Hamburg - Commissario Brunetti kehrt zurück, Bruno, der Chef de Police aus dem Périgord, wird erwartet, und auch Cormoran Strike, Sara Linton, Will Trent und viele andere haben sich angesagt: Das Jahr 2016 wird wieder ein Sammelplatz der Krimi-Helden - der altbekannten. Hinzu werden sich Neueinsteiger gesellen, von denen sicher nicht allzu viele "Eintagsfliegen" bleiben. Denn Verlage und Autoren wissen um den Reiz und Erfolg der Serien, die Polizisten, Detektive, Anwälte, Mediziner und Hobby-Schnüffler samt privatem Umfeld in den Mittelpunkt stellen und Suchtpotential entwickeln.

Mit seinem nunmehr 25. Fall ist Donna Leons Guido Brunetti der dienstälteste Polizist der literarischen Verbrecherjagd und einer der beliebtesten. Den erfolgreichsten Ermittler stellt - zumindest nach dem Krimi-Reihen-Ranking des aktuellen "buchreports" - der Däne Jussi Adler-Olsen mit Carl Mørck. Vom Venezianer Brunetti ist immerhin bekannt, dass er seinen Jubiläums-Einsatz, bei dem es um "Ewige Jugend" geht, im Juni hat, wie der Diogenes Verlag ankündigte. Der Titel bezieht sich natürlich nicht auf den scheinbar alterslosen Commissario, sondern auf ein Mädchen, dessen Geistesstand nach einem schweren Unfall im Ist-Zustand konserviert wird.

Adler-Olsen will auch in diesem Jahr liefern - allerdings erst einmal auf Dänisch. Wie zeitnah der Deutsche Taschenbuchverlag Mørcks nächsten (und siebten) Fall dem hiesigen Publikum serviert, ist noch nicht bekannt.
"Eskapaden" machen ab April dem Dorfpolizisten Bruno zu schaffen. Dabei erlebt der französische Held des Schotten Martin Walker beim Geburtstagsfest eines Kriegsheroen eine böse Überraschung. Auch sein achter Fall wird für Diogenes ein Erfolgsgarant sein.

Bei Blanvalet heißt das Zugpferd J.K. Rowling alias Robert Galbraith. Die «Harry-Potter»-Erfinderin lässt ab März ihren Detektiv Cormoran Strike seinen dritten Fall lösen, "Die Ernte des Bösen". An seiner Seite wie immer die hübsche und pfiffige Robin. Aus demselben Haus kommt im Mai - sozusagen als Abschiedsgeschenk, denn die Autorin wechselt den Verlag - ein neuer Karin-Slaughter-Thriller. Bei den Ermittlungen kommt sich ihr Erfolgsduo Sara Linton und Will Trent ab Mai in "Schwarze Wut" in die Quere.
Karin Slaughter gibt gleich auch noch die Empfehlung für einen "Frischling" ab. Laura McHughs Erstling "Die Schwere des Blutes", der im Juni bei Limes erscheint, sei "ein fantastisches Debüt! Nicht verpassen!".

Eine gute Bekannte hingegen ist Kristina Ohlsson. Die Schwedin, die mit politischen Krimis auch in Deutschland bereits ein großes Publikum erobert hat, kommt bei Limes im Februar mit dem neuen Thriller "Papierjunge" heraus, der ihre Ermittler Frederika Bergman und Alex Recht nach Israel und in die Vergangenheit führen. Im Februar setzt der Verlag auf den bewährten Eric Berg, der eigentlich Walz heißt. Unter dem Namen Berg bringt er nun seinen vierten Krimi "Die Schattenbucht" auf den Markt.

Nach "Kornblumenblau" setzt das deutsch-serbische Autorenduo Christian Schünemann und Jelena Volic ab Februar auf "Pfingstrosenrot". Der poetische Titel des Polit-Thrillers und zweiten Falls der Belgrader Expertin für internationales Strafrecht, Milena Lukin, hat einen sehr prosaischen, ja grausamen Hintergrund: "Nur hier blüht die Pfingstrose in solch prächtigen Rottönen, weil der Boden mit so viel Blut getränkt ist." Der Fall basiert auf einem wahren Mord: Ein serbisches Ehepaar kommt ums Leben, als es sich von falschen Versprechungen und einem Rückkehrprogramm in die alte Heimat Kosovo locken lässt, wie Diogenes vorab verrät. Wie auch der Vorgänger führt "Pfingstrosenrot" in höchste Kreise der serbischen und europäischen Politik.

Ein bisschen Wehmut schwingt bei Fans der im vergangenen Mai gestorbenen Ruth Rendell sicherlich mit, wenn sie noch einmal "Alle bösen Geister" beschwört. Blanvalet veröffentlicht diesen Paperback-Krimi in deutscher Sprache im Juni. Er erzählt, wie ein erfolgreicher Geschäftsmann zum Mörder und ein Au-Pair-Mädchen in den Fall verwickelt wird, das gar nicht so unschuldig ist, wie man vermuten könnte. Ein abgründiger Blick hinter schöne Fassaden.

"So was von tot" sind Opfer eines Auftragskillers, der nur Auftragskiller umbringt - bis er selbst eines Tages auf der Abschussliste steht. Ausgedacht hat sich diese Geschichte - ebenfalls im Taschenbuchformat von Knaur für den Februar vorgesehen - der US-Amerikaner Chris F. Holm. Vom selben Verlag ist im Mai das Debüt der Britin Gilly Macmillan !Toter Himmel! geplant, in dem ein Kind unter den Augen der Mutter von einem Spielplatz verschwindet.

