Ihr spannender und gut geschriebener Krimi "Krokodilwächter" hat auch in Deutschland einen gelungenen Start hingelegt. Er beginnt mit dem Mord an einer Literaturstudentin, der anscheinend eine literarische Vorlage hat, die im gleichen Haus entstand, in dem die junge Julie lebte. Esther die Laurenti, eine ältere Dame und Julies Vermieterin, arbeitet an einem Thriller, der bis dato genau das vorgezeichnet hat, was sich in der Realität ereignete, scherenschnittartige Ritzungen im Gesicht der Toten inklusive. Schuldbewusst zweifelt die ehemalige Professorin, ob sie der Polizei von ihrem unvollendeten Skript erzählen soll. Die Ermittler, der verschlossene Jeppe Kørner und die umgängliche Anette Werner, tappen lange im Dunkeln, folgen mehrfach falschen Spuren und suchen einen mysteriösen Mann, in den Julie unsterblich verliebt gewesen sein soll. Der Titel des Buches assoziiert übrigens Verflechtungen zwischen Kriminellen, Familienmitgliedern und Ahnungslosen: Krokodilwächter sind kleine Vögel, die den Reptilien die Zähne reinigen, ohne, dass ihnen etwas dabei geschieht. Nebenbei erfährt der Leser einiges über die beiden Polizisten, mit denen Engbert eine Serie etablieren möchte.

Stummer Zeuge: "In tödlicher Stille" - Krimi von Kate Rhodes

Wie furchtbar muss es für einen Zehnjährigen sein, Zeuge eines Überfalls zu werden, bei dem die eigene Mutter entführt wird. Genau das passiert Mickey Riordan, als er mit Mutter Clare in einem Londoner Park joggt. Irgendwie schafft es der Junge, sich zu verstecken und abzuhauen, doch das Ereignis traumatisiert ihn derart, dass er nicht mehr in der Lage ist, darüber zu sprechen. Nicht einmal, als der Polizei erst ein, dann mehrere Beutel Blut zugespielt werden, die eindeutig von Clare stammen. Dabei wäre er doch der einzige, der die Ermittlungen mit seinen Aussagen vorantreiben könnte. Doch er bleibt stumm, bis... "In tödlicher Stille" ist ein Kriminalroman der Britin Kate Rhodes. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin mit Lehraufträgen an britischen und amerikanischen Universitäten setzt in ihrem neuen Buch zum fünften Mal ihre Kriminalpsychologin Alice Quentin ein, die in diesem Fall den Zehnjährigen zum Reden bringen soll. Sehr spannend!

Mord in der Spreewald-Idylle - Dritter Fall für Klaudia Wagner

Man glaubt es kaum, aber die Idylle im Spreewald kann trügerisch sein. Das wissen Fans der Autorin Christiane Dieckerhoff längst aus ihren Krimis "Spreewaldgrab" und "Spreewaldtod". Nun kommt die "Spreewaldrache" dazu. Und wieder muss sich Polizistin Klaudia Wagner mit einem sehr mysteriösen Fall beschäftigen, bei dem scheinbar nichts und alles zusammenhängt. Ein junger Mann überlebt nur knapp einen Überfall. Zum Glück wird er - blutüberströmt - gerade noch rechtzeitig auf einer kleinen Spreewaldinsel gefunden. Ein anderer Mann hat weniger Dusel, er wird ermordet in einer Datsche entdeckt. Wie die Kriminalobermeisterin feststellt, ist das Opfer ein Obdachloser. Auf den ersten Blick haben beide Männer nichts miteinander zu tun. Auf den zweiten allerdings schon. Wagner stößt auf eine alte Fehde zwischen Kahnführer-Familien in Lübbenau, die neu aufflammt, und stellt Verbindungen zu einem Todesfall her, der sich vor zwanzig Jahren ereignet hat. Weitere Tote werden folgen...

In "Der Wille zum Bösen" wird Familiengeschichte zum Horror

Die Nachwirkungen eines schrecklichen Verbrechens stehen im Mittelpunkt des Thrillers "Der Wille zum Bösen" von Dan Chaon. Hauptfigur des Romans ist der Psychiater Dustin. Er muss damit fertig werden, dass seine Eltern und andere Verwandte Opfer eines fürchterlichen Gemetzels wurden. Der damals 13-jährige Dustin belastete in seiner Aussage seinen Stiefbruder und wurde so für dessen lebenslange Haft verantwortlich. Aber 30 Jahre später ist durch DNA-Analyse bewiesen, dass der Stiefbruder unschuldig war. Jetzt ist dieser auf freiem Fuß, und Dustin fürchtet seine Rache. Aber mindestens genauso schwer wiegen die Fragen, wer der Mörder gewesen ist und wie Duncan die neue Unsicherheit verarbeitet. Chaon erzählt diese spannende Geschichte als verwickelte Familientragödie mit wechselnden Zeitebenen und Perspektiven. Auf Schauerszenen verzichtet er dabei weitgehend.