"Lasst euch nicht verunsichern, alles ist in Ordnung", ruft auch Tote-Hosen-Sänger Campino den Zuschauern zu. Er stimmt Klassiker wie "Hier kommt Alex" an und auch neuere Songs wie "Wie viele Jahre". Nach ein paar Songs erholen sich die Fans langsam vom Schock über die Nachricht vom Terror-Alarm am Nürburgring. Sie lassen sich tatsächlich nicht verunsichern. Niemand will sich die große Party durch Angst vor Terror und Gewalt vermiesen lassen. "Wenn, dann habe ich Angst, dass die Konzerte abgesagt werden - dass etwas passiert, glaube ich nicht", sagt eine junge Besucherin. Und sie ist bei weitem nicht die Einzige, die so denkt. In Nürnberg verläuft alles nach Plan, am Nürburgring sagen die Veranstalter alle Auftritte am Freitagabend ab. Auch Rammstein. Die Fans sind enttäuscht, zeigen aber Verständnis.
Unter den Eindrücken der Terroranschläge der vergangenen Monate waren die Sicherheitsvorkehrungen für das Musikfestival auch in Nürnberg deutlich verschärft worden. Bei der Anreise am Donnerstag etwa mussten die Gäste in langen Schlangen vor den Eingängen ausharren, sämtliche Taschen wurden durchsucht. Auch beim Weg zu den Bühnen gab es neue Regeln: Taschen, Rucksäcke und "Behältnisse aller Art" dürfen in diesem Jahr nicht auf das Festivalgelände.
Zeitgleich mit den Toten Hosen spielen am Freitagabend die Beginner auf der zweiten Bühne für die Hip-Hop-Fans. Ein weiterer Höhepunkt der ersten Nacht sind die Chemnitzer Kraftklub. Am zweiten Tag sorgt System of a Down mit vielen alten Hits für Jubel und wilde Pogo-Tänze. Der krönende Abschluss des Festivals am Sonntag: Rammstein. Feuer, Explosionen und Geschepper auf der Bühne, Extase und Gänsehaut im Publikum.
Und wenn die erschöpften Musikfans nach drei Tagen Festival nach Hause kommen und die Parallelwelt verlassen mit ihren lauten Konzerten, den Menschenmassen, dem Dreck, Regen, Hitze und den hirnlosen Gesängen à la "Willste ein Huhn haben, musste ein Ei legen", schließen sie die Tür hinter sich ab und begrüßen mit einem lauten "Hallo!" wieder das Niveau.
Der eine oder andere legt dann vielleicht Helene Fischer auf, zum Wohlfühlen und Ankommen, ganz heimlich. Muss ja niemand wissen.