Hof - Wendla Teusch scheint ein bunter Vogel zu sein: gelber Mantel, grüne Strumpfhosen, blaues Kleid, blaue Gitarre. Auch hat sie zu Hause Bastian und Gregor - zwei Geliebte, die nichts von einander wissen und doch eines immerhin gemeinsam haben: Sie drücken die Daumen für Wendla. Die junge Frau hat sich zu einem Gesangswettbewerb angemeldet und kämpft nun mit der Tatsache, dass den Wettbewerbsverantwortlichen noch vor Beginn ihrer Darbietung Zweifel an ihr gekommen sind - kleine Zweifel zwar, aber immerhin Zweifel.

Mit Bravour

"Kleine Zweifel" heißt der Siebzig-Minuten-Monolog "für eine Frau", den die Schauspielerin Nina Machalz beim jüngsten Blauen Montag in einer szenischen Einrichtung ihres Kollegen Jens Hollwedel im Studio des Theaters Hof mit Bravour bewältigt. Geschrieben hat ihn Theresia Walser, Tochter des Schriftstellers Martin Walser. Und die Theater-Autorin - selbst ausgebildete Schauspielerin - weiß, wovon sie schreibt. Vor allem aber versteht sie, in einem ganz eigenen Stil zu schreiben, der schöne, manchmal auch verblüffende, treffende Bilder findet; voller Wortwitz, voller Tiefe aber auch.

Wendla Teusch nämlich hat, als sie von den kleinen Zweifeln der Kommission erfuhr, fluchtartig ihre Mitbewerberinnen im Keller verlassen, wo Konkurrenzneid, falsche Solidarität und Ängste vorherrschen: "Nach nichts als Schwäche und Tränen riecht es da unten." Alleine vor der Tür versucht sie, ihrer Nervosität Herr zu werden, spricht mit einem imaginären Mann mit zwei grünen Koffern und versucht, sich Mut zu machen, dass sie doch noch zum Wettstreit zugelassen wird. Dass sie dabei zu viel redet ("Monolog-Monster"), weiß sie nur zu gut. Auch mit Musik und spontan gefundenen Liedzeilen will sie immer wieder die Wartezeit überbrücken bis zur ersehnten Fanfare, die auch für sie den Beginn der Konkurrenz signalisiert.

Dabei ahnt sie wohl schon, dass sie vergeblich warten wird auf die "perfekte Stille", die Stille, die entsteht, bevor man die Gewinnerin nennt. Längst lassen sich ihre eigenen kleinen Zweifel nicht mehr zum Schweigen bringen. Immer zorniger wird die junge Frau, bis die Zweifel zur Gewissheit werden. Ausbaden muss es eine Unschuldige: die blaue Gitarre.