Hört man den Namen Agatha Christie, kann es schon vorkommen, dass man einen Augenblick überlegt: Ist das nun eine Figur oder die Autorin selbst? Verwunderlich ist das nicht, denn sowohl Miss Marple als auch Hercule Poirot, ihre berühmten Detektive, sind mindestens so bekannt wie die Schöpferin selbst und führen, dank zahlreicher Verfilmungen, auch so etwas wie ein Eigenleben. Dame Agathe Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, wie sie mit vollem Namen hieß, wurde heute vor 120 Jahren als jüngstes Kind eines reichen Amerikaners und einer Engländerin in die feine englische Gesellschaft von Torquay/Devon geboren. Mit fünf brachte sich die kleine Agatha selbst das Lesen bei, mit elf - im Todesjahr ihres Vaters - wurde ihr erstes Gedicht veröffentlicht. Ihr Musikstudium wurde vom Ersten Weltkrieg abrupt beendet - Agatha arbeitete als Krankenschwester, dann half sie in einer Apotheke. Hier lernte sie viel über Gifte - Kenntnisse, die ihren Romanen später zugute kamen. Mit 24 heiratete sie erstmals; die Ehe wurde zwölf Jahre später geschieden, nachdem ihr Mann sie betrogen hatte. 1930 heiratete sie erneut - den vierzehn Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan, den sie sehr unterstützte und häufig zu Ausgrabungen nach Nordirak und Nordsyrien begleitete. Beruflich war die Schriftstellerin schon viel früher durchgestartet: 1920 erschien ihr erster Kriminalroman "Das fehlende Glied in der Kette", dem noch siebzig weitere Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke folgen sollten - ihre "Mausefalle" ist mit 20 000 Vorstellungen bis November 2000 das erfolgreichste Theaterstück weltweit; sogar sechs Liebesromane verfasste sie unter dem Pseudonym Mary Westmacott. Mit ihr verbinden sich noch weitere Superlative: Mit geschätzt über zwei Milliarden verkauften Büchern gilt sie bis heute als die erfolgreichste Kriminalschriftstellerin, ihre Bücher sind die meistverkauften der Welt. Da sie aber auch Armut kannte, sorgte sie vor, als sich abzeichnete, dass sie bald nicht mehr würde schreiben können: Zwei Romane - der jeweils letzte Fall von Miss Marple und Hercule Poirot - behielt sie jahrelang in der Schublade; sie wurden veröffentlicht, als sie nicht mehr arbeiten konnte. Agatha Christie starb am 12. Januar 1976 85-jährig nach einem Schlaganfall.