Man kann einfach Schmidt heißen und es dennoch zum bedeutenden Staatsmann bringen. Indes setzen Autoren, Tonsetzer, Maler kein rechtes Vertrauen in den alltäglichen Nachnamen. Karl Schmidt hieß der Dresdner Architekturstudent der sich mit 21 Jahren unter die Gründer der "Brücke" reihte. Das war bekanntlich jene wirkmächtige Gruppe, in der sich außerdem Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Fritz Bleyl sammelten, später noch die Kollegen Pechstein, Mueller und Emil Nolde. Nur kurz bestand die Vereinigung und setzte doch unübersehbare Zeichen: In Malerei und Grafik verstärkten die Expressionisten die Konturen der Motive, vereinfachten, verfremdeten sie und füllten die Flächen mit starken Farben, mit Fehlfarben auch - alles um des Ausdrucks, der Expression willen. Karl Schmidt erprobte an Gesichtern und Gestalten, Dingen und Landschaften wohl am radikalsten die Möglichkeit der Abstraktion. Unverwechselbar wünschte er sich darum auch seinen Namen und schrieb sich fortan nach der bei Chemnitz gelegenen Gemeinde Rottluff, wo er heute vor 125 Jahren zu Welt kam. In der Grelligkeit und Flächigkeit der Koloristik übertraf Schmidt-Rottluff die anderen noch. "Primitive" Objekte der Ureinwohner Schwarzafrikas inspirierten seine Plastiken. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs verlegte er sich auf religiöse Motive. An die Ostsee, wo er später gern Menschen bei körperlicher Arbeit darstellte, zog er sich nach 1933 vor den Nazis zurück, die ihm 1941 das Malen verboten. Von Spiegelbildern tiefer Niedergeschlagenheit kehrte er in seinem Spätwerk - Schmidt-Rottluff starb 1976 in West-Berlin - zu erstaunlicher Farbkraft zurück. Übrigens: Schmidt allein reicht manchmal durchaus. So fertigte den Komponisten Franz Schmidt sein Lehrer Theodor Leschetizky zwar mit den Worten ab: "Wenn einer Schmidt heißt, soll er nicht Künstler werden." Der Verhöhnte aber blieb dem Namen und Berufsziel treu - und wurde der letzte große Spätromantiker Österreichs.