Ullstein und List setzen auch 2016 wieder auf die beliebten Skandinavien-Krimis. Bereits zu Jahresbeginn erschienen ist Camilla Läckbergs "Die Schneelöwin", der neunte Fall der schwedischen Erfolgsautorin. Ende Februar gibt der Norweger Gard Sveen sein Debüt mit "Der letzte Pilger". Der Roman führt in die Vergangenheit und lüftet ein dunkles Geheimnis der norwegischen Nachkriegsgeschichte. Zeitgleich kommt der zweite Teil einer Mini-Noir-Serie von Jo Nesbø, "Blood on Snow. Das Versteck", heraus, die ins Oslo der 70er Jahre führt. Auch einen Abschied wird es geben: Zum letzten Mal geht Liza Marklunds Heldin, die Journalistin Annika Bengtzon, in "Verletztlich" kruden Geschehnissen auf den Grund. Der Roman der Schwedin erscheint im März.

Vergessen werden sollten nicht die Regionalkrimis, die weiter auf dem Vormarsch sind. Und unter der Masse findet sich auch immer eine Perle. Dazu zählen sicherlich die Kriminalromane der Schwarzwälderin Uta-Maria Heim. Ihr neuestes Werk "Heimstadt muss sterben", das seit kurzem auf dem Markt ist, bezeichnet der Verlag Klöpfer & Meyer als einen "furchtlosen Abgesang auf die Untiefen des gewohnten Regionalkrimis". Wer trockenen Humor liebt und wissen will, wie man aus einer Waffenschiebergeschichte einen schrägen Schelmenroman strickt, sollte unbedingt zugreifen. Auch Ullstein hat den ländlichen Raum für sich entdeckt. Mit Christiane Dieckerhoffs "Spreewaldgrab" beginnt ab sofort eine neue Krimireihe um die Polizistin Klaudia Wagner.

Krimis und Kurzweil gehören zusammen. Genau deshalb lädt Diogenes ab April zur gruselig-wohligen Entspannung in "Gefährliche Ferien" ein. Autoren wie Donna Leon (exklusiv), Andrea Camilleri, Martin Walker, Fred Vargas, Bernhard Schlink und viele andere sind dann mit von der Partie.
Die zweite Hälfte des Krimi-Jahres liegt noch weitgehend im Dunkeln. Blanvalet hat aber bereits für den Herbst einen neuen Roman von Charlotte Link angekündigt. Die bekannte deutsche Autorin verlässt dabei ihr angestammtes Aktionsfeld in Großbritannien und verlegt ihre Handlung erstmals nach Südfrankreich. Aus dem Verlagshaus wird im Herbst auch ein neuer Roman der Rizzoli & Isles-Autorin Tess Gerritsen kommen - allerdings nicht mit dem bewährten Polizei/Gerichtsmediziner-Duo. Für Freude der Spannungsliteratur wird es 2016 also reichlich Krimi-Kost geben - bekömmliche und sicher auch wieder schwer verdauliche.

Notizblock
## Service - Donna Leon: Ewige Jugend, Diogenes Verlag Zürich, - 368 Seite, 24,00 Euro, ISBN 978-3-257-06969-3 -
Martin Walker: Eskapaden, Diogenes Verlag Zürich, - 352 Seiten, 24,00 Euro, ISBN 978-3-257-06968-6 -
Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen, Blanvalet Verlag München, - 672 Seiten, 22,99 Euro, ISBN 978-3-7645-0574-5 -
Karin Slaughter: Schwarze Wut, Blanvalet Verlag München, - 500 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-7645-0518-9 -
Laura McHugh: Schwarze Wut, Limes Verlag München, - 400 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-8090-2643-3 - Kristina Ohlsson: Papierjunge Wut, Limes Verlag München, - 576 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-8090-2640-2 -
Eric Berg: Die Schattenbucht, Limes Verlag München, - 416 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-8090-2642-6 - Christian Schünemann und Jelena Volic: Pfingstrosenrot, Diogenes Verlag Zürich, 368 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-257-06957-0 -
Ruth Rendell: Alle bösen Geister, Blanvalet Verlag München, - 352 Seiten, 16,99 Euro, ISBN 978-3-7645-0509-7 -
Chris F. Holm: So was von tot, Knaur Verlag München, - 320 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3-4265-1741-3 - Gilly Macmillan: Toter Himmel, Knaur Verlag München, - 544 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-4265-1747-5 - Camilla Läckberg: Die Schneelöwin, List Verlag Berlin, - 448 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-4713-5106-2 - Gard Sveen: Der letzte Pilger, List Verlag Berlin, - 544 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-4713-5116-1 -
Jo Nesbø, Blood on Snow. Das Versteck, Ullstein Verlag Berlin, - 256 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 978-3-5500-8078-4 -
Liza Marklund: Verletzlich, Ullstein Verlag Berlin, - 352 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-5500-8062-3 - Uta-Maria Heim: Heimstadt muss sterben, Klöpfer & Meyer Verlag Tübingen, 360 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-8635-1413-6 -
Christiane Dieckerhoff: Spreewaldgrab, Ullstein Verlag Berlin, - 352 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-5482-8760-7 -
Gefährliche Ferien - Südfrankreich, Diogenes Verlag Zürich, - 256 Seiten, 10,00 Euro, ISBN 978-3-257-24357-4 -
Gefährliche Ferien - Italien, Diogenes Verlag Zürich, - 256 Seiten, 10,00 Euro, ISBN 978-3-257-24356-7