem Jahr bereits als Solisten bei Rossinis „Stabat Mater“ und dem Fauré-Requiem erlebt hat.

Ein Meisterwerk ganz anderer Art leitet den Abend ein: die Symphonie Nr. 7 h-Moll von Franz Schubert (1797 bis 1828). Die Faszination des Werkes – bis heute gehört es zu den beliebtesten in den Konzertsälen – liegt zum einen natürlich darin, dass die Symphonie nur zwei vollständige Sätze und Fragmente des Scherzos aufweist; das Finale fehlt ganz. Zum anderen aber gilt die „Unvollendete“, die 1822 entstanden ist, jedoch erst im Dezember 1865 – also 37 Jahre nach Schuberts Tod – uraufgeführt wurde, in jeder Hinsicht als vollkommen und markiert eine Wende im Schaffen des so begabten Komponisten: Mit diesem Werk setzte er sich endgültig von seinem großen Vorbild Beethoven ab.

Für die Besucher des Symphoniekonzertes ist die Tiefgarage am Rathaus heute bis 23 Uhr geöffnet.