Darmstadt - Seine Erzählungen und Romane («Verbrechen»/«Schuld») «strotzen nur so vor scharfsinnigen Analysen der menschlichen Psyche und liefern spannende und verstörende Einblicke in die Welt des Verbrechens», sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) am Freitag zur Begründung. Der 1964 in München geborene und in Berlin lebende Strafverteidiger sei eine «bedeutende Persönlichkeit der europäischen Literatur».

In der Begründung der Jury heißt es: Seine Bücher seien «gestochen scharfe Milieu- und Charakterstudien». Er urteile nicht moralisch und verwende eine klare, souveräne und verdichtende Sprache. Mit seinem Aufsehen erregenden Theaterstück «Terror», das einen Gerichtsprozess simuliert und am Ende die Theaterzuschauer über das Urteil abstimmen lässt, habe er zudem eindrucksvoll gezeigt, dass Theater noch immer ein Verhandlungsort für gesellschaftliche Auseinandersetzung sein könne.

Die Stadt vergibt den Kulturpreis seit 1978 alle drei Jahre in Erinnerung an die Schriftstellerin. Gewürdigt werden Persönlichkeiten, deren Wirken von unabhängigem Denken und mutigem Handeln bestimmt ist, und die sich uneingeschränkt für die Ideale der Humanität und der Völkerverständigung einsetzten. Zu den Preisträgern gehören der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und Schriftsteller wie Herta Müller, Martin Walser, Orhan Pamuk und zuletzt Barbara Honigmann. Die Preisverleihung ist am 3. Oktober.