Hof "Ring of Fire" bricht Rekorde

Ralf Sziegoleit
Publikumslieblinge am Hofer Theater: Volker Ringe als Johnny Cash und Julia Leinweber als June Carter. Foto: Harald Dietz

Schauspiel mal anders: Im Studio des Theaters Hof wird ein Konzert mit Volker Ringe als Johnny Cash zum Publikumsschlager.

 
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Hof - Premiere war am 1. Dezember, danach stand bis Ende Januar noch fünfmal der "Ring of Fire" auf dem Terminplan. Doch die Nachfrage überstieg dieses Angebot bei Weitem. Deshalb finden nun Zusatzvorstellungen statt. Heute, Dienstag, geht wieder eine über die Studiobühne. Schauspieler Volker Ringe bringt zum neunten Mal seine Gitarre mit und singt. Eine Vier-Mann-Band begleitet ihn, als Johnny Cashs dritte Ehefrau und große Liebe June Carter ist Julia Leinweber dabei. Auch Vorstellungen im März, April und Mai sind bereits ausverkauft, erst für die 17. Auflage Ende Juni kann man noch Karten erwerben.

Einen solchen Erfolg mit einer Studioproduktion verbuchte das Hofer Theater noch nie. Inzwischen sind zwei Gastspiele in Bamberg vereinbart, Anfragen aus anderen Städten liegen vor, und dass auch die Justizvollzugsanstalt den "Ring of Fire" will, passt bestens zu Johnny Cash. Denn der spielte in San Quentin und im Folsom Prison, beide Gefängnis-Konzerte sind auf CD konserviert, die Stimmung packt und berührt noch heute.

Sensationell an der Hofer Aufführung ist eigentlich schon, dass sich ein Schauspieler zutraut, auf der Bühne einen Star der Country- und Rockmusik darzustellen: den als "Man in Black" berühmt gewordenen und 2003 im Alter von 71 Jahren gestorbenen Amerikaner Johnny Cash. Dessen Songs interpretiert Ringe so mitreißend, dass er vom Publikum mit Bravorufen und Füßetrampeln gefeiert wird. Darauf angesprochen, reagiert der Künstler bescheiden: "Ich kann ein bisschen Gitarre, und die Lieder sind nicht so wahnsinnig komplex."

In Wahrheit aber kann Volker Ringe viel mehr: Er hat eine "relativ umfassende musikalische Ausbildung", zu der ein Klavierstudium an einem Konservatorium gehört, und spielte 25 Jahre lang in verschiedenen Bands, meist als Schlagzeuger, aber auch den anderen "gewöhnlichen Instrumenten" vermag er Töne zu entlocken. Als Schauspieler war er zuletzt zehn Jahre in Bamberg engagiert, jetzt absolviert er seine zweite Spielzeit am Hofer Theater, dessen Intendant Reinhardt Friese ihn seit Langem auch als Musiker kennt. Beide zusammen planten das Johnny-Cash-Projekt, über dessen Realisierung Volker Ringe sagt: "Als es losging, dachte ich: Guck mal, jetzt haste wieder ’ne Band. Die Sache macht wirklich Spaß."

Den Riesenerfolg hatte niemand erwartet, auch Intendant Friese nicht. Er schrieb die Texte zwischen den Songs, in denen Ringe alias Cash aus seinem Leben erzählt, von Triumphen und Niederlagen, von Abstiegen in die Drogen- und Alkoholhölle, aber auch davon, dass ihm Schicksalsschläge die Zuversicht nicht raubten. Religiöse und spirituelle Dinge waren wichtig für ihn, und in seinen Songs ging es um mehr als nur um Liebesglück und -leid. Soziale Themen lagen ihm am Herzen, er trat für Außenseiter ein, und schon 1958, mit 26 Jahren, schrieb und sang er, als Warnung vor leichtfertigem Waffengebrauch, einen Klassiker der Countrymusik, der nun auch im einstündigen Hofer "Ring of Fire" erklingt: "Don’t take your Guns to Town".

Friese freut sich über den Erfolg der Aufführung, auch für alle Mitwirkenden und für das Publikum, das einen "tollen Abend" erlebt. "Überall um einen herum", sagt er, "sieht man wippende Köpfe und Füße." Erstaunlich ist, dass nicht nur die ältere Generation das Konzert erleben will. Auch deutlich jüngere Leute, die Cash-Songs erst hörten, als der Künstler schon tot war, sind hellauf begeistert. "Damit hatten wir nicht gerechnet", sagt Chefdramaturg Thomas Schindler. Harry Tröger, der in Ostoberfranken als Anführer der Gruppe "Waldschrat" eine Berühmtheit ist und bei "Ring of Fire" am Schlagzeug sitzt, lobt den Bandleader Michael Falk, mit dem "gar nichts schiefgehen kann", und meint, dass die intime Atmosphäre im Studio mit seinen 100 Plätzen zum Gelingen beiträgt: "Das Publikum ist dicht dran und wird von den Darstellern toll mitgenommen." Das bestätigen die Besucher. Ingolf Betsch zum Beispiel, ein pensionierter Lehrer, der in der Premierenvorstellung saß, hatte "schon nach einer Viertelstunde vergessen, dass da ein Schauspieler singt und nicht Johnny Cash".

Derzeit deutet manches darauf hin, dass die Produktion des großen Erfolges wegen in die nächste Spielzeit übernommen wird. Vielleicht auch wird es irgendwann eine Art Fortsetzung geben. "Wenn wie in diesem Fall ein Darsteller perfekt auf der Figur draufsitzt, machen wir so etwas gern wieder", sagt Reinhardt Friese. Volker Ringe, der Held des Johnny-Cash-Abends, könnte sich einen Leonard-Cohen-Abend vorstellen. "Aber vielleicht", schränkt er ein, "war dessen Leben nicht ganz so spannend."

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Karten gibt es nur noch für die Zusatzvorstellung am Freitag, 21. Juni.

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