Tim Parks ist der bestgeeignete Mann für dieses etwas andere Werk; der Typ stellt die richtigen Fragen: Sollten wir jedes Buch zu Ende lesen? Wirklich jedes? Was stimmt nicht mit dem Literaturnobelpreis? Gibt es so etwas wie globalisierte Literatur? Und sind Übersetzungen immer das Gelbe vom Ei? Dürfen Autoren eigentlich (viel) Geld verdienen? Und warum bestehen Schriftsteller darauf, man solle sich auf ihre Romane konzentrieren - als gebe es zwischen Schreiben und Leben keinen Zusammenhang?

Tim Parks darf das alles nicht nur fragen, sondern auch beantworten. Als einer von ganz wenigen Menschen weltweit. Parks ist Schriftsteller. Ein sehr guter sogar, man denke nur an herausragende Werke wie "Stille" oder "Doppelleben" (der Schreiber dieser Zeilen gibt sich als Fan zu erkennen). Tim Parks startete seine Schriftstellerkarriere übrigens keineswegs um des lieben Geldes willen: Erst das siebte Buch in sechs Jahren brachte ihm einen Vertrag ein: schnöde 1000 Pfund - für weltweite Nutzungsrechte, wohlgemerkt. Doch Parks ist ebenso Literaturwissenschaftler, unterrichtet literarisches Übersetzen an der Universität Mailand und arbeitet als Literaturkritiker. Natürlich übersetzt er auch.

Wer als der in Italien lebende Engländer Tim Parks wäre also besser geeignet, nicht nur die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch die passenden Antworten parat zu haben. Und diese sind manches Mal unerwartet, oft auch provokativ - doch immer argumentativ unterfüttert und vor Kompetenz strotzend. TL

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Tim Parks: Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen; Verlag Antje Kunstmann; 240 Seiten, 20 Euro.