Bad Steben - Als die "Blechtrommel" im vergangenen Jahr fünfzig wurde, schuf ihr Autor, Günter Grass, zwei Lithografien, auf denen der Held des berühmten Romans gleich fünffach auf die Trommel einschlägt, einmal für jedes Jahrzehnt. Die Blätter sind jetzt, zusammen mit fast fünfzig anderen Lithos und Radierungen des doppelt begabten Künstlers, im Foyer der Spielbank Bad Steben zu sehen. Eine Attraktion, sollte man meinen. Zur Vernissage fand sich jedoch nur eine sehr bescheidene Zahl von Gästen ein. "Ausschließlich VIPs", meinte der Kronacher Schriftsteller Ingo Cesaro, der mit Grass persönlich bekannt ist und schon viele Ausstellungen seiner Grafiken organisierte.

Deren Qualität ist unumstritten. Grass, 1999 mit dem Literatur-Nobelpreis gekrönt, ist kein Amateur auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Er ist ausgebildet als Steinmetz und hat Bildhauerei studiert; die Zeichnung sieht er als Nahtstelle zur Lyrik an. Cesaro berichtete, dass Arbeitstische für Malen, Zeichnen und Modellieren dem Schreibtisch von Grass unmittelbar benachbart sind. Ohne Sperre will der jetzt 83-Jährige, dessen grafisches Werk überwiegend in direkter Korrespondenz zu seinen literarischen Arbeiten entsteht, die Medien wechseln können. Weiter teilte Cesaro in seiner Einführung mit, dass das Modellieren die einzige Arbeit ist, bei der Grass nicht raucht, und das Skatspiel der einzige "Sport", der von ihm ausgeübt wird.

Die Ausstellung umfasst Grafiken zum "Butt" und zur "Rättin", zu Gedichtbänden ("Letzte Tänze" und "Dummer August") ebenso wie zu autobiografischen Schriften ("Beim Häuten der Zwiebel" und "Die Box"). Aber es sind auch zwölf Lithografien dabei, mit denen Grass die Märchen Hans Christian Andersens illustrierte - vom Däumelinchen bis zum nackten Kaiser, der seine neuen Kleider spazieren führt. Manch Witziges ist zu sehen ("Zwiebel mit Zähnen"), und besonderes interessant sind die zahlreichen Selbstporträts des Künstlers; eines davon zeigt ihn im Kontakt mit Frauenbrüsten und trägt den Titel "Gestillt".

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Bis zum 30. November; täglich von 13 bis 2 Uhr.