"Aus dem Budget für vier Produktionen haben wir in dieser Saison fünf Premieren auf die Wunsiedler Bühne gebracht", sagte Simmler: Nun müsse man sehen, ob das Experiment gelinge oder nicht. "Irgendwann wird man betriebsblind."

Und? Das Experiment gelang, fanden zumindest die lange applaudierenden Premieren-Gäste am Freitag. Betriebsblind war dieses Wagnis trotzdem, wie die wirtschaftliche Gegenüberstellung der Kosten und Besucherzahlen ergeben wird. Bereits zur "Zucker"-Premiere am Freitag klafften im Zuschauerraum etliche Lücken. Am Samstag und erst recht am Sonntag wollten noch weniger zahlende Gäste wissen, was passiert, wenn Birgit Simmler sich mit 21 Darstellern und acht Musikern am "süßen Leben" versucht.

Sieben harte Proben-Wochen sind selbst für Musical-Profis kein Zuckerschlecken - ebenso wenig wie die vielen Monate, in denen Simmler Welt- und Lokalgeschichte sammelte, sie zu einer dollen Geschichte zusammenmixte und ihren Partner Paul Graham Brown die passende Musik dafür komponieren ließ.

Das zuckrige Happy End darf sich deshalb nicht allein auf den Inhalt beschränken. Simmlers "starke und süße Geschichte" über den Stoff "wie Blut oder Luft" sollte mindestens noch eine Saison auf der Luisenburg-Bühne kleben bleiben - allerdings verteilt in verträgliche Häppchen über alle Spielzeit-Wochen hinweg, statt so viel Energie, Kompetenz und Spielfreude erneut an den allerletzten drei Eigenproduktions-Terminen wie auf der Reste-Rampe zu verschleudern. Nur Mut: "Zucker" ist gut.