Jüngst erst war das umstrittene Großkonzert im Düsseldorfer Fußballstadion, das mit bis zu 13 000 Zuschauern geplant war, verschoben worden. In der Waldbühne gibt es derweil unter dem Motto "Back to Live" noch in dieser Woche weitere Auftritte, am Samstag Rapper Sido und am Sonntag Helge Schneider.
Aber: Wirtschaftlich seien diese Konzerte ein Kraftakt und "natürlich kein Zukunftsmodell", erklärte Semmel-Concert-Chef Dieter Semmelmann, einer der bedeutendsten Konzertveranstalter in Deutschland. "Nachdem monatelang gar keine Veranstaltungen durchgeführt werden durften, müssen wir nun bis Ende des Jahres Abstandsregeln einhalten, die jegliche wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Veranstaltung von vornherein ausschließen." Die Konzertveranstalter müssten bis November Sicherheit haben, wie es weitergehe. "Sonst ist diese Branche platt."
Ob Schlager-, Pop-, Klassik-Konzerte oder Partys in Clubs: Der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands mit 130 Milliarden Euro Umsatz und einer Million direkt Beschäftigten stehe seit Beginn der Corona-Krise still, erklärte das Bündnis "#AlarmstufeRot" - ein Zusammenschluss der mitgliederstärksten Initiativen, Verbände und Vereine. Mit einer Demonstration um "fünf nach 12" will die Branche am Mittwoch auf ihre Existenznöte aufmerksam machen - auch in Berlin.
In Leipzig war kürzlich Pop-Star Tim Bendzko für ein Konzert-Experiment vor 1400 Freiwilligen aufgetreten. Forscher wollen herausfinden, wie Großveranstaltungen trotz Corona möglich sein können. Im Konzerthaus Dortmund gab es am Donnerstagabend das bundesweit erste große Chorkonzert seit Beginn der Pandemie - mit 90 Musikern und rund 700 Zuschauern.
Doch für Organisatoren großer Open-Air-Events ist die Saison 2020 fast komplett ausgefallen: Mit dem Herbst samt kühler und dunkler Abende geht sie traditionell zu Ende.